Eröffnung neue Sommerausstellung im Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg

folder_ak2024.jpgDie neue Sommerausstellung im Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg
eröffnet am Mittwoch, den 1. Mai 2024.

Kopie oder Original? Diese Frage stellt sich in der Kunstwissenschaft hä ufig, so
auch bei Angelika Kauffmann (1741–1807). Nicht wenige ihrer Gemä lde sind in
mehreren Fassungen bekannt. Zudem war das Kopieren jahrhundertelang ein
wesentlicher und anerkannter Teil der Kunstausbildung. Auch Kauffmann selbst
schulte sich an den Alten Meistern und kopierte Arbeiten von Kü nstlerkollegen.
Die Ausstellung zeigt Originale und ihre Wiederholungen und regt dazu an, den
kü nstlerischen und historischen Wert von Kopien neu zu beurteilen.
Von 2022 bis 2024 wird in den Sommerausstellungen des Angelika Kauffmann Museum
ein besonderer Fokus auf die eigene Sammlung und die Angelika-Kauffmann-Sammlung
des vorarlberg museum in Bregenz gelegt.

In der ersten Ausstellung der Trilogie standen Fragen zu Herkunft und Identitä t und zur ö ffentlichen Wahrnehmung Kauffmanns und ihres Werks im Mittelpunkt. Der zweite Teil befasste sich mit der Ausstellungsgeschichte der Kü nstlerin – von ihren Lebzeiten und den ersten ö ffentlichen Kunstausstellungen im England des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart und zum Angelika Kauffmann Museum, das noch immer eines der wenigen, einer Frau gewidmeten Museen weltweit ist.

Der dritte und letzte Teil der Trilogie widmet sich mit der Kunst des Kopierens einem
Thema, das wiederum direkt aus den Sammlungsbestä nden heraus entwickelt wurde
und fü r die Kunstgeschichte im Allgemeinen und in Bezug auf die Vorarlberger Angelika- Kauffmann-Sammlungen im Besonderen von Interesse ist. Allein das vorarlberg museum in Bregenz besitzt ü ber 20 bisher selten ausgestellte Gemä ldekopien sowie zahlreiche Studien, Zeichnungen und Druckgrafiken nach Bildern von Angelika Kauffmann. Anhand ausgewä hlter Exponate aus diesen Bestä nden, ergä nzt durch Leihgaben aus anderen Museen und Privatbesitz, beleuchtet die Ausstellung das Thema aus verschiedenen Perspektiven und zeichnet das Bild einer Kü nstlerin, deren Erfolg und Bekanntheit sich auch an der großen Zahl an Kopien, Nachahmungen und Fä lschungen messen lä sst, die im Laufe der Zeit nach ihren Werken entstanden sind und bis heute hä ufig am Kunstmarkt oder in Sammlungen auftauchen. In der Zusammenschau und im Vergleich von Angelika Kauffmann zugeschriebenen Originalen und Kopien verschiedener Machart und Qualitä t untersucht die Ausstellung, inwiefern Kopien immer auch die Sicht auf ihre Vorbilder verä ndern und damit weit ü ber eine reine Nachahmung hinausgehen. Ziel ist es, am Beispiel der Karriere und posthumen Rezeption von Angelika Kauffmann ein neues Bewusstsein fü r die kü nstlerische und historische Bedeutung des Kopierens zu schaffen und aufzuzeigen, dass es hinsichtlich der Frage „Kopie oder Original?“ nie eine vollstä ndige Gewissheit geben kann.

Angelika Kauffmann kopiert
1. Mai bis 3. November 2024

Lernen durch Kopieren

Dass der Kopie-Begriff in der Kunst gegenwä rtig vorwiegend negativ besetzt ist, verstellt den Blick auf die Tatsache, dass das Kopieren ü ber viele Jahrhunderte hinweg ein wesentlicher und anerkannter Bestandteil der Kunstausbildung war.

Zudem waren Gemä ldekopien und Druckgrafiken vor der Erfindung der Fotografie die einzige Mö glichkeit, Kunstwerke zu vervielfä ltigen und so mehr Menschen zur Anschauung oder als Lehrmittel zugä nglich zu machen. Auch Angelika Kauffmann hat vor allem in ihren Lehrjahren in Italien viel kopiert, um die Kompositionsweisen und Maltechniken der Alten Meister zu studieren. Dank guter Kontakte erhielt sie Zugang zu den damals bedeutendsten Sammlungen von Mailand ü ber Florenz und Venedig bis Neapel und studierte dort, wie ihre Biografen berichten, tage- und nä chtelang bis zur Erschö pfung.

Mit welchen Bildern sie sich in dieser Zeit besonders intensiv auseinandersetzte, davon zeugen unter anderem die Zeichnungen im sogenannten Vallardi-Skizzenbuch, das im
Victoria and Albert Museum in London aufbewahrt wird. Eine kleine Auswahl daraus mit
Skizzen Kauffmanns nach berü hmten Werken von Rembrandt, Anthonis van Dyck und
Tizian wird in Form von Faksimiles in Schwarzenberg prä sentiert.

Fü r Grand-Tour-Reisende und Sammler, die sich ein besonderes Souvenir aus Italien
wü nschten, im Auftrag Kopien nach Meisterwerken von Correggio, Domenichino, Raffael,
Guido Reni oder Guercino anzufertigen, stellte zudem eine bedeutende zusä tzliche
Einnahmequelle fü r die aufstrebende Kü nstlerin dar. Heute sind allerdings nur noch
wenige ihrer Altmeisterkopien aus dieser Zeit nachweisbar. Eine seltene Ausnahme ist
das Gemä lde „Die mystische Verlobung der hl. Katharina“ (1763/64) nach Correggio, das
als Leihgabe aus Privatbesitz in Schwarzenberg gezeigt wird. Ergä nzt wird das
Ausstellungskapitel zu Kauffmanns eigener Kopiertä tigkeit und ihren kü nstlerischen
Vorbildern durch eine Originalzeichnung nach einem Werk von Guido Cagnacci aus einer
Vorarlberger Privatsammlung sowie durch eigenhä ndige Radierungen der Kü nstlerin
nach berü hmten Vorlagen von Raffael, Guercino, Guido Reni und Alessandro Turchi.

Vorbild Angelika Kauffmann

Als weithin bekannte und bewunderte Kü nstlerin wurde Angelika Kauffmann bereits zu
Lebzeiten und insbesondere nach ihrem Tod selbst zum Vorbild fü r Kü nstlerkolleg:innen und nachfolgende Generationen. In Vorarlberg taten sich vor allem zwei junge Kü nstler des 19. Jahrhunderts als ambitionierte Kopisten der berü hmten Malerin hervor: der in Schwarzenberg geborene und frü h in Rom verstorbene Johann Jakob Fink (1821–1846) und der aus Dornbirn stammende Johann Kaspar Rick (1808–1888).
Sie fertigten teils zu Studienzwecken und teils im Auftrag des Vorarlberger Bü rgertums qualitä tsvolle Kopien von in der nä heren Umgebung zugä nglichen Bildern an, wobei es sich hauptsä chlich um Werke aus dem Nachlass handelte, die nach dem Tod der Kü nstlerin aus Rom zu den Verwandten nach Vorarlberg gelangt waren. Die Kopien von Fink und Rick zeugen von der großen Wertschä tzung, die eine jü ngere Vorarlberger Kü nstlergeneration Kauffmann entgegenbrachte. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang ein Selbstbildnis von Johann Kaspar Rick von 1829 aus der Sammlung des Stadtmuseum Dornbirn.

Selbstbewusst versetzt sich der junge Künstler darin in gleicher Pose, mit Zeichengriffel vund Zeichenmappe in den Hä nden in Kauffmanns „Selbstbildnis mit der Bü ste der Minerva“ (um 1784), das sich heute im Bü ndner Kunstmuseum in Chur befindet. Für die Angelika-Kauffmann-Forschung sind die Gemä lde- und Zeichnungskopien von Fink und Rick auch deshalb von Bedeutung, da sie teilweise Auskunft ü ber die Provenienz der Originale geben oder die einzigen Bildzeugnisse mittlerweile verschollener Werke darstellen.

Neue Originale

Die Kauffmann-Verehrung trieb teilweise auch kuriose Blü ten. So widmete etwa im Jahr
1836 Johann Kaspar Rick der Dornbirner Schü tzengesellschaft eine von ihm mit einer
Variation von Kauffmanns „Urteil des Paris“ bemalte Schü tzenscheibe. Kugeleinschü sse
beweisen, dass die Scheibe auch tatsä chlich verwendet wurde. Das Motiv ä hnelt in
Komposition und Malweise stark dem originalen Vorbild, weicht aber teilweise auch
davon ab. Allein schon aufgrund der vö llig anderen Funktion handelt es sich hier also
weniger um eine Kopie als um eine Hommage oder Liebeserklä rung der etwas anderen
Art. Dass die Person Angelika Kauffmann mindestens gleich viel verehrt wurde und wird
wie ihr kü nstlerisches Werk, ä ußert sich auch in der starken Anziehungskraft, die ihre Selbstbildnisse seit jeher auf Sammler:innen ausü ben. Dementsprechend oft wurden
Werke wie ihr „Selbstbildnis mit Zeichenstift und Zeichenmappe“ (1784) kopiert,
nachgeahmt und nachgestochen. Das Original befindet sich als Teil der Bayerischen
Staatsgemä ldesammlungen heute in Mü nchen. Zwei verschiedene Kopien dieses vor
allem im deutschsprachigen Raum sehr bekannten Gemä ldes treffen nun in der
Schwarzenberger Ausstellung erstmals aufeinander und machen ein grundlegendes
Problem bei der Beschä ftigung mit diesem Thema anschaulich: Kopie ist nicht gleich
Kopie. Angesichts der „mitkopierten“ Signatur in einem der Bilder stellen sich auch
andere berechtigte Fragen: Wo hö rt die Kopie auf und wo fä ngt die Fä lschung an? Macht nur die Intention, die hinter einer Kopie steht, den Unterschied, oder ist der eher seltene Fall einer sehr gut gemachten Kopie von vornherein problematisch? Was passiert, wenn eine Kopie das Original in der malerischen Umsetzung der Bildidee vielleicht sogar noch übertrifft oder als freie, deutlich von der Vorlage abweichende Anverwandlung daherkommt? Handelt es sich dann nicht vielmehr um ein neues Original, und was ist überhaupt ein Original? Gibt es nicht auch da verschiedene Abstufungen und Varianten?

Neue Originale schuf schließlich auch Kauffmann selbst, indem sie hä ufig Repliken ihrer eigenen Gemä lde malte. Besonders beliebte Motive wie das in der Ausstellung gezeigte, auf Kupfer gemalte, kleinformatige Bildpaar „Penelope“ und „Kalypso“ aus ihrer Londoner Zeit wiederholte die geschä ftstü chtige Kü nstlerin sogar mehrmals und in verschiedenen Fassungen. Dazu kommen unzä hlige Kopien von fremder Hand, darunter
auch Beispiele aus der jü ngsten Vergangenheit.

Eine Ausstellung des Fördervereins »Freunde Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg«, kuratiert von Thomas Hirtenfelder.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreich bebilderter Katalog mit einem Beitrag von
Kurator Thomas Hirtenfelder und einem Gastbeitrag von Bettina Baumgä rtel (AKRP –
Angelika Kauffmann Research Project, Düsseldorf).

Aktuelle Informationen zu Führungen und Veranstaltungen:

www.angelika-kauffmann.com
Angelika Kauffmann Museum
Brand 34 / 6867 Schwarzenberg
museum@schwarzenberg.at
www.angelika-kauffmann.com

Öffnungszeiten

Di bis So, 10 bis 17 Uhr
Eintritt
Erwachsene € 9,50 Ermä ßigt € 8,50
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre

Kontakt

Schwarzenberg Tourismus
Marina Stiehle
Tel. +43 (0)5512 3570
marina.stiehle@schwarzenberg.cnv.at

folder_ak20242.jpg

Bewerte diesen Artikel

  •  
  • (0)
  •  
  • (3)

Kommentar verfassen

* markierte Felder sind Pflichtfelder.