Von Aufklärung, weiblicher Lust und Vulvamassagen


Jessica Adams (41) ist Bodysex-Coach. Sie unterstützt Frauen, was Themen rund um Sexualität und weibliche Lust angeht. Im Juni plant sie einen ganz speziellen Workshop in Schönenbach.

Jessica Adams (41) ist Bodysex-Coach. Sie unterstützt Frauen, was Themen rund um Sexualität und weibliche Lust angeht. Im Juni plant sie einen ganz speziellen Workshop in Schönenbach.

Bodysex, das ist eine von der Amerikanerin Betty Dodson entwickelte Praxis, wie Jessica Adams gegenüber VOL.AT erklärt.

Sexuelles Trauma ablegen

“Bei Bodysex geht es tatsächlich darum, die Scham und auch das sexuelle Trauma abzulegen, die wir Frauen eigentlich durchgehend alle haben und in diese Sexualität, in diese Verbindung zu kommen einfach, damit, womit wir geboren sind und was man uns aber nicht beibringt“, erklärt Jessica Adams aus Schnepfau.

Adams schmöckert in einem Buch zum Thema Vulva.

Wissen mit anderen teilen

Doch wie kam die Bregenzerwälderin dazu? Sie stieß privat auf das Thema, wie sie erklärt. Dann entschloss sie sich, einen Kurs zu belegen. “Zum damaligen Zeitpunkt habe ich mir noch nicht vorstellen können, dass ich mal mache, was ich heute mache”, gibt sie zu verstehen. “Aber ich habe auch gewusst, dass ich das, was ich gelernt habe, nicht für mich behalten kann.” Zu ihrem heutigen Beruf kam sie schließlich, weil sie ihr neues Wissen mit anderen Frauen teilen wollte. Derzeit beendet Adams zudem gerade ihre Ausbildung zur Sexualberaterin.

“Wir wissens einfach nicht besser”

“Ich glaube schon, dass das eine mit dem anderen einfach sehr viel zu tun hat”, erklärt sie hierzu. “Weil ganz oft Probleme in der Sexualität nichts mit der Sexualität zu tun haben, sondern einfach mit mangelndem Wissen und mit fehlender Kommunikation.” Man wisse es einfach nicht besser, meint sie. “Wir haben nicht wirklich ein Problem, sondern es hat uns eigentlich nie jemand die richtigen Informationen dazu geliefert.” Das liege auch daran, dass es in der Gesellschaft verpönt sei, öffentlich darüber zu sprechen. Das sollte sich laut Adams ändern: “Ich glaube, dass wir uns einen großen Gefallen täten, wenn wir die nächsten Generationen aufklären würden”, erklärt sie gegenüber VOL.AT. Es gehe dabei nicht darum, Kinder gleich von klein auf in vollem Ausmaß aufzuklären, sondern nur die gestellten Fragen richtig zu beantworten.

Zwei Darstellungen des weiblichen Geschlechtsorgans – einmal anatomisch und einmal in künstlerischer Form.

Mythen zur weiblichen Lust

“Ich bin tatsächlich ganz fest der Meinung, dass wir unseren Körper erst selbst kennen sollten”, meint die Bregenzerwälderin. “Dass das eigentlich der richtige Weg wäre, bevor es überhaupt eine Partnersexualität gibt”, so Adams. “Ich mag den Vergleich mit dem Autofahren sehr gerne. Das wäre das gleiche, wenn man jemandem ‘The Fast And The Furious’ zeigt und ihm nachher sagt: Hier ist der Schlüssel und jetzt fahr Auto.” Man müsse für alles lernen, beim Thema Sexualität werde man jedoch allein gelassen. Mitschuld ist laut ihr auch das Bild in den Medien: Nach einem kurzen Vorspiel kommt es dort zur Penetration und dann gleich zum Orgasmus. “Es gibt vielleicht ein bis zwei Prozent aller Frauen, bei denen das funktioniert, aber bei allen anderen funktioniert es einfach nicht”, gibt sie zu verstehen.

Es gebe mittlerweile einiges an guter Literatur zum Thema, so Adams.

Dabei handle es sich um eine von vielen Mythen rund um das Thema Sexualität und weibliche Lust. Mit genau diesen will die Schnepfauerin mit ihrer Arbeit und in Workshops – etwa am 24. Juni in Schönenbach – aufräumen: “Es geht wirklich darum, was heißt denn eigentlich weibliche Lust und einfach auch um das Wissen, einen Orgasmus zu erreichen für eine Frau ist so leicht, wie eins plus eins ergibt zwei.” Man müsse nur wissen wie “und das wissen wir halt nicht. Ganz oft”, verdeutlicht sie. Mittlerweile gebe es auch gute Literatur zum Thema. Wer sich dafür interessiert, kann sich aber auch bei Adams melden – für ein Privatgespräch, Workshops und Beratungen.

“Als erstes sollte man sich selbst kennen”

Das Wichtigste sei, offen darüber zu reden und Dinge schamlos beim Namen zu nennen. Oft gehe es um die Basics: “Wie schaut eine Vulva aus? Wie schaut eine Klitoris aus?” Am häufigsten komme der Orgasmus zur Sprache. “Als Erstes sollte man sich mal selbst kennen. Das heißt, dass man sich selbst angeschaut hat. Sich selbst mal berührt, sich selbst erkundet. Dass man weiß, welches Körperteil übernimmt welche Funktion in der Sexualität”, schildert sie. “Ich finde, das fängt schon ganz oft bei kleinen Kindern mit der Körperbenennung an”, meint Adams. “Es hat niemand ein Problem damit zu sagen: Finger. Oder das ist eine Nase. Aber wir nennen die Geschlechtsorgane von Kindern nicht Penis und Hoden und Vulva.” So komme es auch, dass man bei Kindern oft erlebe, dass sie es lustig fänden oder sich schämen. “Das ist einfach komisch und sollte nicht so sein”, verdeutlicht die Bregenzerwälderin.

Es sei wichtig, über das Thema weibliche Lust und Sexualität zu reden.

Workshop mit Vulvamassage

Beim Workshop “Female Pleasure” wird auch eine Vulvamassage in Angriff genommen. Wenn man den Begriff höre, habe man gleich das Bild von einer sexuellen Handlung vor Augen. “Das soll es eben nicht sein”, verdeutlicht Adams. Die Massage ist von sexuellen Handlungen entkoppelt. “Wenn mir die Hände wehtun und ich massiere meine Hand, dann hat niemand irgendwie eine Vorstellung, dass das irgendwie komisch sein könnte und die Vulvamassage ist genau das, was das Wort sagt”, erklärt der Bodysex Coach. “Jede Frau berührt sich nur immer selbst, es macht auch niemand etwas, das er nicht machen möchte”, gibt sie zu verstehen. “Grenzen sind sowieso ganz was Wichtiges in dieser Arbeit.” Es gehe darum, diese herauszufinden. Die Massage hat einen besonderen Zweck: “Indem man sich anfasst, wird die Verbindung geschaffen zwischen Kopf und Genitalien”, so Adams. “Das ist ein erster, wichtiger Schritt.”

Jessica Adams im Gespräch

“Es geht einfach darum, was ist es alles nicht”, verdeutlicht Jessica Adams zum Thema “Female Pleasure”. “Und es sind ganz viele Sachen nicht, die man uns verkauft”, betont sie. Etwa in Pornos, Büchern, Zeitschriften. Wenn man sich mit weiblicher Sexualität und Lust beschäftige, sei eines wichtig: “Wir sind nicht allein damit”, erklärt die Bregenzerwälderin. “Wir wissen, dass 82 Prozent aller Frauen beim Sex nicht regelmäßig zum Orgasmus kommen”, erklärt sie. “Mir geht es eigentlich darum, dass ich teile, was ich erleben und lernen durfte. Dass andere daran teilnehmen können und vielleicht auch sich auf den Weg machen – genau – zu besserem Sex.”

Mehr Informationen zum Workshop “Female Pleasure” in Schönenbach gibt es hier. Jessica Adams bietet zudem verschiedene Einzelcoachings und Workshops an.

(VOL.AT)

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