Der Bregenzerwald braucht eine sichere Radverbindung ins Rheintal - Geschätzte Kosten zwischen 60 bis 70 Millionen Euro

1.jpgLand Vorarlberg und Regio Bregenzerwald schicken zwei Varianten in die Entscheidungsfindung

Bregenz/VLK – Land Vorarlberg und Regio Bregenzerwald gaben vor etwa einem Jahr die notwendig gewordene Alternativenprüfung zu einem Radweg durch das Achtal in Auftrag, deren Ergebnisse nun vorliegen. „Die eine Variante, die alle Erwartungen erfüllen würde, ökologisch unproblematisch wäre, keine nennenswerten Höhenunterschiede überwinden müsste und binnen kurzer Zeit um wenig Geld errichtet werden könnte, gibt es so nicht“, erklärten Mobilitätslandesrat Daniel Zadra und Regio-Obmann Guido Flatz im heutigen (Montag) Pressegespräch. Aber sie sind sich auch darin einig, „dass der Bregenzerwald eine sichere und gute Radverkehrsverbindung ins Rheintal verdient hat.“

   Identifiziert und weiter untersucht wurden acht Varianten vom Bregenzerwald ab Egg ins Rheintal. Sechs dieser Routenvorschläge konnten nach verkehrsplanerischen, ökologischen und bautechnischen Kriterien in einem umfassenden vergleichenden Verfahren sowie nach konstruktiven Diskussionen ausgeschieden werden, da sie insbesondere hinsichtlich Raum/Umwelt und Verkehrswirksamkeit vergleichsweise schlecht abschnitten.

   Übrig bleiben zwei mögliche Radrouten, die nun einer klaren Entscheidungsfindung zugeführt werden, da beide Routen unterschiedliche Herausforderungen und Vor- wie Nachteile mit sich bringen. „Zum einen sehen wir uns eine modifizierte Radwegelösung von Egg nach Kennelbach durch das Achtal genauer an, die unter anderem zwei jeweils rund 500 Meter lange Tunnel beinhalten würde“, erläuterten Zadra und Flatz. „Zum anderen prüfen wir die Errichtung eines Radweges von Egg bis Alberschwende entlang der L200 und eine Weiterführung durch das Schwarzachtobel nach Schwarzach.“

Die zwei Varianten

   Eine Achtal-Tunnellösung würde den geringsten Höhenunterschied aufweisen, nämlich 138 Meter. Sie würde viele Gemeinden im Planungsgebiet einbinden, die Orientierung wäre einfach, die Attraktivität der Strecke hoch. Zudem steht der Großteil der benötigten Flächen im öffentlichen Eigentum. Jedoch wäre ein Betrieb im Winter kaum möglich und das Potenzial dieser Variante für den Alltagsradverkehr wird geringer eingeschätzt als jenes der südlicher gelegenen Streckenführung entlang der L200, dafür weist sie höheres Potenzial für den Freizeitradverkehr auf. Als besonders sensibel stellen sich hier allerdings die naturschutzrechtlichen Belange dar. Zu erwarten sind zusätzlich hohe Kompensationsaufwände, welche durch den Eingriff notwendig würden, es wären auch ausgewiesene Rote Zonen der Wildbach- und Lawinenverbauung zu queren und die topografischen Bedingungen erlauben keine Errichtung in Etappen. „Das Achtal genießt aufgrund seiner einzigarten Fauna und Flora den Status eines Natura-2000-Gebiets, also eines Europaschutzgebiets höchsten Ranges. Wer im Natura-2000-Gebiet solch umfangreiche Eingriffe vornehmen will – wie den Bau einer Radverbindung –, hat mit sehr großen Verfahrens- und Genehmigungsrisiken zu rechnen, weswegen schon die Variantenprüfung unbedingt notwendig war und weshalb nun auch die zwei verbliebenen Varianten einer klaren Entscheidungsfindung zugeführt werden müssen“, betonen Zadra und Flatz.

   Doch auch die Strecke entlang der L200 und durch das Schwarzachtobel bringt Herausforderungen mit sich. Die Route ist im Freizeitradverkehr weniger ansprechend, im Bereich von Alberschwende wäre mit dem Verlust charakteristischer landschaftlicher Erscheinungsbilder zu rechnen, so sind auch hier größere Bauwerke notwendig. Die benötigten Grundstücke stehen überwiegend im Privatbesitz, so dass von einer hohen Anzahl an Ablöseverfahren auszugehen ist. Außerdem werden auf dieser Route die Gemeinden nördlich der Bregenzerach nicht angebunden. Jedoch würde die Strecke ein hohes Potenzial für den Alltagsradverkehr mit sich bringen, da sie die bevölkerungsreichsten Gemeinden des Bregenzerwaldes mit dem Rheintal verknüpft, ganzjährig befahrbar wäre und bei Schwarzach sehr zentral in das Rheintal münden würde – mit guten Verbindungsmöglichkeiten Richtung Dornbirn und Hohenems sowie Wolfurt und Bregenz. Der Höhenunterschied beträgt zwar 308 Meter, dafür ist die Strecke fünf Kilometer kürzer als der Achtalweg. „Bei dieser Variante sind kaum negative ökologische Effekte zu befürchten, es werden keinerlei Schutzgebiete berührt und darüber hinaus könnte man diese Strecke in Etappen errichten, was ein wichtiger finanzieller Faktor sein kann“, hoben Zadra und Flatz hervor.

Nächste Schritte
Für die Entscheidung hinsichtlich der Trasse braucht es detaillierte Informationen zu Betriebs- und Unterhaltskosten, Verkehrswirksamkeit, Grundstücksablösen, juristischem Verfahrensrisiko und die Übereinstimmung mit dem Mobilitätskonzept 2019. Mit der Einschätzung der naturschutzrechtlichen Herausforderungen wird das Land in einem nächsten Schritt einschlägige juristische ExpertInnen beauftragen. Eine Entscheidung soll schnellstmöglich auf dem Tisch liegen.

   „Grundsätzlich muss uns klar sein: Es wird in jedem Fall teuer“, so Zadra und Flatz. Die Kostenschätzungen für die beiden zur Diskussion stehenden Varianten liegen zwischen 60 und 70 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das aktuelle (Rekord-)Radbudget des Landes beträgt gerade einmal zwölf Millionen Euro. Welche Entscheidung auch immer am Ende fällt – aus den regulären budgetären Mitteln für den Radverkehr ist dieses Projekt nicht finanzierbar. „Doch die Regio und das Land sind sich einig“, betonten LR Zadra und Regio Obmann Flatz: „Es braucht eine alltagstaugliche und sichere Anbindung für den Radverkehr vom Bregenzerwald ins Rheintal.“

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Kommentare zu diesem Artikel

  • Wenn ich nicht übers Bödele radle, nehm ich gern auch oft die L200. Im Sommer und im Winter. Fahr gern auch mal für LKWs rechts ran und freu mich über rücksichtsvolle Autofahrer. Dank Maximo geht’s bei Sauwetter mit dem Bus.
    Außerhalb der Komfortzone bin ich nie.
    Ticke ich da jetzt sooo außerirdisch?

  • Die Grünen können es sowieso niemanden Recht machen, so oder so, da sollte man mal andere Parteien an der Nase nehmen.

  • Wenn ich von 2 grünen Pendlern höre L200, dann freue ich mich auf den Winter und Sauwetter. Bitte allgemein mehr die Öffis nützen und heraus aus der Komfortzone. Maximo! Bei den Bus- und Bahnverbindungen braucht man nicht unbedingt ein Auto zur Arbeit. Jedem sein Auto, aber Fahrten wo geht einsparen, dass wäre mal ein Ansatz.

    Der Radweg durchs Achtal für Freizeit und Tourismus.

  • Das erleben wir alle wie die Wälderhalle und den Wälderzug, oder Liftverbindung Dornbirn - Bersbuch nicht. Was sagt uns das?

  • Was müssen die 6 ausgeschiedenen Vorschläge, wahrscheinlich teuer bezahlt, für Schwachsinn gewesen sein, wenn Fahrradweg L200 im Finale steht.

  • Wow, an der stark befahrenen B200 radfahren = amächelig (da fährt doch niemand)🙈

  • Das können nur grüne und Schwarze Politiker sagen, dass die Achtalvariante im Winter nicht benützbar ist für die Pendler..
    1. Wer fährt im Bregenzerwald bei normalen Wintern mit dem Rad.

    2. Der Aufwand die Radstrecke entlang der B200 für den Radfahrer im Winter befahrbar zu
    machen kosten sehr sehr Hohe Summen (Ist ja nur Steuergeld). Oder übernimmt das die
    Asfinag?

    3. Bitte lasst den SteuerzahlerInn mit einer Bürgerbefragung darüber entscheiden.

  • “der Berg kreißte und gebar eine Maus”

    Wie viel Jahre, Zeit, Energie u.v.a. auch Geld wurde da buchstäblich „verbraten“ um letztendlich auf diese beiden Varianten zu kommen?
    Mit einer gesunden Portion Hausverstand hätte man schon vor vielen Jahren diese beiden Varianten nennen können um dann aber auch umgehend festzustellen, dass die Strecke entlang der B 200 mit den dabei verbundenen Schwierigkeiten keine „alltagstaugliche und sichere Anbindung“ darstellt.

  • Aber bitte nicht entlang der L200, da nimmt man jedem, vor allem den Touristen, das Naturerlebnis. Wäre schade und würde viel Attraktivität wegnehmen, um einen der schönsten Radwege Europas fertig zu stellen.

  • Der Radweg wäre sicher wichtiger als die Wälderhalle. Heißt das dort budgetierte Geld von Land und Bund für den Radweg nehmen, auch wenn bei den Kosten ein Tropfen auf einem heißen Stein. Die Wälderhalle reicht in 10 Jahren auch noch, wenn schon überhaupt. In Dornbirn Messehalle sind sie ja die einzige Kampfmannschaft und Nachwuchs gibt es ja keinen und keinen Wälder Spieler.