In Szene. Neue Sommerausstellung im Angelika Kauffmann Museum

Die neue Sommerausstellung im Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg mit dem Titel “In Szene. Angelika Kauffmann ausstellen” eröffnet am Sonntag, den 7. Mai 2023.

Schwarzenberg. Mit dem Aufkommen öffentlicher Ausstellungen im 18. Jahrhundert wird Kunst zum gesellschaftlichen Ereignis. Die Karriere von Angelika Kauffmann (1741–1807) fällt genau in diese Zeit. Viele ihrer besten Gemälde entstehen ohne Auftrag für die jährlichen Ausstellungen der Royal Academy of Arts in London. Auch das Bild, das wir heute von der berühmten Malerin haben, wurde und wird vor allem durch Ausstellungen geformt. Originalwerke und Archivmaterial erzählen von dieser Geschichte und von einer Künstlerin, die ihr Publikum immer schon mitgedacht hat.

Fokus auf die eigene Sammlung

Von
2022 bis 2024 wird in den Sommerausstellungen des Angelika Kauffmann Museum ein
besonderer Fokus auf die eigene Sammlung und die Angelika-Kauffmann-Sammlung
des vorarlberg museum in Bregenz gelegt. Ziel ist es, einerseits Schlaglichter
auf diese Bestände und bisher selten gezeigte Originalwerke zu werfen und
andererseits anhand von Archivmaterial, Publikationen und zeitgeschichtlichen
Dokumenten die Rezeptions-, Sammlungs- und Ausstellungsgeschichte der
Künstlerin, insbesondere aus Vorarlberger Sicht, nachzuzeichnen.

Während
in der ersten Ausstellung der Trilogie im Vorjahr Fragen zu Herkunft und
Identität und zur öffentlichen Wahrnehmung der Künstlerin und ihres Werks im
Mittelpunkt standen, beschäftigt sich die diesjährige Ausstellung mit dem
Phänomen der Ausstellung selbst. Welche Ausstellungsprojekte der vergangenen
Jahrzehnte waren die wichtigsten Meilensteine der Kauffmann-Rezeption? Welche
Aspekte ihres Werks und ihrer Persönlichkeit wurden jeweils in den Fokus
gerückt? Wo und in welchen Zusammenhängen wurden ihre Werke ausgestellt? Wie
haben sich Präsentationsformen und Sehgewohnheiten im Laufe der Zeit verändert?
Diese und andere Fragen werden anhand von Originalgemälden, Zeichnungen und
Druckgrafiken sowie historischen Ausstellungsfotos, Katalogen,
Zeitungsberichten und anderem Archivmaterial erstmals genauer beleuchtet. Die
Ausstellungsgeschichte der Künstlerin wird umfassend aufgearbeitet und anhand
ausgewählter Exponate und Hängungen im Ausstellungsraum in Schwarzenberg
rekonstruiert.

„Exhibition pieces“

Angelika
Kauffmann verdankte ihre bereits zu Lebzeiten erlangte internationale
Berühmtheit nicht zuletzt der Tatsache, dass sich die Kunst im 18. Jahrhundert
mit dem Aufkommen öffentlicher Ausstellungen wie dem Pariser Salon und den Londoner
Akademie-Ausstellungen zu einem gesellschaftlichen Ereignis für ein breites
Publikum wandelte. Neben dem Hof- und Auftragskünstler betrat der neue Typus
des Ausstellungskünstlers die Bühne der Kunstwelt. Als Gründungsmitglied der
1768 ins Leben gerufenen Royal Academy of Arts in London nahm Angelika
Kauffmann regelmäßig an deren jährlichen Ausstellungen teil. Viele ihrer besten
Gemälde entstanden ohne Auftrag eigens für diesen Zweck. Sie erkannte schnell
das Potential dieser neuen Kunst-Events, die zehntausende Besucher:innen
anzogen und von der Presse mit großem Interesse verfolgt wurden. Zeitungen und
Magazine berichteten ausführlich über die ausgestellten Werke, über den
neuesten Klatsch und Tratsch und den einen oder anderen Kunst-Skandal. Mittels
wohlkalkulierter, eigens für die Ausstellungen geschaffener Gemälde,
sogenannten „exhibition pieces“, generierte Angelika Kauffmann Aufmerksamkeit
für ihre Person und erhoffte sich Anerkennung durch Kunstkritik und Publikum
sowie neue lukrative Aufträge für Porträts und Historiengemälde. Diese
Entwicklung legte den Grundstein für den modernen Kunst- und
Ausstellungsbetrieb, wie wir ihn heute kennen.

Auf Augenhöhe

Einen
besonderen Höhepunkt der Ausstellung bildet das Hochaltargemälde aus der
Schwarzenberger Pfarrkirche. Zum ersten Mal seit es als Leihgabe in der
Kauffmann-Retrospektive 1998 und 1999 in Düsseldorf, München und Chur gezeigt
wurde, wird das beeindruckende großformatige Gemälde von seinem Platz in der Pfarrkirche
entfernt und im Rahmen einer Ausstellung in Szene gesetzt. Angelika Kauffmann
hat das Bild 1802 in Rom vollendet und der Heimatgemeinde ihres Vaters zum
Geschenk gemacht. Ungefähr zur selben Zeit entstand auch ihr letztes
Selbstbildnis, das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist. Als das
Altargemälde einst in Schwarzenberg eintraf, wurde es aufgrund des großen
Menschenandrangs zunächst vor der Kirche der Bevölkerung präsentiert. Im
Angelika Kauffmann Museum bietet sich nun wieder die einmalige Gelegenheit,
dieses Meisterwerk, das sonst hoch über dem Altar hängt, ganz aus der Nähe zu
bewundern. Auf Augenhöhe mit dem Bild werden Details und malerische Feinheiten
sichtbar, die sonst verborgen bleiben. Hier zeigt sich, dass Ausstellungen
nicht nur Kunstgeschichte schreiben, sondern vor allem auch eine Schule des
Sehens sind.

Eine
Ausstellung des Fördervereins »Freunde Angelika Kauffmann Museum
Schwarzenberg«, kuratiert von Thomas Hirtenfelder.

Aktuelle Informationen zu Führungen und Veranstaltungen:
www.angelika-kauffmann.com

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