Tiefgründige Satire unterm Galgen

Begeisternde Premiere von „Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan“ der Bühnenspielgruppe des BORG Egg.

Begeisternde Premiere von „Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan“ der Bühnenspielgruppe des BORG Egg.

Egg. Ein Schlitzohr wie er im Buche steht. Nicht im Geschichtsbuch, wohlgemerkt: Dort gilt Christoph Columbus als mehr oder minder honoriger Türöffner der neuen Welt. Ganz anders hat Dario Fo die schillernde Figur Columbus gesehen. Das Ergebnis, die Komödie „Isabella, 3 Karavellen und ein Scharlatan”, kommt selten auf die Bühne, was nicht zuletzt an rund 40 zu besetzenden Rollen liegen dürfte. Genau das machte die Komödie für Direktor Ariel Lang, den Spielleiter der Bühnenspielgruppe des BORG Egg interessant. In mehrmonatiger Arbeit hat er mit seinem jungen Ensemble das Stück gelesen, analysiert, interpretiert und theatralisch aufbereitet. Mit Frische, Elan und Talent präsentierten die 40 Bühnenakteure mit einer höchst engagierten Ensembleleistung ein spannendes Theaterstück. Und zu Recht gab es bei der Premiere begeisterten Applaus für Schauspieler und Regisseur.

Spiel der Mächtigen

Im Stück „Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan“ spielt ein Schauspieler um sein Leben. Von den Schergen der Inquisition wird er zum Schafott geführt, soll wegen Ketzerei gehängt, geköpft und verbrannt werden. Aber er erhält Aufschub unter der Bedingung, dass er dem Volk die Geschichte vom Entdecker Columbus vorspielt. Schon beginnt das Historienspiel um Columbus. Zuerst beobachtet der Tehaterbesucher amüsiert, wie die resolut-kluge Königin Isabella von Kastilien (Leonie Sohm/Julia Jackel) mit ihrem hilflos-hölzernen Ehemann Ferdinand von Aragon (Valentin Sutterlüty) umspringt. Mit allen Mitteln kämpft Columbus, überzeugend verkörpert durch Maximilian Sutterlüty, darum, die Entdeckungsreise nach Indien antreten zu dürfen. Dank der weitsichtigen Politik der Königin darf er eine Expedition zusammenstellen. Im Chor der Mägde brillieren Tabea Berkmann und Norah Drissner gesanglich.

Derbe Ironie

Der Prozess gegen Kolumbus dient dann im zweiten Teil dazu, die eigentliche Entdeckungsfahrt zu rekonstruieren. Die besserwisserischen Ankläger Lukas Meusburger und Elias von der Thannen gehen pedantisch jeden Anklagepunkt durch und so erhält der Zuschauer in Form von Rückblenden auf einem Nebenschauplatz Einblicke in die berühmte Seereise. Im Prozessverlauf wirbelt die angeblich verrückte Johanna (Anna Maria Beer/Jana Kaufmann) über die Bühne und verkündet manch unangenehme Wahrheit, die nicht von Verrücktheit, sondern von politischem Verstand zeugt. Für Dario Fo ist Columbus das dramaturgisch ergiebige Mittel, um mit derber Ironie und grotesker Überzeichnung die Infamie der Mächtigen und die die Bigotterie des Klerus anzuprangern.

Teamwork

Einmal mehr erweist sich das BORG-Schultheater um Direktor Ariel Lang als Garant für anspruchsvolle Theaterstücke. Von Bühnenbild, Inszenierung bis hin zur schauspielerischen Leistung ist es durchaus Professionalität, was das junge Team des Egger Schultheaters auszeichnet. Das Theaterprojekt erhielt wichtige Unterstützung durch die BORG-Lehrer Mag. Maria Meusburger-Bereuter, Mag. Barbara Dür, Mag. Elisabeth Metzler-Faißt, FOL Michael Hirtenfelder, Mag. Daniel Amann und Mag. Hanspeter Sutterlüty. Im Rahmen der Theatertournee finden weitere Aufführungen am Samstag, 13. April um 20.15 Uhr im Wäldersaal in Lingenau sowie am Sonntag, 14. April um 20.15 Uhr im Hermann-Gmeiner-Saal in Alberschwende statt. ME

 

 

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