Auf zwei Beinen und vier Pfoten durch Europa

Schoppernau – Der Italiener Gianluca Ratta hat in den vergangenen elf Jahren fast 50.000 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Immer an seiner Seite: Seine Husky-Hündin Shira. Derzeit weilen die beiden in Vorarlberg.

Verrückt ist er ja schon, dieser Gianluca Ratta. Denn wer bitte kommt auf die Idee, elf Jahre lang mit seinem Hund durch Europa zu latschen? Eben, wohl kaum einer. Der 40-jährige Italiener aber erfüllt sich damit seinen Lebenstraum. Vor mehr als einem Jahrzehnt hat der ehemalige Hundeführer und Biologie-Student seine Zelte im Piemont abgebrochen und sich entschieden, sein Leben künftig nur noch an der Seite seiner Husky-Hündin Shira zu beschreiten.

Ein neues paar Schuhe, bitte

Und das im wahrsten Sinne des Wortes: 46.000 Kilometer haben die beiden in den vergangenen Jahren per pedes zurückgelegt, er dabei mehr als 32 Paar Schuhe kaputt gelaufen. Immer wieder ist der unermüdliche Wanderer in seine Heimat Turin zu Mutter und Schwester zurückgekehrt, vor einigen Jahren hat er seine Erlebnisse auch in einem Buch veröffentlicht.

Vor gut zwei Jahren startete das „Team“ eine weitere Tour durch Europa. „Nur wenn ich unterwegs bin, fühle ich mich lebendig“ beschreibt der 40-Jährige. Tschechien, Ungarn und die Slowakei standen bereits auf dem Plan. Seit einigen Tagen läuft Ratta Vorarlberg ab – nach Warth, Au und Schoppernau hat es ihn bereits verschlagen. Heute soll die Reise gen Bregenz weitergehen, bevor es ihn nach Lustenau und dann in die Schweiz und nach Liechtenstein ziehen wird.

Bis zu 40 Kilometer täglich

20 bis 40 Kilometer, je nach Wetter, Lust und Laune, legen Ratta und sein tierischer Freund an einem Tag zurück. Die letzten zwei Tage residierten sie im Ferienbauernhof von Hanspeter Nigsch in Schoppernau. Umsonst. Denn dass sich während einem elf Jahre andauernden Fußmarsch schlecht Geld verdienen lässt, versteht sich von selbst. Er ist also täglich auf Gastfreundschaft in den Gemeinden angewiesen. In Vorarlberg wurde er diesbezüglich stets mit offenen Armen empfangen: „Ich frage jeweils in den Gemeindeämtern nach einer kostenlosen Unterkunft“, sagt er. Und auch nach einer Bestätigung des Bürgermeisters. Ziel des 40-Jährigen ist nämlich ein Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde für den längsten Fußmarsch in Begleitung eines Hundes.

„Die Reaktionen sind zu Beginn oft etwas verhalten“, gibt er zu. „Doch gewöhnlich bricht das Eis schnell und ich werde gerne aufgenommen.“ Manchmal sei er in Schulen und Kindergärten zu Gast, erzählt von seinen Erlebnissen. Häufig wird er dort gefragt, ob er auf Facebook aktiv ist. „Da lache ich nur, das brauche ich doch nicht“, lächelt er. Ob er ob des ewigen Laufens nicht müde wird? „Zurzeit sind wir glücklich, wie es ist“, meint er. Setzt aber nach: „Gut, ein Häuschen in einem kleinen Dorf wäre schon schön. Irgendwann.“ Materielle Dinge stehen bei ihm derzeit aber ganz weit unten in der Prioritätenliste. „Die Begegnungen mit Menschen sind mir wichtig, alles weitere sehen wir dann morgen.“

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