„dahoam und foat“ Einblicke in die Lebenswelt von (Schwaben-) Kindern

Schwarzenberg – Was bedeutete Kindheit im 19. Jahrhundert? Mussten Kinder arbeiten? Hatten sie Zeit zum Spielen? Gingen sie zur Schule? Was sind Schwabenkinder? Die Ausstellung „dahoam und foat“  im Angelika Kauffmann Museum in Schwarzenberg geht diesen Fragen nach und bietet Einblicke in die Lebenswelt von (Schwaben-) Kindern im 19. und frühen 20. Jahrhundert in einer dörflichen Umgebung.Der Blickwinkel wird auf die Situation der Kinder gelegt: von denen, die „dahoam“ (daheim) waren, und von denen, die „foat“ (fort) zur Arbeit nach Oberschwaben ziehen mussten. Themenbereiche wie Arbeit und Freizeit, Kirche und Schule, Bekleidung und Ernährung werden aufgegriffen und durch Gegenstände, Fotos und Tondokumente veranschaulicht. Die Ausstellung erstreckt sich über den gesamten Wohntrakt eines  450- jährigen Bregenzerwälder Bauernhauses, dem heutigen Angelika Kauffmann Museum: die BesucherInnen können die einzelnen Räume begehen und sich so mühelos in eine frühere Arbeits- und Lebenswelt zurückversetzen. 

Das sogenannte „Schwabengehen“ von Kindern aus Vorarlberg, Tirol und Graubünden erstreckte sich über vier Jahrhunderte: Vom 17. bis ins 20. Jahrhundert zogen alljährlich Kinder und Jugendliche aus den verarmten Alpenregionen nach Oberschwaben und ins Allgäu, um dort als Hütebuben, Mägde und Knechte auf Bauernhöfen zur arbeiten. Die meisten von ihnen waren zwischen zehn und vierzehn Jahren alt, manche auch jünger. Man nannte sie „Schwabenkinder“. Es gab gute und schlechte Plätze, neue Eindrücke und großes Heimweh, viel Arbeit,wenig Schlaf und Menschen, die es gut mit den Kindern meinten, aber auch Schläge und Demütigungen.

In einem überregionalen Projekt, initiiert vom Bauernhaus-Museum Wolfegg, arbeiten Museen und Archive in Vorarlberg, Tirol, Südtirol, Graubünden und Oberschwaben gemeinsam die Thematik der Schwabenkinder auf. Erstmals wurde auf Basis von noch vorhandenen Dienstbotenverzeichnissen des 19. Jahrhunderts in über hundert schwäbischen Archiven, von Akten der Schulbehörden und Schulmatriken der Gemeinden die Namen einzelner Schwabenkinder recherchiert und in eine Datenbank aufgenommen. Es besteht die Möglichkeit, in dieser  Schwabenkinder-Datenbank vor Ort im Museum zu recherchieren. Außerdem kann der 30- minütige Film „Fremdes Brot“ von Tone Bechter angeschaut werden, der in szenischen Aufnahmen dem Weg und Leben der Schwabenkinder nachgeht.

Zur Ausstellung erscheint eine kleine sozialgeschichtliche Studie mit dem Gesamtverzeichnis aller Schwabenkinder aus der Gemeinde Schwarzenberg mit ihrem Geburtsdatum, ihrem Dienstjahr und Dienstort.

Eröffnung: Sonntag, 25.3.2012, 10.30 Uhr

Öffnungszeiten bis 11. Mai:
Sonntag 13.00 bis 17.00 Uhr / Mittwoch – Samstag 14.00 bis 17.00 Uhr

Öffnungszeiten ab 12. Mai:
Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr

In dem Begleitprogramm wird nicht nur historisch-sozialgeschichtlich den Schwabenkindern nachgegangen, sondern es kommen auch junge Menschen in einer multimedialen Lesung zum Thema Kinderarbeit früher und heute zu Wort.

Donnerstag, 19. April 2012, 20.00 Uhr, Angelika Kauffmann Museum
„dahoam und foat“ – Schwarzenberger Schwabenkinder
Exemplarische Studie am Beispiel der Gemeinde Schwarzenberg
Vortrag mit Mag. Thomas Rüscher (Historiker)

Sonntag, 01. Juli / Sonntag, 05. August / Sonntag, 02. September, 10-17 Uhr, Angelika Kauffmann Museum
„Arme Gogo – rieche Gogo“
Im Rahmen von „Kinder in die Mitte – Reiseziel Museum“ können Familien in die Kinder- und Arbeitswelten zur Zeit Angelika Kauffmanns und der Schwabenkinder eintauchen.

Samstag, 06. Oktober 2012, 18.00 – 1.00 Uhr, Angelika Kauffmann Museum
Lange Nacht der Museen

Donnerstag, 08. November 2012, 19.30 Uhr, Angelika Kauffmann Museum
Regina Lampert: „Die Schwabengängerin“, Multimediale Lesung
Schüler/innen der Theatergruppe des BORG Egg lesen aus Regina Lamperts „Die Schwabengängerin“ und setzen sich in Wort, Bild und Musik mit dem Thema „Kinderarbeit einst und heute“ auseinander

Weitere Bregenzerwälder Projektpartner

20. April 2012, 20.00 Uhr, Alberschwende (Heimatmuseum Alberschwende, Mesmers Stall)
„Huoweh heane kea, viel Nüs heane gsea“

1. Juni 2012, 19.00 Uhr, Bezau (Bahnhof Bezau)
„Ga schaffo gau“

Ab Juni 2012, Schröcken (Ortszentrum Schröcken, Alpmuseum „uf’m Tannberg“
„Orme Goga hend müssa go“

Ab Dezember 2012, Hittisau (Frauenmuseum)
„Ou d’Schmelga süand ganga“

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