„alpgang“ in Au als Wanderung durchs bäuerliche Jahr

infostein-heubad.JPGWohl kaum ein Bregenzerwälder Dorf bietet einen solch geschlossenen Blick auf die mehrstufige „nomadische“ Bewirtschaftung wie Au an seiner Sonnseite:

Vom Heimgut im Ortsteil Rehmen über Viehweiden, Berggut, Vorsäß und Hochalpe führt der Themenwanderweg „alpgang“, der heuer seine erste Sommersaison erlebt. Es mag ein Zufall sein, dass die Errichtung des Themenwanderweges „alpgang“ in die zeitliche Nähe der Aufnahme der landwirtschaftlichen Mehrstufenwirtschaft in die nationale Liste des „Immateriellen UNESCO-Welterbes“ fiel. Sicher ist, dass Au in den letzten Tourismus-Jahrzehnten stets um authentische Gästeangebote bemüht war, geeignet, den Gast näher an Menschen, Natur, Geschichte und Kultur heranzuführen. Der „alpgang“ befasst sich als Themenwanderweg mit dem Alpwesen in seiner ganzen Vielfalt und Einbindung in Wirtschaft und Sozialwesen.

Maria-Anna Moosbrugger betreute gemeinsam mit Walter Muxel und Monika Albrecht von Au-Schoppernau Tourismus das Projekt, das mit wiedererweckten Wegen, Informationen, mit erholsamen und musealen Stationen aufwartet. Die Autorin schreibt u. a.: „Auf dem Alpgang werden Veränderungen von Landschaft und Alltagskultur über die vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte deutlich. Zitate alpiner Architektur, vielfältige Kulturlandschaftselemente, artenreiche Lebensräume und literarische Orte sind die Zeugnisse jahrtausende langer Auseinandersetzung der Menschen mit dem Raum. Auf dem Alpgang gewinnt der Wanderer nachhaltige Erkenntnisse über die Nutzung und Entwicklung der 5 Stufen am Berg.“ Der Wanderer spürt: hier walteten im Konzept Sachwissen, Sorgfalt und Anpassung der maßvollen Informationen an ihr natürliches Umfeld. Das Informations-Design ist außergewöhnlich: in massige Steine sind die herausnehmbaren Metalltäfelchen wie Schubladen eingelassen.

Freilich muss sich der Wanderer den bäuerlichen Jahreskreis in zwei (kleine Tour, 350 Höhenmeter) oder sechs (große Variante, 750 Höhenmeter) Stunden verdienen, denn die steilen Hänge zwischen Rehmen und Liegstein bzw. den Alpen rund um den Stoggersattel unterm Diedamskopf fordern nicht nur den Bauern in der Bewirtschaftung, sondern auch dem Wanderer einiges ab. Der Lohn ist reich, begegnet man doch unterschiedlichsten Weideformen, Gebäuden, Stadeln und Alphütten, imposanten Aussichten, Franz Michel Felder, Holzbringwegen, Wasserläufen, Käseproduktion, grünen, blühenden und wuchernden Gehölzen. Und einem duftenden Heubett oder einem kleinen Museum mit bäuerlichen Geräten, Kleidung und Alltagskulturgegenständen. Die Geschichte kargen Landlebens wandelt sich beim Wandern über Berngat, Berbigen, Sattelalpen und Wika in den Reichtum neuen Wissens über alte Traditionen.

Bei der Vorbereitung ging man bedächtig vor, versicherte sich des originalen bäuerlichen Wissens, erarbeitete Themen und Geschichte gemeinsam mit der interessierten Bevölkerung, reaktivierte alte Wege wie den Geißer- und den anspruchsvollen, teilgesicherten Kohloweg durch das Rehmertobel, baute Brücken. FührerInnen wurden ausgebildet, ein Begleitprospekt gedruckt. der Themenweg ins sommerliche Programm geführter Wanderungen von Au und Schoppernau aufgenommen.

Fakten:
„alpgang“ - landschaftliche Zeitreise zwischen Viehweide, Berggut, Vorsäß, Alpe und Wildheu in Au im Bregenzerwald.“
Konzept und Errichtung: 2009/2010
Projektträger: Gemeinde Au/Au-Schoppernau Tourismus
Finanzierung: (40.000 €) je zur Hälfte Gemeinde Au und Förderungen von EU/Leader, Land Vorarlberg, Lebensministerium
Projektleitung: Maria-Anna Moosbrugger
Ausführung: heimische Handwerksbetriebe, Gemeinde Au
Alpgang – große Runde: Rehmen-Vorsäß Berbigen-Obere Sattelalpe-Liegstein-Untere Sattelalpe-Alpe Sattelegg-Wika-Holand-Rehmen. Ca. 750 m Höhenunterschied auf und ab. Gesamtgehzeit 6 Stunden. Wegkategorie weiß-rot-weiß.
Alpgang – kleine Runde: Rehmen-Vorsäß Berbigen-Kohloweg-Wika-Holand-Rehmen. Ca. 350 m Höhenunterschied auf/ab. Gesamtgehzeit 2 Stunden. Wegkategorie weiß-rot-weiß.

Beide Runden erfordern gutes Schuhwerk mit Profilsohle. Verpflegung nur zur Alpzeit in Alphütten.

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