Schröcken verliert Schrecken

20010820_111550492.jpgSeit einem halben Jahrhundert werden steile Berghänge rund ums Dorf gesichert.

Schröcken. Als die Walser im 13. Jahrhundert an den Tannberg kamen, siedelten sie in Lech, Warth, im Auenfeld, auf Nesslegg oder Hochkrumbach – und auch auf dem Girsboden (von Gir = Geier). So hieß der Ort am Talschluss des Bregenzerwaldes, bis der Augsburger Weihbischof Sebastian Müller 1639 zur Kirchenweihe nach Girsboden kam und den legendären Ausspruch tat „Wahrhaft schrecklich ist dieser Ort und Schrecken soll er heißen!“ So hat es jedenfalls der spätere Pfarrer Johann Eberle fast 200 Jahre später aus mündlicher Überlieferung festgehalten. Ob es der Bischof war, oder ob der Ortsname doch eher (so sehen es Historiker) aus dem mhd. „schrecken“ = springen, Sprung, Riss, Spalt (als Umschreibung der zerrissenen und zerklüfteten Umgebung) abgeleitet wird, sei dahingestellt, Tatsache ist, dass seit rund einem halben Jahrhundert systematisch daran gearbeitet wird, dass Schröcken den Schrecken verliert. Ausgelöst wurden die umfangreichen Lawinenschutzmaßnahmen durch den Bau der Hochtannbergstraße von Neßlegg zur Passhöhe, die 1954 eröffnet werden konnte. Der Bliesehang, eines der umfassendsten und imposantesten Lawinenschutzprojekte des Landes, wurde zum Schutz der L 200 mit technischen Verbauungen abgesichert.

Großes Eigenengagement

Doch die Schröckener haben ihre Sicherheit nicht nur der Wildbach- und Lawinenverbauung überlassen, sondern haben sich selbst überaus engagiert daran beteiligt, den Wald aufzuforsten, um einen natürlichen Schutzgürtel zu schaffen. Auch die VN-Aktion „Grünes Vorarlberg“ hat sich mehrfach an diesen Bemühungen beteiligt und Tausende Bäumchen gepflanzt, die sich als Teile eines großen Mosaiks zum Schutz von Wohnraum und Verkehrswegen prächtig entwickelten. Erst vor gut zwei Jahren wurde das Schröckener Engagement mit dem Staatspreis belohnt. Die Agrargemeinschaft „Sonnenberger Wald“ ist seit über 40 Jahren eine regulierte Agrargemeinschaft und mit ihren knapp 50 Mitgliedern für 90 Hektar Wald zuständig.

Für Generationen

So wie die bisherigen Lawinenschutzprojekte Aufgabe für Generationen waren, so wird auch das jetzt laufende „Flächenwirtschaftliche Projekt Schröcken“ mindestens 30 Jahre in Anspruch nehmen „und selbst dann wird man weiterhin mit Pflege- und Unterstützungsmaßnahmen beschäftigt sein“, geben Landesrat Erich Schwärzler und der Regionalverantwortliche Projektbetreuer der Wildbach- und Lawinenverbauung, Elmar Plankensteiner, in einer Zwischenbilanz zu bedenken.

9 Millionen

180 Hektar umfasst das Projektgebiet, insgesamt neun Millionen Euro werden dafür investiert, technische Bauten zu errichten. Zwei Drittel davon sind bereits verbraucht, 4650 Laufmeter Stahlschneebrücken stehen an der Flanke der Höferspitze, rund 1500 werden in den kommenden drei bis vier Sommern noch errichtet. Fertiggestellt ist auch der forstliche Erschließungsweg beim Sonnenbergerwald.

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