Dem Wald eine Chance geben

dsc04252.JPGGemeinsam soll gegen die Gefährdung eines Schutzwaldes in Hittisau vorgegangen werden.

Hittisau. Dem Wald eine Chance geben will das Organisationsteam des Schutzwaldprojekts „Hittisau-Bolgenach“. Eine Gemeinschaft, bestehend aus Waldbesitzern und Anrainern, Fachleuten der Forstabteilung des Landes sowie der Jagdgenossenschaft „Bolgenach II“ will der drohenden Gefahr zu Leibe rücken. Wie funktioniert die „Lebensversicherung Wald“, wie schützt der Wald vor Naturgefahren und wie ist das mit dem Wildverbiss? Diese Fragen beantworteten Peter Feuersinger, Leiter der Forstabteilung Vorarlberg und Waldaufseher Klemens Nenning während einer Begehung mit einer interessierten Zuhörerschaft im gefährdeten Gebiet. Das Schutzwaldprojekt beinhaltet die Sanierung des Waldes oberhalb der Parzelle Bolgenach, der durch seine extrem steile Lage, felsige Waldstandorte und riesige Felsbrocken die darunterliegenden Häuser gefährdet. Forstliche Maßnahmen seien hier nur mit finanzieller Unterstützung des Landes und durch die Beteiligung von Bund und EU möglich, betonte Feuersinger.

Wildverbiss

„Was hier am meisten fehlt ist die Weißtanne“, erklärte Peter Feuersinger. Aufgrund ihrer tiefgehenden Pfahlwurzel biete diese, so ausreichend in den Wäldern vorhanden, eine ausgezeichnete stabilisierende Wirkung. Bei der Begehung wurde sichtbar, dass alle Jungbäume mit Ausnahme der Buchen vom Jungwild stark beschädigt waren. „Weißtannen haben hier keine Chance, weil ihnen bereits im Keimling- und Sämlingsalter der Leittrieb abgefressen wird“, begründet Waldaufseher Klemens Nenning die akute Situation. Daher müsse der Wildbestand auf ein erträgliches Niveau gebracht werden, so Nenning weiter. „Diese Maßnahme ist teilweise umstritten und wird von der Bevölkerung oft falsch verstanden“, gab sich der Waldaufseher etwas besorgt, die Reduzierung des Wildbestandes sei aber zumindest die nächsten zehn Jahre unbedingt notwendig, sollte das Projekt Erfolg haben, resümierte Nenning.

Schwierige Bedingungen

Aufgrund der geologischen Beschaffenheit des Waldes sind die jungen Bäumchen in „Bolgenach II“ auch ohne Wildverbiss äußerst schwierigen Verhältnissen ausgesetzt. Steile Felsen mit wenig Humusauflage und Schneegleiten sensibilisieren die Verjüngungsphase des Waldes. Peter Feuersinger sieht im Schutzwald eine Lebensversicherung für nachkommende Generationen. Eine botanische Raterunde bildete den Abschluss der Veranstaltung. Waldpädagoge Rafael Fetz nahm sich während der Begehung der Kinder an und erklärte diesen auf spielerische Art den Wald. Die Waldeigentümer setzten sich für die nächsten zehn Jahre folgendes Ziel: In jeder Stube soll zu Weihnachten ein weißtannener Christbaum die Stube schmücken!

Umfrage: Wie sehen Sie das Schutzwaldprojekt „Bolgenach II“?

Christian Natter
“Das Projekt soll für die Waldbesitzer an der Bolgenach eine Hilfestellung sein. In diesem steilen Gelände wären die Waldeigentümer, wenn sie auf sich selber gestellt wären, wahrscheinlich auf verlorenem Posten.”

Konrad Bilgeri
“Das Projekt finde ich sinnvoll. Wir als Waldbesitzer werden die Verantwortung übernehmen und hoffen, dass wir mit dem Projekt langfristig Erfolge erzielen können. Die Schutzfunktion des Waldes muss unbedingt erhalten bzw. verbessert werden.”

Eva Eberle
“Der Wald ist für uns und die nachfolgenden Generationen ein Schutz. Meiner Meinung nach sollte die Bevölkerung in dieser Beziehung sensibilisiert werden und der Natur mehr Beachtung schenken. Der Schutzwald ist die Zukunft unserer Kinder.”

Ludwig Bechter
“Um einen schutzbringenden Jungwald aufzubringen muss der Wildbestand den örtlichen Begebenheiten angepasst werden.”

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