So emotional reagiert Johannes Strolz auf sein Sensationsgold - Interview

Olympiasieger Johannes Strolz reagierte emotional auf seinen Triumph in Peiking. “Schwer für mich, nicht zu weinen”

Nachdem Matthias Mayer in der Abfahrt Bronze und im Super-G Gold geholt hatte, brachte am Donnerstag auch der dritte Bewerb in Yanqing Edelmetall für Rot-weiß-rot. In der Kombination sicherte sich Johannes Strolz Gold. Der Vorarlberger schaffte damit, was schon seinem Vater Hubert 1988 in Calgary gelungen war.

“Schwer für mich, nicht zu weinen”

“Speziell wegen der Geschichte meines Vaters bedeutet das so viel für mich. Wenn ich daran denke, all die Bilder und die Goldmedaille von meinem Vater, ist es schwer für mich, nicht zu weinen”, sagte Strolz. “Ich muss mich zuallererst bei meiner Familie bedanken. Sie haben immer an mich geglaubt, und jetzt ist ein Traum wahr geworden – die selbe Goldene, die mein Vater gemacht hat.”

Zwei Olympiasieger in einem Bild – Herzliche Gratulation an Johannes Strolz zur Goldenden bei #Olympia2022. Vater Hubert Strolz (r.), Olympiasieger 1988 mit Sohn Johannes bei den österreichischen Schülermeisterschaften 2007 in Brand. #SkiAlpin #Gold

Foto: @NEUEVT /Archiv pic.twitter.com/PyIRaTBmuF

— Johannes Emerich (@JohannesEmerich) February 10, 2022

Im Frühjahr 2021 war Strolz aus den ÖSV-Kadern gestrichen worden und musste sich fortan in Eigenregie um Vorbereitung und Training kümmern. Seine Skier präpariert Strolz in dieser Saison selbst – auch in China, wiewohl er bei den Abfahrtslatten auf das Know-how der Serviceleute seiner Markenkollegen Mayer und Vincent Kriechmayr zurückgreifen konnte.

Mit seinem ersten Weltcup-Sieg, den er sensationell im Jänner in Adelboden im Slalom realisierte, katapultierte er sich auf die größere Bildfläche und machte sich auch für die Olympia-Aufstellung unverzichtbar.

Dass er beim Großereignis auch die Kombination in Angriff nehmen konnte, wurde erst am letzten Drücker möglich, nachdem Strolz am 13. Jänner kurz vor der Deadline im Europacup in Tarvisio die nötigen FIS-Punkte für die Abfahrt gesammelt hatte.

“Die Opfer haben sich ausgezahlt”

“Es bedeutet so viel für mich, weil ich im Sommer nicht mehr im Team war und mich zurückkämpfen musste, bis ich jetzt wieder den vollen Support habe”, ergänzte der 29-Jährige. “Die Opfer und die harte Arbeit haben sich doch ausgezahlt. Ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass man nie aufgeben soll. Wenn man an sich glaubt, muss man die Chance ergreifen und immer weitermachen.”

Sein heute 59-jähriger Vater hat zwar nie ein Weltcup-Rennen gewonnen, hätte es aber beinahe geschafft, als erster Alpiner einen Olympiasieg zu wiederholen. Doch im entscheidenden Lauf des Kombi-Slaloms bei den Spielen 1992 in Albertville schied er kurz vor dem Ziel überlegen in Führung liegend aus. Johannes erblickte sieben Monate später das Licht der Welt.

Déjà-vu-Alarm aus den @VNRedaktion vom 18. Februar 1988: Eine Steuerreform und Vorarlberg ist geil Ski gefahren. Hubert Strolz holte bei den Olympischen Spielen in Calgary Gold in der Kombination – heute holt sein Sohn Johannes Strolz in Peking Gold in der Kombination. #Olympics pic.twitter.com/PvbqKjdaOn

— Maximilian Werner (@MaxlWerner) February 10, 2022

Johannes Strolz im Interview

Frage: Viele sagen, das ist wie im Märchen. Wie würde Sie beschreiben, was passiert ist?

Strolz: “Man findet fast keine Worte dafür. Es ist wirklich ein Traum für mich. Wenn ich zurückdenke, was ich alles auf mich genommen habe für das Ganze, was ich alles erlebt habe. Dann bin ich einfach unheimlich dankbar, dass ich das erleben darf. Und bin auch sehr stolz, dass ich das geschafft habe.”

Frage: Die hervorragende Abfahrt war der Grundstein. Haben Sie da Ihr Herz in die Hand genommen?

Strolz: “Es war nicht so leicht, dass ich mich fokussiere. Ich habe mich im Abfahrtstraining schon sehr gut gefühlt, dann ging das Kopfkino los mit Medaille, mit Goldmedaille, dass alles möglich ist und fast schon greifbar nahe. Ich bin mit sehr viel Selbstvertrauen in das Rennen gegangen und habe mich wirklich zusammenreißen müssen, dass ich den Fokus halte. Man muss sich auf das konzentrieren, was am Hang zu tun ist. Ich habe in der Abfahrt das Herz in die Hand genommen und mutig und fokussiert einen aggressiven Lauf gezeigt. Im Slalom wusste ich, dass ich wirklich gut in Form bin. Mit der Ausgangsposition rückte das Ganze ein Stück näher. Von dem hatte ich immer schon geträumt, dass ich mit den Besten der Welt um Medaillen kämpfen kann. Ich habe zu mir gesagt: zieh das konzentriert durch.”

Frage: Vergangenen November auf der Reiteralm drohte das Karriereende. Es ging um die Qualifikation für einen Startplatz im Weltcup. Ihre Trainer sagen, das war eine mentale Meisterleistung.

Strolz: “Ich habe mich im Sommer festgelegt, dass ich mich auf diese Qualifikation noch einmal vorbereite. Es war nicht der Plan, die Saison auf Biegen und Brechen durchzuziehen. Sondern die Situation nach der Qualifikation noch einmal neu zu bewerten. Wie ich in Form bin und wie der Standpunkt vom Skiverband ist. Da ist es für mich um sehr, sehr viel gegangen. Das war fast das schwerste Rennen für mich in der Saison.”

Frage: Rennsportleiter Andreas Puelacher musste Sie zum Start in der Abfahrt in Tarvisio erst überreden, damit Sie die Kombi-Startberechtigung für Olympia haben.

Strolz (lacht): “Ja, da bin ich jetzt sehr froh, aber es hat sehr viel Überredungskunst vom Andi gebraucht. Zuerst habe ich nein gesagt, das ist zu viel. Nach Adelboden (Sieg im Slalom/Anm.) war ich nervlich ein bisschen angeschlagen, habe bis drei in der Früh kein Auge zu getan, weil der ganze Tag immer wieder durch mich durch geschossen ist. Nächsten Tag in der Früh ruft mich Andi an und sagt, du musst in einer Stunde entscheiden. Dann habe ich überlegt, zu neunzig Prozent haben alle gesagt, mach es. Aber der Papa speziell hat gesagt, dass es gut ist für mich und ich dadurch die Möglichkeit habe, das ganze Olympiaergebnis ganz anders mitzunehmen. Dass ich die Eröffnungsfeier miterleben kann, dass ich mich an das Flair gewöhnen kann und Energie für die Wettkämpfe mitnehme.”

Frage: Kombi-Olympiasieger wie der Papa, das klingt schon gut, oder?

Strolz: “Auf jeden Fall. Für mich hat diese Goldmedaille eine unheimliche Bedeutung, auch wenn das beim Papa nicht das gleiche Format war. Aber es ist eine ähnliche skifahrerische Leistung. Ich habe mir im Sommer gedacht, falls ich meine Karriere bald beende, muss ich meinem Papa wirklich sagen, was für eine Hochachtung ich vor seiner Leistung habe. Weil ich alles daran gesetzt habe, dass ich auch an die Weltspitze komme. Ich habe mir nicht vorstellen können, wie es ist, bei so einem Großereignis so eine Leistung abrufen zu können. Jetzt habe ich es selber geschafft, das ist unglaublich.”

Frage: Ihre Kollegen aus der Slalom- und Riesentorlaufgruppe, viele Trainer waren heute hier im Zielraum, um sie anzufeuern. Was bedeutet Ihnen das?

Strolz: “Das war in Adelboden schon unheimlich schön, dass sich alle so mit mir gefreut haben. Das bedeutet mir wirklich viel, die Anerkennung und Freude von meinen Teamkollegen, weil die wissen, was es heißt, über Jahre lang hart zu trainieren und sämtliche Höhen und Tiefen zu durchleben. Und wenn sich die Weggefährten so mit einem freuen, ist das was Besonderes. Ich spüre bei jedem Einzelnen, dass es eine ehrliche Freude ist. Schön, dass ich das erleben darf. Ich hoffe, dass im Slalom einer der anderen auch noch zuschlagen kann.”

(APA)

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