Für Strolz ist später Durchbruch "ein Traum"

“Es ist komplett verrückt. Ich bin so knapp vor dem Karriereende gestanden. Und jetzt bin ich ein Weltcupsieger und im Olympiateam für Österreich.”

Johannes Strolz kann es noch immer nicht ganz fassen, dass er mit 29 Jahren einen “absoluten Traum” erlebt. Der Slalom-Spezialist aus Vorarlberg war mangels guter Ergebnisse schon aussortiert, musste privat weitertrainieren und dabei seine Ski selbst wachsen. Sein Sensationssieg in Adelboden hat alles geändert.

Dem Sohn von 1988-Olympiasieger Hubert Strolz ist dort im Winter vor seinem 30. Geburtstag mit dem ersten Weltcupsieg überhaupt seine Ankunft in der Ski-Elite gelungen. Das schlug sich letztlich auch in der Nominierung für die Peking-Winterspiele nieder. Fast noch mehr als der späte Durchbruch freut Strolz, dass er zuletzt als Fünfter in Kitzbühel diesen Coup bestätigen und deshalb danach mit guten Erwartung in Schladming in den nächsten Heim-Slalom gehen konnte.

Strolz als positiver Ausreißer

“Er klopft vorne an. Das tun viele andere derzeit im Slalom zwar auch, aber ich freue mich für ihn total”, quittierte Slalomchef Marko Pfeifer die Leistungen des Vorarlbergers mit Genugtuung. “Er finished von Rennen zu Rennen und kommt auch mit der Startnummer immer weiter nach vorne.”

Strolz ist der positivste Ausreißer in Pfeifers Team, das von vielen Verletzungen geplagt wird und zuletzt wegen positiver Covid-Tests auch immer wieder Fahrer wie Manuel Feller oder Michael Matt vorgeben musste. Strolz ist einerseits happy, dass es ihm ausgerechnet in einer Olympia-Saison gerade so aufgeht. Das Thema Corona beschäftigt ihn und seine Teamkollegen aber gleichzeitig sehr.

Corona als Dauerthema

“Leider ist es fast das größte Thema derzeit und es ist eine zusätzliche Belastung zum ganzem Wettkampfstress”, gestand Strolz, der hofft, “dass das irgendwann nicht mehr im so im Vordergrund steht.” Man würde ohnehin schon das Bestmögliche versuchen. “Was noch außer dass Jeder unter einer Glaskugel lebt?”, fragte sich auch er.

Strolz ist nach wie vor sein eigener Ski-Servicemann und das wird auch noch eine Zeit so bleiben. In Peking wird er zwar von Head mitbetreut, die Slalomski will er sich aber in den Bereichen Kanten und Setup selbst herrichten. Ziel ist aber schon, mittelfristig einen Servicemann zu haben.

Fehlendes Teil gefunden

Strolz ist bewusst, dass er noch vor einem Jahr nicht zu denken gewagt hätte, wo er heute ist. “Beruhige dich mal. Ich kämpfe gerade ums Überleben in diesem Sport”, hätte er jemand geantwortet, der ihm die heutige Situation vorhergesagt hätte. Wie und warum er dort hin gelangt sei? “Ich bin noch einmal gereift, glaube ich. Ich habe schon die letzte Jahre viel richtig und gut gemacht, war immer schon schnell und auch stabil. Irgendwas hat aber noch gefehlt.”

Dieses fehlende Teil habe er im vergangenen Sommer gefunden. “Und dann habe ich im Winter nochmals die Chance und das Vertrauen gekriegt, obwohl die ersten zwei Rennen Nullpunkter waren. Erst dann habe ich endlich mal zwei gute Läufe ins Ziel gebracht und gezeigt, wenn alles passt, ist viel möglich”, sagt der 300. Sieger der Weltcupgeschichte.

Viele Bereiche, sowohl beim Material und auch skifahrerisch, hätten sich verbessert, betonte Strolz. Vor allem aber im Kopf ist viel passiert. “Noch vor Adelboden habe ihn die Ungewissheit und die Frage gequält, “ob ich nächstes Jahr überhaupt noch Profisportler bin oder nicht”. Dann habe er erkannt, dass es dafür ohnehin nie eine Garantie geben werde. “Dann habe ich mir gesagt, hör auf herumzudenken. Die Garantie gibt es für Niemand. Wenn der Hirscher sich verletzt hätte, wäre er genau so in der Luft gehangen. Also habe ich gesagt, lass los und gib Gas.”

Alter Ego Marc Digruber

Strolz’ Alter Ego ist Marc Digruber, mit dem er zuletzt Seite an Seite an der Rückkehr ins Weltcup-Team gearbeitet habe. Für den Polizeisport-Kollegen ist es bisher aber nicht so aufgegangen wie für Strolz. “Trotzdem hat er mir sofort zu Olympia gratuliert und freut sich ehrlich, dass es bei mir so gut funktioniert hat.”

In der Vorbereitung sei er mit Digruber lange auf ähnlichem Niveau gefahren. “Bei mir ist es dann schnell nach oben gegangen, er hat es nicht ganz so umgesetzt. Dabei kämpft er genauso wie ich und haut genauso viel rein”, brach Strolz eine Lanze für den Teamkollegen. Er drücke Digruber jedenfalls natürlich auch die Daumen. “Er ist ein sauguter Skifahrer. Es sind immer nur Kleinigkeit, die entscheiden. Vielleicht passiert es bei ihm nach Olympia auch noch.”

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(APA)

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