Werkraumschau bis Ende Oktober: Vom Schaufenster zum Wissensfenster

sfwf-website-klein-2.jpgDas Werkraumhaus ist ein Schaufenster ins Handwerk. Getragen von den Mitgliedern des Werkraum Bregenzerwald widmet sich die diesjährige Werkraumschau dem Wissen und der Zusammenarbeit im Handwerk.

Die Idee geht zurück auf eine Dialogwerkstatt, einem Format, in welchem die Werkraum-Handwerker*innen sich treffen und austauschen und Anregungen für die Aktivitäten im Werkraum entwickeln. So wird das dem Handwerk eingeschriebene Wissen zum Handlungs- und Themenfeld einer Ausstellung. Gezeigt und erläutert werden Objekte, wie sie in neu gefundenen Gewerksformationen gemeinsam entwickelt und umgesetzt wurden. Die Offenlegung der Entstehungs- und Herstellungsprozesse, eingebettet in soziale, kulturelle und ökologische Zusammenhänge, verbindet Werk und Wissen in einem Raum.

Impliziertes und explizites Wissen
Das Wissen im Handwerk umfasst explizites und implizites Wissen. Das implizite Wissen ist ein stilles oder unsichtbares Wissen (vom Englischen hidden knowledge oder tacit knowing), erworben über Handlungen und Beobachtungen, in Worten nicht vollständig ausdrückbar. Ein eindeutig über Sprache kommunizierbares Wissen wird als explizites Wissen verstanden. Schon William Morris, der Vater des Designs und Kunsthandwerks, hat von den traditionellen Fertigkeiten im Handwerk als einer Art unbewusster Intelligenz gesprochen. Eine Intelligenz, die grundsätzlich an Handlungen gebunden ist und im Gegensatz zum explizitem Wissen schwer zu fassen ist. Das implizite Wissen umfasst immer auch ein Können und ist ein Expertenwissen.

Werkstätten und Baustellen als Wissens- und Lernorte
Wie in den Laboren der Naturwissenschafter*innen wird in den Werkstätten der Handwerker*innen experimentiert, beobachtet, auf Überraschungen oder Unvorhergesehenes unmittelbar reagiert, auch dem Zufall Raum gegeben. Gerade im Bereich von Sanierungen entsteht so Wissenszuwachs, im sorgsamen Umgang mit den Ressourcen ein ökologischer Beitrag. Dieses Einlassen auf neue Problemstellungen im Austausch mit anderen schafft Werte und Qualitäten, die dem handwerklichen Produkt eingeschrieben und im Gebrauch spürbar sind.

15 Beiträge machen Wissen  erfahrbar
„Vom Schaufenster zum Wissensfenster“ stellt in Summe 15 physische Projekte vor. Je nach Projekt sind an der Entwicklung und Umsetzung mindestens zwei bis zu vier Partner*innen aus Handwerk, Gestaltung und Wissenschaft involviert. Aus der Vorgabe, sich Beteiligte zu suchen, mit welchen in dieser Konstellation noch nicht gearbeitet wurde, lassen sich unterschiedliche Wissenspraktiken, vom Wissensaufbau bis zur Wissensdokumentation, ablesen.

Fünf Botschaften zum Wissen im Handwerk
Fünf Botschaften erläutern die objektimmanenten Wissenspraktiken, detaillierte Projektbeschreibungen schaffen die Fakten, die Exponate machen sie erlebbar. Über die App „Hearonymus“ sind Statements der Projektbeteiligten zu hören, in welchen sie über ihre Erfahrungen, die Zusammenarbeit im Team und ihren persönlichen Wissenszuwachs berichten. Somit haben die Besucher*innen die Möglichkeit, mit allen Sinnen in die Welt des Handwerkerwissens einzutauchen.

Foto: Johannes Fink

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