Weisse Fahne für die HLT Bezau – ein besonderes Fest mit Bilder

5-hlt-bezau.jpgAm 25. Juni 2021 konnten alle Absolvent:innen der V. HLT nach einem unterhaltsamen Gottesdienst mit Pfarrer Mathias Bitsche in der Pfarrkirche Großdorf gut gelaunt den Weg in die Egger Berge antreten.

Besonders berührt zeigten sich die Anwesenden durch das Orgelspiel von Alexander Moosbrugger und dem Gesang der Schüler:innen Sarah Kleber und Sandra Bereuter, die mit dem Song„Afterglow“ von Ed Sheeran für Gänsehaut sorgten. Nach der Kirche wurden alle Beteiligten mit einem Aperitif und musikalisch von „WALT“ in Schetteregg, bei Rene und Anita Albrecht vom Schetteregger Hof, empfangen.

Nach einer ersten Begrüßung widmeten sich die Gäste dem ausgezeichneten Essen. Ein umfangreiches Salatbuffet sowie Hühner- und Schweinsmedaillons auf Kartoffelgratin stillten den Hunger und hoben die gute Laune. Nach der kulinarischen Stärkung verlegte die Gemeinschaft kurzerhand von den Innenräumen in den Außenbereich.

Dort wurden seitens des Schulleiters und des Klassenvorstands letzte Gedanken an die Jugendlichen gerichtet. Während der Schulclusterleiter besonders in diesen Zeiten auf die einfachen Weisheiten einer guten Ernährung, ausreichend Bewegung und genügend Schlaf hinwies, wurde durch den Klassenvorstand Bernhard Alvarez eine besondere Geschichte erzählt, die wir hier gerne auszugsweise anführen wollen:

„Wie manche von euch wissen, habe ich einen Teil meines Lebens [Anmerkung: Klassenvorstand Bernhard Alvarez] auf den kanarischen Inseln verbracht und dort, unter anderen, meine Liebe zum Meer entdeckt. Als ich dann vor ca. 10 Jahren wieder nach Vorarlberg kam, war das Meer doch sehr weit weg und meine Frau schenkte mir ein Abonnement für das mare – die Zeitschrift der Meere. Seither bin ich ein begeisterter Leser dieses Blattes, das sehr interessante Artikel mit mehr oder weniger Bezug zum Meer veröffentlich.

Letztes Frühjahr las ich dann einen Bericht mit dem Titel „ein kleiner Himmel“ verfasst von Andrea Walter, der ich an dieser Stelle noch einmal danken möchte. Wieso, erfahrt ihr ein wenig später.

Schauplatz dieses Artikels ist Tarsia, ein kalabrisches Dorf in dem ein Friedhof für Flüchtlinge entsteht, die ihr Leben bei der Überfahrt über das Mittelmeer verloren haben. Der Ort scheint gut gewählt zu sein. Ein paar Auszüge lese ich euch jetzt vor.

In der Nähe, in einem ehemaligen Sumpfgebiet, wurde im Zweiten Weltkrieg das größte Konzentrationslager Italiens gebaut. Es gab 92 Baracken und bis zu 2700 Gefangene, die meisten ausländische Juden, die auf der Flucht in Italien verhaftet worden waren, aber auch andere Feinde des faschistischen Regimes. Und obwohl es ein Internierungslager war, war es – es ist kaum zu glauben – ein menschlicher Ort.

In Ferramonti, wie das Lager hieß, wurde keine Gewalt angewendet. Im Gegenteil: Der Direktor, Paolo Salvatore, ein Polizeikommissar, bestand darauf, dass die Internierten gut behandelt wurden. Die Familien wurden nicht getrennt. Niemand musste arbeiten. Aber sie durften sich selbst organisieren. Die Internierten führten eine Schule, einen Kindergarten, eine Krankenstube, drei Synagogen. Auch eine Art Parlament durften sie bilden, mit einem Delegierten je Baracke. Und die Dorfbewohner brachten ihnen zusätzlich Essen. Tarsia muss in jener Zeit eine Art gallisches Dorf gewesen sein.

Auch das Gedenkmuseum am Ortsrand zeugt davon. Die Ausstellung befindet sich in den wenigen Gebäuden, die geblieben sind, die anderen mussten der Autobahn weichen. Auf Schwarz-Weiß-Aufnahmen sieht man die Internierten beim Kartenspiel, beim Schreinern, bei Fußballturnieren. Sogar Konzerte gaben sie, viele von ihnen waren hochgebildet, Ärzte, Professoren, Musiker – und sie luden die Dorfbewohner zu den Konzerten ein. Die Engländer, die das KZ 1943 befreiten, notierten: „Es ähnelte eher einem kleinen Dorf als allem anderen.“ Als die „Jerusalem Post“ einen Artikel über Ferramonti veröffentlichte, tat sie dies unter der Überschrift „Ein unerwarteter Himmel“.

Der Bürgermeister von Tarsia, Roberto Ameruso, erzählt uns dann Geschichte, die in der Gegend jeder kennt: Es war im September 1943. Nachdem die Alliierten in Sizilien gelandet waren, befand sich die Panzerdivision „Hermann Göring“ auf dem Rückzug gen Norden – über die Straße, an der auch Ferramonti lag.

Die Internierten hatten schreckliche Angst. Die Lagerleitung öffnete die Tore, damit sie ins nahe Ackerland fliehen konnten. Zurück blieben nur die Alten, die Kranken und der Geistliche des Lagers. Am Eingang hissten sie die gelbe Flagge. Sie bedeutete: Hier herrscht Cholera. Die Deutschen verschonten das Lager. Die Bauern in ihren Hütten auf dem Land indes öffneten den Internierten die Türen: „Favorite!“, sagten sie, kommt herein! „Sie teilten mit ihnen das Wenige, das sie hatten“, sagt Ameruso.

An der Piazza, gegenüber dem Rathaus liegt der Schneiderladen von Ernesto. Unter einem Fenster, hat Ernesto Fotos angebracht, Postkarten, einen Kalender und einen Brief. Er stammt von einem Überlebenden eines KZs und ist an einen Universitätsprofessor gerichtet.

So und jetzt langsam komme ich zum Punkt. Als ich über den Inhalt dieses Briefes las, dachte ich mir, den muss ich euch bei eurem Valet vorlesen. Er beinhaltet in wenigen Zeilen die Weisheit eines ganzen Lebens. Also suchte ich im Internet nach diesem Brief - und fand ihn nicht. Wenig überzeugt eine Antwort zu erhalten, schreib ich der Autorin des Textes und erzählte ihr von meinem Vorhaben. Sie antwortete prompt und sagte, sie hätte den Brief zwar nicht, aber sie würde aber jemandem aus dem Dorf bitten, ihr ein Foto zu schicken. Das tat sie und so bin ich zu dem Brief gekommen den ich nun vorlesen werde.

Ich bin ein Überlebender des Konzentrationslagers. Meine Augen haben gesehen, was kein Mensch jemals sehen sollte: Gaskammern, die von Ingenieuren gebaut wurden, Kinder, die von Ärzten vergiftet wurden, Säuglinge, die von Krankenschwestern getötet wurden, Frauen und Kinder, die von Abiturienten und Universitätsabsolventen ermordet und verbrannt wurden. Ich misstraue daher der Bildung. Meine Bitte ist: Helfen Sie Ihren Schülern, Menschen zu werden. Ihre Bemühungen dürfen niemals gebildete Monster, qualifizierte Psychopathen und perfekte Eichmanns hervorbringen. Lesen, Schreiben und Rechnen sind nicht wichtig, wenn sie nicht dazu dienen, unsere Kinder menschlicher zu machen.“

Beim weiteren Verlauf der Verabschiedung stellte Dir. Mario Hammerer das hohe Niveau der Prüfungsergebnisse und die Bedeutung einer hervorragenden Ausbildung für einen erfolgreichen Berufseinstieg in den Vordergrund. KV Bernhard Alvarez bedankte sich bei allen Beteiligten sehr herzlich und lobte in seinen Worten die gute Zusammenarbeit von Eltern und Lehrenden auch in den sehr fordernden letzten Monaten.

Neben 7 Auszeichnungen gab es in dieser Klasse noch zusätzlich 8 Schüler/innen mit „Gutem Erfolg“. Besonders erfreulich: alle haben bestanden, die weiße Fahne wehte in Egg/Schetteregg!

Beim anschließenden Zusammensein wurde ausgiebig diskutiert, reflektiert und gefeiert. Das haben sich alle Beteiligten verdient. Weitere bilder - KLICK HIER!

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