Vorarlberg: Kein neuer Lockdown zu befürchten?

ampel.jpg(VN)Vorarlberg droht “rot”

Wien, Schwarzach Die täglichen Neuinfektionen im östlichen Österreich steigen. Die Intensivstationen füllen sich. In Wien, Niederösterreich und im Burgenland verschärft sich die Lage zunehmend. Doch auch in den anderen Bundesländern nehmen die Coronazahlen zu, selbst in Vorarlberg. Vor sieben Tagen lag das Land noch bei 59 Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohner, jetzt kommt es auf 102,7. Trotz Steigerung verzeichnet die Lockerungsmodell-Region weiterhin den mit Abstand niedrigsten Wert in ganz Österreich. Zum Vergleich: Den zweitniedrigsten Wert erzielten die Steiermark und Kärnten mit 194,7 beziehungsweise 198,3, Wien lag am Freitag mit 310,5 an der österreichweiten Spitze.

Britische Mutation greift um sich

Die zunehmenden Neuinfektionen hängen unter anderem mit den neuen Varianten des Coronavirus zusammen. Wie die VN berichteten, haben sie längst überhand genommen. Vor allem die sogenannte britische Mutation (B117) greift um sich. In Niederösterreich sind bereits 95 Prozent aller Fälle von einer neuen Variante betroffen, gefolgt vom Burgenland (94 Prozent), Salzburg (89), Steiermark (84) und Wien (83). Auch in Vorarlberg hat sich die neue Variante durchgesetzt. Lag ihr Anteil bislang bei rund einem Drittel aller Coronafälle, sind mittlerweile mehr als die Hälfte der registrierten Neuinfizierten betroffen, nämlich 59 Prozent. Weniger sind es nur in Tirol mit 46 Prozent. Die „südafrikanische“ Variante (B1351) ist in allen Bundesländern rückläufig. In Tirol sind 16 Fälle bekannt, in Wien elf und in Vorarlberg einer. Maßnahmen wie das PCR-Testen von K1- und K2-Kontaktpersonen, Kontaktpersonenerhebung bis zu 96 Stunden zurück und ein intensiviertes Testangebot an die Bevölkerung haben laut Ampelkommission beim Eindämmen geholfen.

Die aktuellen Prognosen gehen in den kommenden Tagen von einem Infektionsgeschehen mit täglich rund 3700 bis 4500 Fällen in ganz Österreich aus, am letzten Prognosetag – dem 31. März – liegt die Inzidenz bei 328. In Wien werden 448 Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohner prognostiziert, in Vorarlberg 119.

Osterruhe

Für Wien, Niederösterreich und das Burgenland soll nun eine sogenannte Osterruhe Schlimmeres verhindern. Einzelhandel und körpernahe Dienstleister schließen von Gründonnerstag bis Dienstag nach Ostern. Nur Geschäfte des täglichen Bedarfs bleiben offen. Die Ausgangsbeschränkungen gelten rund um die Uhr.

In der Woche nach Ostern gehen die Schulen in den Fernunterricht. Zudem sind für den Handel mit Ausnahme der Supermärkte Zugangstests angedacht. Pendler müssen sich öfters testen, auch die Maskenpflicht wird verschärft. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Maßnahmen nach Ostern verlängert werden.

Doch reichen die neuen Regeln im Osten überhaupt, um die Spitäler zu entlasten? Vermutlich nicht, meint Gesundheitsexperte Armin Fidler, der für Vorarlberg in der Ampel-Kommission sitzt. „Um den Anstieg zu stoppen oder sogar zu reduzieren, müsste man wahrscheinlich eher mit einer Dauer von zwei Wochen rechnen. Doch sechs Tage sind besser als nichts.“ Vieles hänge davon ab, ob die Bevölkerung die Regeln mittrage. „Das ist sicher ein wesentlicher Faktor.“ Die Maßnahmen orientieren sich jedenfalls nicht rein an wissenschaftlichen Kriterien. Zahlreiche Entscheidungen erfolgten nach Erfahrungswerten „aus dem Bauch heraus.“ Zudem bezweifelt Fidler, ob sich Westen und Osten Österreichs so leicht auseinanderhalten lassen. Salzburg habe schon fast eine ähnlich hohe Inzidenz. Außer in der Steiermark, Kärnten und Vorarlberg liegt sie in allen Bundesländern über 200.

Maßnahmen ungewiss

Dass die Zahlen auch im Land zunehmen, ist aus der Sicht des Experten klar. Wie es mit den Maßnahmen in Vorarlberg weitergehe, sei aber noch nicht absehbar. Sobald das aktuelle Musterland von der Ampelkommission „rot“ eingestuft wird, gebe es Gespräche. „Das lässt sich nicht verhindern.“ Derzeit sei aber nicht davon auszugehen, dass ein neuer Lockdown droht. „Vorarlberg ist immer noch meilenweit entfernt vom übrigen Österreich.“ Das zeige sich beispielsweise auch auf den Intensivstationen, wo keine Überlastung herrsche. „Der Osten des Landes verdeutlicht aber, wie schnell sich so etwas ändern kann.“ VN-RAM, EBI

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