16 Tage gegen Gewalt an Frauen

frau.jpgFrauenmuseum Hittisau und die Vorarlberger Bürgermeisterinnen nehmen an der UN-Kampagne ORANGE THE WORLD teil und setzen ein Signal.

Weltweit ist jede 3. Frau von Gewalt betroffen, in Österreich erfährt jede 5. Frau ab ihrem 16. Lebensjahr psychische, physische und/oder sexuelle Gewalt. Dagegen wollen das Frauenmuseum Hittisau und die Vorarlberger Bürgermeisterinnen ein Zeichen setzen.

Im Fenster des Frauenmuseums blinken ab Mittwoch, 25. November – dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen – 24 orange Warnlampen, angeordnet in einem Kreis. Die Lichtinstallation „O“, erarbeitet mit Künstler Wolfgang Schwarzmann (Kunst Vorarlberg), soll mit ihrer Strahlkraft nach außen auf das Thema aufmerksam machen und zur Diskussion aufrufen. 16 Tage lang werden die Lichter ihr Signal nach außen senden und damit einen Beitrag zur UN-Kampagne „Orange the World“ liefern.

Unterstützt wird das Projekt von den sechs Bürgermeisterinnen Vorarlbergs: Andrea Kaufmann (Stadt Dornbirn), Alexandra Martin (Gemeinde Raggal), Angelika Schwarmann (Gemeinde Alberschwende), Bianca Moosbrugger-Petter (Gemeinde Reuthe), Carmen Steurer (Gemeinde Lingenau) und Katharina Wöß-Krall (Marktgemeinde Rankweil) sowie vom Bürgermeister der Heimatgemeinde Hittisau, Gerhard Beer. Gemeinsam mit dem Frauenmuseum Hittisau setzen sie ein Zeichen – und zwar eines mit Signalwirkung.

Aktualität und Geschichte
Stefania Pitscheider Soraperra, Direktorin des Frauenmuseum Hittisau, erklärt den Hintergrund der Aktion: „Als Frauenmuseum möchten wir einerseits die oft vergessene Frauengeschichte aufzeigen. Andererseits möchten wir auch die Probleme sichtbar machen, denen viele Frauen auf der ganzen Welt ausgesetzt sind. Und die Gewalt an Frauen ist ein gewaltiges Problem, auch hierzulande. Österreich verzeichnet z.B. seit Jahren mehr Morde an Frauen als an Männern.“
2019 waren es laut Statistik des Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) konkret 39 Frauen, die im überwiegenden Fall von Tätern aus dem familiären Umfeld oder im Beziehungskontext (z.B. Partner oder Ex-Partner) ermordet wurden – also rund 3 Frauen monatlich.

Das Problem sichtbar machen
Die Umsetzung des Projektes wurde maßgeblich von der Stadt Dornbirn und der Gemeinde Alberschwende unterstützt, die die Warnleuchten zur Verfügung gestellt haben.

Andrea Kaufmann, Bürgermeisterin der Stadt Dornbirn verweist auf die Präsenz des Problems: “Gewalt an Frauen passiert nicht irgendwo weit weg. Es gibt sie auch nahezu täglich in unserer Nähe. Wir sind daher alle gut beraten, eine besondere Sensibilität für das Thema zu entwickeln. Die Gesellschaft darf niemals wegschauen, wenn Mädchen oder Frauen Gewalt angetan oder auch nur angedroht wird.”

Angelika Schwarzmann, Bürgermeisterin in Alberschwende, meint dazu: „Gewalt an Frauen zählt zu einer der am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Daher ist die Kampagne ‚Orange the World‘ so wichtig. Es ist erschütternd, wenn man die weltweiten Zahlen und Formen der Gewalt an Frauen sieht und hört. Allein in Österreich sind 92% aller Gewalttaten gegen Frauen Fälle häuslicher Gewalt! Sichtbar machen, aufmerksam machen, darüber sprechen und dagegen vorgehen sind notwendende Schritte, um jeglicher Gewalt ein Ende zu setzten. Die Gemeinde Alberschwende liefert mit dieser Aktion einen Beitrag.“

Es braucht uns alle
Carmen Steurer, Bürgermeisterin der Gemeinde Lingenau, ist ebenfalls Unterstützerin des Projektes: „‘Orange the World‘ soll uns aufrütteln und ist ein deutliches Zeichen dafür, dass Gewalt gegen Frauen, welcher Art auch immer, in unserer Gesellschaft keinen Platz hat. Nehmen wir unsere Verantwortung wahr, sehen wir nicht weg oder tolerieren es. Dazu braucht es uns alle.“

„Gewalt kann nie eine Lösung sein!“ ergänzt Alexandra Martin, Bürgermeisterin der Gemeinde Raggal. „Jeder Mensch, besonders Frauen, die der Anker und Schlüsselpunkt einer Familie sind, sollten meiner Meinung nach wertgeschätzt und geachtet werden. Mit Gewalt kann jedes Leben eine Wende erfahren, sei es körperlich, seelisch oder physisch. Auch Kinder, die diese Gewalt mit ansehen müssen, tragen die Folgen ein ganzes Leben lang mit sich herum. Wenn alle versuchen, den Wert des anderen anzuerkennen und zu würdigen, wäre dies ein erster Schritt. Selbstkontrolle spielt, eine große Rolle, wenn es darum geht, dass Situationen nicht eskalieren“, so Martin.

Bianca Moosbrugger-Petter, Bürgermeisterin der Gemeinde Reuthe, betont die Bedeutung des Zusammenhalts: „Mit der Aktion ‚Orange the World‘ setzen wir nicht nur ein gemeinsames Zeichen, sondern signalisieren den betroffenen Frauen auch, dass sie nicht alleine sein. Gewalt an Frauen kann in der nächsten Nachbarschaft stattfinden – wegschauen hilft keiner und keinem!“

Null Toleranz für Gewalt

„Es sind Worte, es ist Schweigen. Es sind Schläge, es ist ungewollte Nähe“, beschreibt Katharina Wöß-Krall, Bürgermeisterin der Marktgemeinde Rankweil. „Es ist offensichtlich, schambesetzte Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter. Als Bürgermeisterin ist es meine Verpflichtung, meine Stimme dagegen zu erheben: Gewalt hat in unserer Gemeinde null Toleranz.“

Gerhard Beer, Bürgermeister der Heimatgemeinde Hittisau, unterstützt die Aktion: „Auch in unserer Gesellschaft gibt es noch Gewalt an Frauen – eigentlich unglaublich. Dagegen auftreten, darüber reden darf nicht mehr Tabu sein. Ein Zeichen mit Signalwirkung, sichtbar gemacht in unserem Frauenmuseum Hittisau, soll auf das Thema aufmerksam machen. Es ist mir ein großes Anliegen, dies zu unterstützen.“

UN-Kampagne Orange The World
Die UN Women-Kampagne „Orange The World“ findet jährlich zwischen dem 25. November, dem “Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen”, und dem 10. Dezember, dem “Internationalen Tag der Menschenrechte”, statt. Mitgetragen wird die Kampagne von Soroptimist International Austria, vom Ban Ki-Moon Centre for Global Citizens und von HeForShe UN Women Solidarity Movement for Gender Equality. Weltweit erstrahlen darum Gebäude in oranger Farbe, um gemeinsam ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen und damit zur Enttabuisierung dieses Themas beizutragen.

Bewerte diesen Artikel

  •  
  • (1)
  •  
  • (0)

Kommentar verfassen

* markierte Felder sind Pflichtfelder.