Frauenmuseum feiert 20 Jahre mit Jubiläumsausstellung

Die Ausstellung im einzigen Frauenmuseum Österreichs widmet sich der Geburtskultur.

Hittisau. Ein Frauenmuseum? Und dann noch in einer ländlichen Region? Das Frauenmuseum Hittisau im Bregenzerwald zeigt, dass beides erfolgreich möglich ist – seit nunmehr zwanzig Jahren.

2000 gegründet, feiert das erste und einzige Frauenmuseum Österreichs in diesem Jahr Jubiläum. Seither hat es vierzig Ausstellungen zu frauenrelevanten Themen aus den Bereichen Architektur, Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte präsentiert und sich immer wieder mit zeitgenössischer Kunst auseinandergesetzt. „Seit zwanzig Jahren macht das Frauenmuseum vor, dass auch ein kleines Haus im ländlichen Raum eine überregionale Relevanz haben kann“, sagt die Direktorin des Frauenmuseums Stefania Pitscheider Soraperra.

Eine große Besonderheit des Frauenmuseum Hittisau liegt in der Art der persönlichen Vermittlung und Partizipation. Neben der Museumsdirektorin und zwei Assistentinnen beschäftigen sich fünfzehn Kulturvermittlerinnen intensiv mit den jeweiligen Inhalten und erarbeiten ihre persönlichen Blickwinkel zu den Themen, um mit dem Museumspublikum in Beziehung zu treten.

Vielschichtiges Thema

Die Jubiläumsausstellung „geburtskultur. vom gebären und geboren werden“ beschäftigt sich mit dem Thema der Geburt. Was passiert bei einer Geburt? Welche weltweiten Rituale gibt es dazu und wie gingen unsere Vorfahren damit um? Mit diesen und weiteren Fragen rund um das Thema Schwangerschaft, Geburt und Eltern-Werden setzt sich das Frauenmuseum auseinander. „Das Thema ist vielschichtig und betrifft uns alle. Schließlich wurden wir alle geboren“, so Stefania Pitscheider Soraperra. Überhaupt möglich wurde die Ausstellung durch eine Partnerschaft mit der IG Geburtskultur a-z, die sich mit verschiedenen Aktivitäten für eine ganzheitliche und gesundheitsfördernde Geburtskultur in Vorarlberg einsetzt.

Geburtskultur beleuchtet den Umgang einer Gesellschaft mit dem Start ins Leben sowie jene Rahmenbedingungen, in die eine Geburt eingebettet ist. Die von Stefania Pitscheider Soraperra, Brigitta Soraperra und Anka Dür (beide IG Geburtskultur a-z) kuratierte Schau spannt den Bogen von historischen Entwicklungen über aktuelle Debatten zu Reproduktionstechnologien bis hin zu modernen Kunstpositionen. Der Bezug zur Region spielt in der Ausstellung ebenso eine Rolle. „Vorarlberg hatte lange ein Alleinstellungsmerkmal hinsichtlich der vielen Entbindungsheime, die es alle nicht mehr gibt“, meint Brigitta Soraperra. „Wir beleuchten eine Veränderung in der Praxis der Geburtshilfe: Sie hat sich gewandelt von einem Feld, das stark von Frauen, z. B. Hebammen, geprägt war, hin zu einer hochtechnisierten, vielseitigen Geburtsmedizin, die nun auch stark von Männern getragen wird.“

Raum für Geburt

Passend zur Ausstellung entstand auf einer Wiese in der Nähe des Frauenmuseums der „Raum für Geburt und Sinne“, der über eine Crowdfunding-Aktion finanziert wurde. Der geschindelte Lehmkörper stellt den Prototyp eines neuartigen Gebärraums dar und basiert auf einer Konzeptidee der Architektin Anka Dür. Für die Hebamme i.A. stellt der Bau eine „manifest gewordene Vision“ dar. „Mit dem Raum werfen wir einen Blick in die Zukunft der Geburtskultur. Er dient als Zwischenstufe auf dem Weg zur großen Vision: zu einem modernen Gebärhaus, angebunden an ein Krankenhaus.“

„geburtskultur. vom gebären und geboren werden“

05. Juli 2020 bis 18. April 2021

Öffnungszeiten:

Di bis So 10 bis 17 Uhr

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