Rüscher: „Corona-Erkrankte erfolgreich mit Blutplasmaspende behandelt“

martina1.jpgGesundheitslandesrätin: „Therapieansatz könnte lebensrettend sein“ – Patientin bereits auf Normalstation verlegt

Bludenz/Bregenz (VLK) – Am Landeskrankenhaus Bludenz ist eine 70-jährige, an der Lungenerkrankung COPD erkrankte Corona-Patientin erfolgreich mit Blutplasma eines Coronavirus-Genesenen behandelt worden, berichtet Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Der experimentelle, bisher nicht etablierte Therapieansatz wurde in Vorarlberg erstmalig angewendet, teilt Rüscher mit. Die Patientin befinde sich auf dem Weg der Besserung und sei bereits auf die Normalstation verlegt worden, so die Landesrätin. Ihren Dank richtet Rüscher an das gesamte Team im LKH Bludenz sowie an den Leiter des Medizinischen Zentrallabors, Primar Peter Fraunberger.

„Wir wissen, dass mit dem Coronavirus infizierte Patientinnen und Patienten mit der Vorerkrankung COPD sehr schwere Verläufe zeigen“, sagt Primar Dietmar Striberski, Leiter der Internen Abteilung im LKH Bludenz und behandelnder Arzt. Im konkreten Fall musste die Patientin wegen sehr hohen Sauerstoffbedarfs durchgehend mit einer Überdruckbeatmungsmaske (nichtinvasive Beatmungstechnik) versorgt werden. Als sich der Gesundheitszustand weiter verschlechterte, sei im Team der Entschluss für eine Behandlung mit Rekonvaleszenten-Plasma gefasst worden, so Primar Striberski, Abteilung Innere Medizin, und Chefärztin Primar Ruth Krumpholz, Abteilung Anästhesie im LKH Bludenz. Eine Intubation sollte unter allen Umständen verhindert werden, da sich COPD-Patientinnen und -Patienten – einmal intubiert – nur sehr schwer von der Beatmungsmaschine entwöhnen lassen.

Rekonvaleszenten-Plasma in drei Einheiten verabreicht
Die im Blutplasma von Genesenen enthaltenen Antikörper können schwer erkrankten Patientinnen und Patienten helfen, die Infektion erfolgreich zu besiegen. „Die Patientin bekam drei Einheiten des Rekonvaleszenten-Plasmas verabreicht“, so Primar Peter Fraunberger, Direktor der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft, Leiter des medizinischen Zentrallabors und des Blutspendedienstes des ÖRK, Landesverband Vorarlberg. Das behandelnde Ärztinnen- und Ärzteteam bewertet die Entwicklung des Gesundheitszustandes sehr positiv. Die Therapie schlug an, der Patientin geht es zwischenzeitlich deutlich besser: Der Bedarf an zusätzlichem Sauerstoff über eine Sonde ist erheblich gesunken, die Patientin ist mobil und konnte auf die Normalstation verlegt werden.

Hohe Spendenfreudigkeit
Für eine Spende von Rekonvaleszenten-Plasma kommen nur Menschen infrage, die bereits eine Corona-Infektion überstanden haben und als gesund gelten. Zwischen dem ersten negativen Test eines Genesenen und der Plasmaspende müssen grundsätzlich einige Wochen verstreichen. Außerdem muss kurz vor der Plasmaspende ein neuerlicher Test negativ sein. Den Covid19-Genesenen im Land stellt Primar Fraunberger eine hohe Spendenfreudigkeit aus: „Die Bereitschaft ist sehr hoch, sodass wir einen guten Vorrat für die Gabe dieser Plasmen bereitstellen können“. Dem Spendenaufruf des Blutspendedienstes Vorarlberg wären viele gefolgt, die Depots sind dank der großen Solidarität und Spendenfreudigkeit gut gefüllt, bedankt sich Fraunberger: „Es wurden bereits mehrere Plasmaprodukte hergestellt und eingefroren.“

Vielversprechende Behandlungsmöglichkeit
Bei schweren Krankheitsverläufen von Coronavirus-Infizierten und immunschwachen Menschen kann die vielversprechende Behandlungsmöglichkeit eine große Rolle spielen und lebensrettend sein, ist die Gesundheitslandesrätin überzeugt. Von der Spendenbereitschaft der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger ist Rüscher beeindruckt: „Es zeigt sich einmal mehr, dass Vorarlberg in schwierigen Zeiten zusammenhält. Ganz herzlich bedanken möchte ich mich auch beim starken Team rund um Primar Peter Fraunberger und den eingebundenen Abteilungen im LKH Bludenz. Der in Vorarlberg neu initiierte Therapieansatz bietet Schwererkrankten eine echte Chance, mit dem Virus fertigzuwerden“.

Viele positive Behandlungsverläufe
Nach wie vor recht dünn ist die wissenschaftliche Datenlage zur Plasmagabe von geheilten Coronavirus-Erkrankten. Allerdings zeigen etliche Fallberichte aus anderen Ländern positive Verläufe. Erste Therapien sind österreichweit angelaufen. Bei den Plasmapräparaten muss auf die Blutgruppenverträglichkeit von Spender und Empfänger geachtet werden. Blutplasma ist der flüssige und zellfreie Anteil des Blutes, den man durch eine Zentrifugation erhält. Es besteht zu 90 Prozent aus Wasser, der Rest sind Gerinnungsfaktoren, Proteine und Antikörper. Das Wissen zur Herstellung der Präparate ist gut bekannt.

FACT BOX: Plasma-Spende

Wer darf spenden?
Spendekriterien: >18 Jahre, >50 Kg, gesund, keine Risikofaktoren.
Besonderheit: vorherige nachgewiesene Coronavirus-Erkrankung, 2 Wochen nach abgelaufener Quarantäne, negativer Coronavirus-PCR-Test

Wo melde ich mich?
Blutspendedienst des ÖRK LV Vorarlberg, Feldkirch: 0800 190 190 oder blutbank@v.roteskreuz.at

Wie ist das Prozedere?
Nach tel. Terminvereinbarung kommt der Spender in die Triageambulanz des LKH Feldkirch. Dort wird ein Abstrich für die Covid-PCR und eine Blutabnahme zur Bestimmung der Blutgruppe durchgeführt. Außerdem wird das Blut vorab unter anderem auf Hepatitis und HIV getestet (wie bei einer Blutspende), um sicherzugehen, dass eine Spende möglich ist. Die Plasmaspende dauert ca. 30-40 Minuten. Davor bitte ausreichend essen und trinken (wie beim Blutspenden).

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