Es mangelt an Lkw-Fahrern

(VN)Eine Umfrage unter 432 Güterbeförderungs-und Busunternehmen bestätigt einen Trend, der schon in den jüngsten Konjunkturumfragen der Branche zu beobachten war: Die Unternehmen im Bereich Transport und Verkehr steuern einem massiven Fahrermangel entgegen.

Und als wäre das nicht schon genug, zerrt auch die aktuelle Corona-Pandemie an den Nerven der Lkw-Lenkerinnen und -lenker. Der seit Jahren herrschende Fahrermangel hat sich durch die Folgen der Virus-Ausbreitung natürlich weiter verschärft. Denn aufgrund der starken Nachfrage der Verbraucher nach Gütern und den vielen Hamsterkäufen haben viele Supermarktketten ihre Lieferfrequenzen erhöht, was sich auf die Lkw-Lenkerinnen und -lenker auswirkt. Nicht zuletzt tragen auch die Grenzschließungen in der gesamten EU und die damit verbundenen langen Staus dazu bei, das die Lkw-Fahrer an ihre Grenzen stoßen.

Viele offene Stellen Ein wichtiger Indikator zum Arbeitskräftebedarf stellt die Offene-Stellen-Quote dar. Sie zeigt den Anteil der offenen Stellen im Verhältnis zu den verfügbaren Arbeitsplätzen. In der Güterbeförderungsbranche in Österreich liegt diese Quote unter den Fahrern bereits bei 9,2 Prozent und im Bus-bereich immerhin bei 4,9 Prozent. Zum Vergleich: Die Offene-Stellen-Quote der Statistik Austria über alle Wirtschaftszweige liegt derzeit bei 2,8 Prozent. Bei der Betrachtung nach Größenklassen der Unternehmen fällt auf, dass die Offene-Stellen-Quote am höchsten bei kleinen Unternehmen ist und mit der Größe der Unternehmen sinkt. Damit stehen vor allem kleinere Unternehmen vor der Herausforderung, genügend Fahrer zu finden, um ihren Betrieb aufrechtzuerhalten und Wachstumsmöglichkeiten zu ergreifen.

Viele Pensionierungen

Grund zur Sorge bereitet auch die derzeitige Struktur der Altersversteilung der Lenker: Im Lkw-Bereich sind bereits mehr als zwei Drittel der Fahrer über 40 Jahre alt -ein Drittel davon ist schon 51-60 Jahre alt. Im Autobusgewerbe macht der Anteil der “Über-50-Jährigen” sogar über 43 %aus. Das bedeutet auf mittlere Sicht einen Generationenwechsel mit entsprechenden Herausforderungen für die Neubesetzung der Stellen. “In zehn Jahren werden viele der “Über-50-Jährigen” nicht mehr am Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Eine Lösung für diese Herausforderung kann neben der gezielten Neuausbildung von jungen Arbeitskräften auch die Förderung von Möglichkeiten für Berufsumsteiger darstellen”, sagt Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKÖ.

Wie werden Fahrer gesucht? Bei der Suche nach neuem Fahrpersonal setzt die Branche auf unterschiedliche Methoden. Von den Befragten wurde in diesem Zusammenhang oft Inserate, Mundpropaganda, das AMS und Internet/Social Media genannt. Aber längst nicht alle fehlenden Fahrer werden als offene Stellen beim AMS gemeldet. Somit entsteht mitunter der Eindruck, dass der Fahrermangel gar nicht so hoch wäre. Aus der Umfrage wird deutlich, dass im Güterbeförderungsbereich nur sechs von zehn als offene Stellen beim AMS gemeldet werden und im Bus-Bereich sogar nur jede zweite Stelle.

Weiterer Anstieg des Fahrermangels Die International Road Transport Union (IRU) geht für dieses Jahr in Europa beim Lkw-Fahrermangel von einem Anstieg um 13 Prozent aus. Laut IRU führte eine Untersuchung bei insgesamt 965 kleinen und mittleren Transport-und Logistikunternehmen in einer Reihe von europäischen Ländern, darunter Frankreich, Deutschland und Österreich, zu dieser Annahme.

Demnach werde der Mangel an gewerblichen Frachtführern in Europa von 23 Prozent im Jahr 2019 heuer auf 36 Prozent ansteigen.

Wissenswertes

In der Güterbeförderungsbranche liegt die Offene-Stellen-Quote unter den Fahrern bereits bei 9,2 Prozent.

Im Lkw-Bereich sind bereits mehr als zwei Drittel der Fahrer über 40 Jahre alt - ein Drittel davon ist schon 51-60 Jahre alt.

Die International Road Transport Union (IRU) geht für 2020 in Europa beim Lkw-Fahrermangel von einem Anstieg um 13 Prozent aus.

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