Arbeitslosigkeit im Land auf historischem Höchststand

15.788 Menschen ohne Job: 22 Prozent davon haben Wiedereinstellungszusage, im Tourismus 45 Prozent.

BREGENZ Die Corona-Pandemie hat die Arbeit des Arbeitsmarktservice in Vorarlberg ordentlich auf den Kopf gestellt. 80 Mitarbeiter, die sonst in anderen Bereichen des Hauses arbeiten, kümmern sich mittlerweile darum, die Anträge auf Kurzarbeit schnellstmöglich abzuwickeln. Die Existenzsicherung sei nun Priorität Nummer Eins, ist Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter stolz, auf ein Flexibles und engagiertes Team bauen zu können.

1500 Anträge auf Kurzarbeit seien bereits eingegangen. Allein von Dienstagnachmittag bis Mittwochvormittag wurden für 200 Anträge positive Förderzusagen erteilt. “Unternehmen, die noch keine Zusage haben, aber in die Richtlinien fallen, können grundsätzlich davon ausgehen, dass es eine Zusage gibt”, sagt Bereuter im Hinblick auf die Unternehmer, die Gehälter zahlen müssen. Bis jetzt habe man noch keinen Antrag abgelehnt.

Gravierende Folgen Die Corona-Pandemie hat gravierende Folgen für den heimischen Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenzahlen stiegen mit Ende März auf ein Rekordhoch von 15.788 Personen. Das bedeutet einen Zuwachs von über 79 Prozent und ist damit historisch gesehen der höchste Stand an Arbeitslosen in der Geschichte Vorarlbergs. Die bisher höchste Zahl an vorgemerkten Arbeitslosen gab es zuvor im November 2009 mit 12.585 Personen.

Von den Branchen ist der Tourismus aufgrund des abrupten Endes der Wintersaison sowie aufgrund von Schließungen der Gastronomiebetriebe im ganzen Land am stärksten betroffen. Dahinter folgen die Hilfsberufe sowie Büro und Handel. Eine Wiedereinstellungszusage haben aber immerhin insgesamt knapp 22 Prozent aller Arbeitslosen, im Tourismus sind es 45 Prozent. Im Bau wiederum spüre man, dass die Betriebe versuchen, unter erhöhten Schutzmaßnahmen, wei-

terzuarbeiten, sagt der AMS-Chef. Das sei in der ganzen Situation positiv zu bewerten.

Die Corona-Kurzarbeit, so Bereuter, habe vieles abgefedert. Auch Ganzjahrestourismus betriebe hätten

aufgrund dessen Kündigungen zurückgenommen und würden nun auf das Modell setzen.

Corona betrifft fast alle Ein Kurzarbeitsmodell gab es bereits während der Finanzkrise 2008/09. Dort hätten es aber vor allem Produktionsbetriebe genutzt,

sagt Bereuter. “Corona betrifft nun bis auf die systemrelevanten Branchen alle. Von den kleinsten bis zu den größten Unternehmen. Dabei ist aber gar nicht immer nur die fehlende Auftragslage der Grund für Kurzarbeit. Manchen Betrieben fehlt einfach der Warenfluss. Das heißt, sie bekommen nicht die notwendigen Teile, die sie für die Produktion benötigen würden.” Mit der prozentualen

Zunahme bei der Arbeitslosigkeit liegt Vorarlberg etwas über dem Österreichschnitt von 66 Prozent. Insgesamt sind in Österreich derzeit über eine halbe Million Menschen arbeitslos gemeldet. Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammengerechnet sind 562.522 Menschen ohne Beschäftigung.

Hängt von Politik ab Ob der Gipfel bereits erreicht ist? “Das hängt stark von den Maßnahmen der Politik ab”, sagt Bereuter. Je länger Handel und Gastronomie geschlossen halten müssen, desto gravierender werde die Lage. “Trotz guter Modelle wie der Kurzarbeit.

Denn Firmen haben abgesehen von den Lohnkosten noch andere Ausgaben zu stemmen.” “Manch ein Betrieb hat Kündigungen zurückgenommen und setzt nun auf Kurzarbeit.”

Bernhard Bereuter
AMS-Geschäftsführer

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