Falten - Krausen - Plissee

Ausstellung „Trachten vor und hinter dem Arlberg“ in der Juppenwerkstatt in Riefensberg.

Riefensberg. Die Juppenwerkstatt in Riefensberg widmet die diesjährige Sonderausstellung ganz dem Thema „Falten, Krausen, Plissee“ und wagt auch einen Blick über den Arlberg. Neben der Bregenzerwälder und Walser Juppe werden Trachten aus der Europaregion Tirol gezeigt. Nicht erst heute sind der Kreativität in der Faltenbildung kaum Grenzen gesetzt. Neben dem schwarzen Glanzleinen der Bregenzerwälder Juppe werden weißes Leinen, Wollstoffe, Seide, Klöppelspitzen gereiht, gezogen, in Falten gelegt und plissiert. Falten bringen Form in ein Kleidungsstück. Falten und Krausen schaffen Weite, bändigen Stofffülle, unterstreichen Körperlichkeit, drücken barocke Festlichkeit und Lebensfreude aus. Geschichte und Geschichten zu den ausgestellten Stücken vermitteln einen spannenden Einblick in ihre Entwicklung. Gegenüberstellungen und Vergleiche versuchen den Einfluss der Mode zu rekonstruieren.

Tradierte Handwerkskunst

Das plissierte Glanzleinen der Bregenzerwälder Juppe etwa hat etwas Beharrliches. Es entsteht nach über Jahrhunderte tradierter Handwerkskunst in der Juppenwerkstatt und verlässt das Haus nur für die Trachtenherstellung. Die Halskrause, ein in tiefe Falten gelegtes Stück gestärktes Leinen verleiht der bäuerlichen Festtagskleidung des 18. Jahrhunderts ein elegantes, unnahbares Äußeres und das zu einer Zeit, in der sie in der höfischen Mode längst durch fächerförmig aufgestellte Spitzenkrägen und tiefe Dekolletés abgelöst ist. In der Alt-Lienzer Tracht lebt dieses Teil bis heute.

Geschichten zur Ausstellung

„Was für ein beschwerliches Arbeiten musste es sein, mit einem an ein kurzes Mieder angesetzten Rock, bestehend aus einer über sechs Meter langen, in tiefe Stehfalten gelegten Stoffbahn aus grobem Leinen-Wolle Material. Das Gewicht des Rockes scheuerte die Schultern wund. Um das Gewicht etwas besser zu verteilen, wurde eine polsterartige „Miederwulst“ getragen. Wen wundert es, dass eine einzige Sonntagspredigt eines Pfarrers genügte, um am darauffolgenden Sonntag keinen dieser „Wilflinge“ mehr bei den Kirchgängerinnen zu sehen“, erzählt Kunsthistorikern Maria Rose Steurer-Lang. Solche und noch viele ähnliche Geschichten begleiten einem Rundgang durch die Juppenwerkstatt.

Bis 31. Oktober

Die Ausstellung wurde von Angelika Neuner (Volkskundlerin und Trachtenexpertin aus Mösern in Tirol) in Kooperation mit Martina Mätzler (Leiterin der Juppenwerkstatt) und Maria Rose Steurer-Lang (Kunsthistorikerin) kuratiert und ist bis 31. Oktober 2019 in der Juppenwerkstatt zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags, 10-12 Uhr, freitags, 10-12 Uhr und 14-16 Uhr. Führungen auf Anfrage sind täglich möglich. Jeden ersten Sonntag im Monat findet eine öffentliche Führung ohne Anmeldung statt. ME

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