Beim Zunftverein lebt die Tradition weiter

Seit über 360 Jahren sind Handwerker in der Auer Zunft beheimatet.

Au. Der Zunfttag, der sogenannte „Lädorlar“ war für die Handwerker im Bregenzerwald früher der höchste Feiertag im Jahr. „Noch zu meines Großvaters Zeiten war dies so“, erzählt Peter Madlener, seines Zeichens Zunftmeister des ältesten Zunftvereins im Bregenzerwald. Die Tradition ihrer Vorfahren an die heutigen Begebenheiten anzupassen und weiterzuführen, das haben sich die Mitglieder der Auer Zunft auf die Fahnen geschrieben. Und wenn sich auch manches geändert hat, so ist es für die Wälder Handwerker nach wie vor eine Selbstverständlichkeit zum Zunftverein dazuzugehören. Nicht umsonst zählt dieser auch heute noch an die 300 Mitglieder.

Auer Barockbaumeister

Was die Tradition angeht, so haben die Auer einiges auf das sie mit Stolz zurückblicken können. Die Auer Zunft ist nicht nur die älteste im Ländle, sondern hat auch einige der bedeutendsten Barockbaumeister hervorgebracht. Die Idee, dass sich ein ganzes Dorf auf den Bau von Barockkirchen spezialisiert, hatte Michael Beer. Um 1650 gründete er die „Auer Zunft“. Sie vereinte Baumeister, Maurermeister, Zimmerleute, Steinmetze und Stuckateure. Auch aus anderen Vorarlberger Gegenden kamen begabte Handwerker. Mit bis zu 600 Mitgliedern wurde die Auer Zunft das Zentrum der bekannten Vorarlberger Barock-Baumeisterschule. Zwischen 1670 und 1699 verdiente fast die gesamte männliche Bevölkerung in Au und Schoppernau ihren Lebensunterhalt im Bauhandwerk.

Prachtvolle Kirchen

Einige der prachtvollsten Barockkirchen in Süddeutschland, der Schweiz und sogar im Elsass wurden im 17. und 18. Jahrhundert von Baumeistern und Handwerkern der Vorarlberger Barockbauschule errichtet. Die meisten jener Baukünstler entstammten der „Auer Zunft“ – die Familien Beer, Moosbrugger und Thumb sind die wichtigsten Vertreter dieser Epoche. Zu ihren bedeutendsten Werken zählen die Wallfahrtskirche in Birnau, die Kirchen der Klöster Kempten, St. Gallen, Einsiedeln, Disentis, Pfäfers, Weingarten, Obermarchtal und Weißenau.

Enger Zusammenhalt

Als ein Erfolgsfaktor der Auer Zunft galt die enge persönliche Verbundenheit ihrer Mitglieder – sie waren großteils untereinander verwandt. Es gab Fortbildungsmöglichkeiten und Altersversorgung. Die enge Verbundenheit und den Zusammenhalt haben die Mitglieder des Handwerker Zunftvereins Au von ihren Vorfahren übernommen. Gepflegt wird dieser auch heute noch beim Lädorlar – im Jänner lud der Zunftverein zur 361. (!) Sitzung. Begonnen wird der Zunfttag immer mit einem feierlichen Vereinsgottesdienst in der Pfarrkirche in Au. Die Sitzung selber gleicht einer „normalen“ Jahreshauptversammlung. Ein Punkt auf der Tagesordnung ist die Vorstellung aller neuen Gesellen und Meister, die mit einem kleinen Präsent geehrt werden. Die Ausrückungen zur Fronleichnamsprozession und zum Kriegerjahrtag gehören zu den weiteren Fixpunkten im Vereinsjahr der Auer Zunft. Außerdem trifft man sich zu kleineren Events, Exkursionen und Betriebsbesichtigungen.

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