Die Wälderbahn der Zukunft

foto_ohneberg-strele-ulmer.JPGEin Leuchtturmprojekt für Vorarlberg
Eine Weltneuheit als innovative Verkehrsverbindung – Die Wälderbahn der Zukunft

„Innovative, intelligente und vernetzte Initiativen“, sind laut der zu Beginn des Jahres präsentierten Industriestrategie das Erfolgsrezept für ein wettbewerbsfähiges und lebenswertes Vorarlberg. Eine Weltneuheit hätte Potential als strahlendes Vorarlberger Leuchtturmprojekt genau diese Botschaft nach innen und außen zu vermitteln. Eine Idee für eine innovative Verkehrsverbindung, die es noch nirgends gibt.

Vorarlberg zeichnet sich durch die Kombination eines sehr attraktiven Lebensraums und einer hohen Dichte an erfolgreichen größeren, mittleren und kleineren Unternehmen in unterschiedlichsten Branchen aus. „Beides gilt es, mit allen Anstrengungen zu erhalten und zu verbinden. Betriebe, Mitarbeiter, die hier lebende Bevölkerung, aber auch Gäste, profitieren von einem wachsenden, erfolgreichen, nachhaltigen und sicheren Lebensraum gleichermaßen“, so Martin Ohneberg, Präsident der IV-Vorarlberg.

Ein Leuchtturmprojekt für Vorarlberg
Die Industriellenvereinigung hat zu Beginn des Jahres eine Strategie und Lösungsansätze für Vorarlberg präsentiert, wie sich die Wettbewerbsfähigkeit und ein nachhaltiger Lebensraum weiterentwickeln können. Die Lösungsansätze sind allesamt in Vorarlberg und der Region umsetzbar. Die drei strategischen Stoßrichtungen sind Innovation, Intelligenz und Vernetzung. Vorgeschlagen wird auch ein Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft. „Unter Leuchtturmprojekt verstehen wir eine Initiative, bei der Technologie, Know-how und Kreativität aus Vorarlberg für Vorarlberg genutzt wird, nach innen verbindet und nach außen strahlt. Genau nach einem solchen Projekt haben wir uns auf die Suche gemacht und sind auch fündig geworden“, so Ohneberg.

City Cable Car – Ein kurvenfähiges Seilbahnsystem für die Stadt

Hanno Ulmer, Vorstand der Doppelmayr Holding, präsentiert dazu die neueste Innovation des Wolfurter Weltmarktführers, die eine Revolution im Seilbahnbau darstellt und völlig neue Möglichkeiten eröffnet: „Das City Cable Car (kurz: CCC) ist ein Seilbahnsystem für den urbanen Bereich, das von Doppelmayr als umweltfreundliche, geräuscharme und vor allem kurvengängige Alternative für den öffentlichen Nahverkehr entwickelt wurde“. Ausgangspunkt sei das 3S-System gewesen, das in Kombination mit dem neuentwickelten Selbstfahrsystem das City Cable Car bildet. Die 3S-Bahn (Dreiseilbahn) besteht aus zwei fest verankerten Tragseilen als Fahrbahn und einem umlaufenden Zugseil, auf das die achtrolligen Laufwerke geklemmt werden. So ist dieses kuppelbare Umlaufsystem äußerst leistungsstark und zuverlässig. Förderleistungen bis zu 5.500 Personen pro Stunde und Richtung sind mit der 3S-Bahn möglich.

Die Besonderheit der Doppelmayr-Innovation zeigt sich anhand der Erklärung von Ulmer: „Die Kabinen fahren einerseits auf Seilen und überwinden beliebige Höhenunterschiede und können andererseits von den Seilen auf eine Fahrbahn wechseln und umgekehrt. Diese Kombination gibt es in der Form noch nirgends auf der Welt.“ Speziell sei auch, dass die Fahrbahn bestehenden Straßenzügen folgt und damit Kurven mit nahezu beliebigen Kurvenradien beinhaltet. „Zu diesem neuartigen System war es im Wesentlichen notwendig ein neuartiges Fahrzeug/Fahrwerk, eine Fahrbahn sowie die Kabinen zu entwickeln“, so Ulmer.

Die Firma Doppelmayr sieht in der Innovation sowie der Weiterentwicklung und dem damit verbundenen Technologiesprung in der Kurvenfähigkeit der Seilbahnlaufwerke bzw. Fahrzeuge sowie die Neuentwicklung des Selbstfahrsystems erhebliches Potential: „City Cable Car kombiniert die klassische Seilbahn mit einem neuartigen, selbstfahrenden Fahrzeug. Diese Entwicklung von Doppelmayr ermöglicht eine Fahrt mit Seilbahnkabinen auch auf kurvenreichen Strecken und bringt insbesondere im urbanen Raum erhebliche Vorteile“, ist Ulmer überzeugt.

Im Detail bedeutet das, dass in den Übergabestationen die Selbstfahrer – sogenannte Taxis – die Kabinen von der klassischen Seilbahn übernehmen. Auf einem Schienensystem geht die Fahrt dann bequem weiter. Die Fahrbahn befindet sich weiterhin auf einer erhöhten Ebene, die Infrastruktur darunter kann dadurch vielfältig genutzt werden. „Das CCC wird perfekt in das Verkehrsnetz integriert und bringt die Fahrgäste, ungehindert von Stau und anderen Verkehrsteilnehmern, komfortabel an ihr Ziel. Das City Cable Car fügt sich harmonisch ins Stadtbild ein und erfüllt alle Anforderungen an ein modernes Mobilitätssystem“, so Hanno Ulmer von Doppelmayr.

Innovative Verkehrsverbindung auf Vorarlberg übersetzt
„Diese Doppelmayr-Innovation ermöglicht es, neue Verkehrskonzepte zu entwickeln und zu diskutieren, denn damit werden die Möglichkeiten von Seilbahnen als öffentliche Verkehrsmittel enorm vergrößert“, so Martin Strele, Geschäftsführer der Projektentwickler von Kairos, der sich eine solche Bahn als innovative Verkehrsverbindung zwischen Rheintal und Bregenzerwald als wichtigen Baustein des öffentlichen Verkehrs in Vorarlberg vorstellen kann. Dazu habe Kairos auch ein Konzept als Diskussionsgrundlage erstellt. Die als Arbeitstitel bezeichnete „Wälderbahn“ verbindet demnach den Bahnhof Dornbirn mit der Station Sägerbrücke und der Talstation der Karrenbahn. Von dort geht es hoch auf das Hochälpele, dem höchsten Punkt im Skigebiet Bödele, und dann mitten in den Bregenzerwald in den Bereich Bersbuch in Andelsbuch. „Insgesamt bestünde damit tatsächlich ein bedeutendes Verlagerungspotential vom Autoverkehr in den öffentlichen Verkehr“ ist Strele überzeugt. Jede Minute fährt eine Gondel mit 28 Personen ab. In gut zwanzig Minuten und über elf Kilometer verbindet das neue System das Rheintal mit dem Bregenzerwald“. Erreichbar seien bis zu 31 km/h Fahrgeschwindigkeit. Auch Kleinlasten können in frequenzarmen Zeiten mit eigenen Gondeln transportiert werden.

Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs
„Der öffentliche Verkehr ist das Rückgrat für umweltfreundliche und leistbare Mobilität der Menschen. Zwischen ländlichen Räumen und den Ballungszentren brauchen wir im öffentlichen Verkehr aber leistungsfähige Hauptachsen, die in der Lage sind, die Nachfrage auch in Zukunft zu bedienen und gleichzeitig die Kaufkraft auch im ländlichen Raum zu halten“, erläutert der Kairos-Geschäftsführer seine Motivation hinter der Initiative. Mehrere Aspekte seien ausschlaggebend für die Überlegungen gewesen. Zum einen eine hohe Leistungsfähigkeit des Verkehrssystems, zweitens ein elektrischer Antrieb, um unabhängig von importierten Energieträgern zu sein. Außerdem ein Verkehrssystem, das sowohl Alltags- als auch Freizeitwege abwickeln kann. Und schließlich eine optimale Anbindung an das hochrangige Schienennetz im Rheintal, um den Umstieg in S-Bahn, Regionalexpress, Railjet und regionale Buslinien zu ermöglichen.

Exzellente Zukunftstechnologie vor der Haustüre
Für IV-Vorarlberg Präsident Martin Ohneberg wäre die von Doppelmayr entwickelte und von Kairos vorgeschlagene Wälderbahn der Zukunft eine große Chance auf ein richtiges und strahlendes Leuchtturmprojekt vor der Haustüre. „Eine Kombination aus Seilbahn und Stadthochbahn mit allen möglichen Kurvenradien wie heute präsentiert und zur Diskussion gebracht, gibt es bisher weltweit nicht. Die Chancen, die sich aus so einem Projekt ergeben können, sind gewaltig, von der zusätzlichen Wertschöpfung und Werbung für Vorarlberg ganz abgesehen. Wir sollten in eine offensive Diskussion dazu einsteigen und uns auf den Weg machen“, so Ohneberg.

Neben dem Sichtbarmachen von Innovation am Technologiestandort Vorarlberg sieht Ohneberg auch den umweltfreundlichen, entspannten und geräuscharmen Transportweg als Chance und ergänzt: „In der Elektromobilitätsstrategie des Landes ist festgeschrieben, dass vor allem dort Elektromobilität forciert werden soll, wo viele Menschen transportiert werden und wo die Einsatzmöglichkeiten von elektrisch betriebenen Fahrzeugen besonders aufsehenerregend sind”. Seilbahnen sind schon jetzt elektrisch betrieben. Die neue Technologie des City Cable Cars mit elektrisch betriebenen “Taxis”, auf denen die Seilbahnkabinen “Huckepack” genommen werden, sei daher eine Riesenchance für eine innovative, intelligente und vernetzte Initiative, die auch die Vorreiterrolle von Vorarlberg im Bereich der Elektromobilität weiter ausbauen könne - ein echtes Leuchtturmprojekt!

Fakten im Überblick: Die Wälderbahn der Zukunft

In 20 Minuten von Bersbuch nach Dornbirn Karren Talstation
28 Personen pro Kabine oder 2,5 Tonnen Güter
11 Kilometer Gesamtlänge von Bersbuch bis Dornbirn Bahnhof
Elektrisch betrieben – e-mobil

CCC: Dornbirn Bahnhof bis Dornbirn Karren Talstation
Länge 3.280 m
max. Geschwindigkeit 6,5 m/s (23,4 km/h)
Förderleistung 2.000 P/h (alle 50,4 sec / 28 Personen)

3S-Bahn: Dornbirn Karren bis Bersbuch
Länge 7.711 m
max. Geschwindigkeit 8,5 m/s (30,6 km/h)
Förderleistung 2.000 P/h (alle 50,4 sec / 28 Personen)

Weitere Bilder und Videos auf: www.waelderbahn.at

Bild: v.l.n.r.: IV-Vorarlberg Präsident Martin Ohneberg, KAIROS Geschäftsführer Martin Strele, Doppelmayr Holding Vorstand Hanno Ulmer

Bildnachweis: Kairos/Doppelmayr

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Kommentare zu diesem Artikel

  • Die Millionen der Wälderhalle wären hier besser angelegt und die ganze Region hätte was davon.

  • @B’wälder Die Skalierung (also der Ausbau) vom Projekt sollte auf jeden Fall berücksichtigt werden! Mellau macht selbstverständlich Sinn, für mich ist sogar die Anbindung bis zum Messepark ebenso denkbar (mit Park and Ride). Diedamskopf ist einfach zuweit ab vom Schuß und die Frequentierung vom Schigebiet bzw. Gemeinde ist im Moment noch zu gering in meinen Augen.

  • Welch innovative Idee. Und Eure Politiker lehnen es nicht sofort ab. Ich bin aus der Stadt Salzburg. Aber hier wäre ich gern Vorarlberger. Ihr zeigt den Rest von Österreich wie Verkehrsplanung geht. Bravo. Gruß Alfred Schöberl.

  • Wenn wir uns ehrlich sind, reisen die allermeisten (vor allem Touristen) in den Hinterwald. Daher macht es für mich keinen Sinn, diese Bahn (wenn zurzeit auch nur in der Theorie) nach Bersbuch zu bauen - um dort dann wieder in Busse umzusteigen. In diesem Fall würden vermutlich nicht sehr viele Reisende diese Transportart wählen und gleich von vornherein mit dem Auto anreisen. Würde die Bahn allerdings direkte Anschlüsse an Touristenhotspots bieten (Seilbahn Mellau, Diedamskopf, etc.), würde das dann sicherlich ganz anders ausschauen. Natürlich müssten die (Haupt)Profiteure dann auch mitfinanzieren…

  • Hallo Josef und Vorderwälder, ich hab mir über die Seilbahn-Variante schon länger den Kopf zerbrochen. In meinen Augen wäre es sehr wichtig die Variante bis nach Egg und Bezau zu verlängern. Das ist natürlich alles Theorie. Bzgl. der Fahrzeit, habt ihr recht. Was ihr aber vergesst, ist die Wartezeit. Die Taktung der Seilbahn (weniger als 3 Minuten) kann mit einem Bus oder Zug nicht erreicht werden. Der Standort ist meines Erachtens sehr gut gewählt. Das Problem mit den Vorderwälder Gemeinden ist die Anbindung, hatte ja schon das alte Wälderbähnle, dass die Leute zur Ach runter kommen mussten. Zudem würde die Anbindung über das Bördele zwei Nutzen stiften, Touristisch und als ÖPNV. Mehr dazu könnt ihr gerne in meinem Post lesen unter http://tinyurl.com/hojhlmj (sogar mit Bild ;) )

  • Muss dem vorderwälder recht geben. Das angebot wird sicher nicht gut genutzt, weil wir wälder alle zu faul und bequem sind, vom Vehikel umzusteigen. Zeitlich kaum schneller. Und warum bersbuch? Ich finde diese idee alles andere als intelligent durchdacht. Schlechtes konzept! Klingt mehr nach arbeitsbeschaffung durch steuergeld, wie zb. Andelsbuch-umfahrung. Dieses konzept sollte ansporn geben, wirklich eine gute verkehrslösung zu finden!

  • Stimmt!!! Gute Idee!!! Alleine wegen Busknotenstelle!

  • schließe mich Amalie an, dann hätten alle was davon und das wäre genau so machbar

  • von Vorderwälderin
    mein Vorschlag wär, diese Bahn, von Bregenz über der Achschlucht bis Bezau und alle Dörfer anbinden.
    Das wäre auch für Alberschwende eine Entlastung.

  • Sind genug bei der Wälderhalle!

  • Das Problem an der Lösung ist:

    * Wo kommen die notwendigen Park&Ride Parkplätze hin?
    * Zu Stoßzeiten sammeln sich die Personen in Bersbuch: Wie kommen die alle so schnell weg?
    Da braucht es von dort weg auch alle 5 Minuten ein Bus.
    * Nützt nur dem Hinterwald. Der Vorderwald hat davon kaum nutzen, ausser das vielleicht die Straße weniger Verkehr hat.
    * Güter können zwar mit speziellen Gondeln transportiert werden, aber wer ladet diese um?