“Wortschatz” soll Begeisterung fürs Lesen wecken

Bezau/Wolfurt. (hapf) Mit ihrer Diplomarbeit „Wortschatz“ beschreiten drei Bezauer Wirtschaftsschülerinnen für Wolfurt gänzlich neue Wege, Literatur zu erleben. Sie wollen damit nicht nur zum Lesen begeistern, sondern den nachhaltigen Umgang mit Büchern fördern. 

Der Bregenzerwald und Wolfurt haben sich zu einem gemeinsamen Projekt gefunden. Genauer gesagt drei Studentinnen der Wirtschaftsschulen Bezau, Wolfurts Vizebürgermeisterin, Kultur- und Bildungsreferentin Angelika Moosbrugger und die Bücherei der Hofsteig-Marktgemeinde. Sarah Mangele, Anna Moosbrugger und Ines Plank von der Höheren Lehranstalt für Tourismus wählten für ihre Diplomarbeit ein faszinierendes Projekt: Offene Bücherkästen im Öffentlichen Raum. Als außerschulischen Partner fanden sie die Gemeinde Wolfurt.

 

Lesen auf breitere Basis stellen

 

In Wolfurt steht im Mai kommenden Jahres die Eröffnung der neuen Musikschule und damit der dort integrierten Mediathek (Bücherei) bevor. Mit der Neueröffnung will Wolfurt auch jene Menschen erreichen, die nicht unbedingt zur Zielgruppe der Bücherei zählen. Das Lesen, das Interesse an Literatur allgemein, soll auf eine breitere Basis gestellt werden. Dazu entwickelten die drei jungen Studentinnen das Projekt „Wortschatz“. In der Gemeinde prominent platzierte „Offene Bücherkästen“ sollen animieren, sich vermehrt dem Lesen zuzuwenden. Ähnliche Projekte im deutschsprachigen Raum, vor allem in Großstädten wie Berlin, Frankfurt oder Basel, entwickelten sich vielversprechend. Auch in Vorarlberg finden sich ähnliche Beispiele, etwas das „stadtlesen“.

 

Umfrage attestiert Projekt hohes Potential

 

Davon ausgehend entwickelten die drei jungen Damen ihre Ideen. Mittels einer Online-Umfrage an alle Vereine und die Mittelschule wurden die Ansichten der Bevölkerung, insbesondere der Jungend, erhoben. Ausgefüllt zurück kamen dabei 416 Fragebögen. Damit konnte ein durchaus repräsentatives Ergebnis erzielt werden. Zusätzlich gab es eine Befragung der zweiten und dritten Klasse an einer Volksschule. Anna Moosbrugger: „Die Online-Umfrage hat ergeben, dass über 60 Prozent der Befragten die Bücherkästen nutzen werden. Drei Viertel können sich vorstellen, Bücher dafür zur Verfügung zu stellen. Insgesamt konnten wir aus der Umfrage ableiten, dass dieses Projekt großes Potential hat.“

 

Lesen hat Vorrang vor TV

 

„Interessant waren die Ergebnisse unserer Befragung an der Volksschule“, erklärt Sarah Mangele. „Fast 80 Prozent der Drittklässler gaben an, gerne zu lesen. Die Hälfte der Kinder liest lieber als fernzusehen. Dabei lerne man mehr, so der Tenor. Die Befragung der Volksschülerinnen und –schüler machte deutlich, dass die Kinder sich an den Bücherkästen begeistern können.“

 

Komplettes Konzept entwickelt

 

 Selbständig entwickelt wurde von den Studentinnen ein Marketingkonzept und mit einem Grafiker ein passendes Logo für das Projekt „Wortschatz“. Gedacht wurde natürlich auch an mögliche Standorte und die regelmäßige Betreuung der „Bücherkästen“. Die Studentinnen entwickelten zudem einen Sticker zur Erklärung der richtigen Verwendung. Ein QR-Code führt zudem zu einem auf der Gemeinde-Homepage eingebetteten erklärenden Video über das Prinzip der „Bücherkästen“. Ein Finanzierungsplan macht das Projekt komplett.

 

Umsetzung in Doppelmayr-Lehrlingswerkstatt

 

Um Gestaltungsvorschläge zu erlangen, entwickelten die Studentinnen eine Ausschreibung für einen auf Wolfurt begrenzten Architektenwettbewerb. Vier interessierte Architekten übermittelten so ihre Vorschläge. Eine Jury unter Leitung von Architekt Michael Salvi kürte den Entwurf von Architektin Simone Burtscher zum Siegerprojekt. Es handelt sich dabei um ein Regal mit Seitenwand, Beleuchtung, Dach und Sitzmöglichkeit. Eine Konstruktion aus Stahl, Holz und Glas. Eine Seitenwand lässt sich je nach Standort individuell gestalten. Der „Bücherkasten“ ist von der Innen- und Außenseite her zugänglich, der Sitzplatz durch das Dach bei Schlechtwetter geschützt. Der Kasten selbst wird in Schwarzstahl ausgeführt und fix verankert. Um auch hier vor allem Jugendliche einzubinden, war es Idee der drei Studentinnen, die „Bücherkästen“ von der Lehrlingswerkstatt eines Wolfurter Unternehmens fertigen zu lassen. Hier konnte Seilbahnbauer Doppelmayr gewonnen werden, der sich einmal mehr als Partner der Gemeinde zeigte.

 

Schatzhüter gesucht

 

„Das Projekt hat das Zeug, dem Lesen gänzlich neuen Auftrieb zu geben“, ist sich Vizebürgermeisterin Angelika Moosbrugger sicher. „Die drei jungen Studentinnen haben tolle Arbeit geleistet, alles bedacht, nichts dem Zufall überlassen und ein Komplettpaket abgeliefert. Und das in einer Qualität, die mir und uns allen in der Gemeinde größten Respekt abnötigt.“

 

Charmant findet Moosbrugger die im Projekt inkludierte Idee des „Schatzhüters“. Er hat die Aufgabe, die Bücherkästen“ zu betreuen. Dazu gehört die regelmäßige Überprüfung, das Einkleben der Erklärungs-Sticker in die Bücher, ab und an Bücher auszumisten, auszutauschen oder zu ergänzen. Interessenten können sich unter Telefon +43 650 30 51 022 oder E-Mail wortschatz.buecher@gmail.com melden.

 

Standorte und Kosten

 

Neben dem Standort bei der neuen Musikschule werden sich künftig „Offene Bücherkästen“ beim Marktplatz im Dorfzentrum, beim Restaurant „Shanti“ an der Ach und beim Rickenbacher Spielplatz finden. Die Kosten des gesamten Projekts liegen bei knapp über 11.000,- Euro. Gestartet wird mit dem Aufstellen der „Bücherkästen“ zur Eröffnung der neuen Musikschule im Mai kommenden Jahres.

 

Präsentation an Bezauer Wirtschaftsschulen

Präsentiert wird das Projekt „Wortschatz“ gemeinsam mit weiteren Arbeiten von Maturantinnen und Maturanten der Bezauer Wirtschaftsschulen morgen, Freitag, 18. März, ab 17 Uhr, in der Aula der Schule. Dabei werden auch die besten Projekte von einer fachkundigen Jury prämiert. Ihr gehören u.a. Lukas Schrott von der Regio Bregenzerwald, Raiffeisenbank-Direktor Otto Natter und Herlinde Moosbrugger von Bregenzerwald Tourismus an.

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