Großbrand rückt die Wälder zusammen

Große Hilfsbereitschaft erlebte Helmut Feurstein nach dem Großbrand seiner Zimmerei.„Das erste Angebot kam schon, als die Feuerwehren noch auf dem Brandplatz gegen die Flammen kämpften, inzwischen ist die Arbeit so organisiert, dass wir an mehrerer Standorten produzieren können – ich musste keinen meiner rund 20 Mitarbeiter freistellen. Es ist einfach großartig, wie hier Kollegen – auch aus ganz anderen Branchen – mitgeholfen haben, das Chaos nach dem Großbrand in den Griff zu bekommen“, ist Helmut Feuerstein nach der zweiten Katastrophe binnen neun Jahren wieder zuversichtlich, den neuerlichen Neustart zu schaffen.

Bis auf die Bodenplatte

Heute, rund drei Monate nach der Katastrophe, muss man schon genau hinschauen, um auszumachen, wo zu Ostern noch ein moderner Betrieb stand. Das Schlagwort „bis auf die Grundmauern niedergebrannt“ trifft hier wirklich zu. Von Produktions- und Lagerhallen sind nach dem Wegräumen von Brandschutt nur noch die Bodenplatten und Fundamente der Hallen geblieben und das Bürogebäude, das von außen noch recht passabel aussieht, ist durch Wasserschaden unbrauchbar geworden. „Wahrscheinlich“, so Feuerstein, „lohnt sich eine Sanierung nicht mehr, aber die Entscheidung darüber werden wir erst treffen, wenn wir wissen, wie der Neubau gestaltet werden wird. Drei heimische Planungsbüros haben sich spontan angeboten, zu günstigen Konditionen Entwürfe zu erarbeiten, wobei auch ein Untergeschoss eine Option sein könnte“, erläutert Feuerstein auf dem Weg vom Brandplatz ins neue provisorische Büro.

Nachbarschaftshilfe

Weit muss er nicht gehen, denn der Malerbetrieb von Norbert Moosbrugger ist gleich in der Nachbarschaft. Dort ist man „zusammengerückt“, hat Trennwände eingezogen und Teile der Produktionsräume provisorisch als Büro für Helmut Feuerstein adaptiert.

Glücklicher Zufall

In den provisorischen Büros hat sich Feuerstein und sein Team schnell eingelebt, seit ein paar Tagen kann auch eine provisorische Werkhalle installiert werden. Zu danken ist dies einem glücklichen Zufall, denn Nachbar Albert Beer hat im Frühjahr mit dem Bau einer Erweiterung seines Installationsbetriebs begonnen – und dieser Tage fand nun die Bauverhandlung statt, die es Feuerstein ermöglicht, vorübergehend seine Produktionshalle hier einzurichten. „Wir gehen in dieser Zeit ins Untergeschoss und stellen die Produktionshalle unserem Nachbar zur Verfügung, das ist doch keine Frage“, erläutert Albert Beer bei einem Lokalaugenschein – und Helmut Feuerstein nimmt das Angebot gerne an und installiert erste neue Maschinen, die spätestens in einem Jahr in seiner eigenen Halle stehen sollen.

Vielfältige Hilfe

Bis dahin ist Helmut Feuerstein auch für die Hilfe anderer Kollegen dankbar. „Wir dürfen auch bei Gerhard Berchtold und vor allem bei Michael Kaufmann in Reuthe sowie bei Mayr Melnhof Kaufmann Werkhallen und Maschinen benützen. Ein Glücksfall ist auch der Umstand, dass wir beim Kurbad Reuthe eine große Außenbaustelle haben, wo wir unabhängig vom Betrieb in Au arbeiten können.“

Neustart statt Rückzug

Der Brand hat dem innovativen Firmenchef, der 1997 am Bödele das erste Projekt in Modulbauweise (dabei werden die Zimmer komplett in der Werkhalle gefertigt, einschließlich aller Installationen, und dann im Baukastensystem auf der Baustelle aufgestellt) umsetzte, einen dicken Strich durch die Lebensplanung gemacht, denn eigentlich wollte er Ende des Jahres mit gut 61 Jahren etwas kürzertreten und die Führung übergeben – drei seiner Söhne arbeiten im Betrieb – „doch das geht jetzt nicht mehr, jetzt müssen wir alle Kraft für den Neustart bündeln. Die vielfältige Hilfe, die wir dafür erfahren und der Zusammenhalt in der Belegschaft stimmen mich zuversichtlich, dass wir es gemeinsam schaffen.“

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