Noch zwei Künstler-Debüts, noch eine „Dichterliebe“

Schwarzenberg. (sch) Der erste Sommer-Block der Schubertiade ist zu Ende, kurz davor gab es die glückliche Begegnung mit dem Debütanten Marc-André Hamelin am Steinway. Der Pianist von Weltruf wurde in Montreal geboren und ist auf der ganzen Welt ein Begriff. Beispielsweise wurde er 2006 mit einer Ehrenurkunde der Deutschen Schallplattenkritik bedacht und ist Officer of the Order of Canada, auch Mitglied der Royal Society of Canada etc. Hamelin ist sehr vielseitig, auch Komponist, und begeistert mit Solorecitals, als Kammermusiker ebenso wie als Solist in Orchesterkonzerten. Schade, dass die Schubertianer erst heuer in den Genuss der reifen Kunst Hamelins gekommen sind. Er spielt mit nobel dosiertem Klang, anschlagstechnisch selbstredend makellos und mit totaler Versenkung in das jeweilige Werk (von John Field, Franz Schubert und Franz Liszt). Das „Andante inédit Es-Dur“ des in Dublin geborenen John Field (1782-1837), der großen Einfluss auf Chopin etc. hatte, eröffnete das Konzert. Ein reizvolles, kurzes und sanftes Stück Musik mit Variationen, vom Maestro mit Delikatesse zelebriert. Zweimal widmete sich Hamelin dem Genius loci Schubert mit der Sonate in A-Dur, D 664, und der letzten in B-Dur; D 960. Ließ er die A-Dur-Sonate insgesamt in freundlichem Licht glänzen, so schuf Hamelin in der letzten Scbubert-Sonate vorwiegend einen Kosmos, der vom unheimlichen Grollen gleich zu Beginn sehr oft diese Stimmung weitertrug. Der zweite Satz strömte ruhig dahin, der dritte – Scherzo – hob sich durch seine perlende Fröhlichkeit von den ersten beiden Sätzen total ab, und das Finale machte Hamelin, fein differenziert der Wechsel von Moll und Dur als Symbol der brüchigen Stimmung des Satzes, zu einem tief empfundenen pianistischen Glanzstück.

Hübscher Mix des doppelten Franz (Schubert, Liszt)

Eingebettet zwischen die beiden Schubert- Sonaten stellte der Pianist Schubert im hübschen Gewand des virtuosen Liszt vor: aus „Soirées de Vienne“ (Nr. 6, a-Moll, Allegro con strepito nach Schuberts „12 Valses nobles“, D 969, und „Valses sentimentales“, D 779). Genial empfand Liszt die hier fast keusch aufblühende Dreiviertelseligkeit Schuberts nach und verbrämte sie mit seinem leicht parfümierten Duft des Weltmanns. Und Marc-André Hamelin war mit den beiden genialen Franz der Dritte im Bunde als Künder dieser leisen, anmutigen Walzerfreuden.

Mark Padmore sang mit edlem Tenor Werke der Wiener Klassik und Schumanns

Der in London geborene Tenor Mark Padmore, seit 2008 beliebter Schubertiade-Stammgast, ist ein Opern-und Konzertsänger von Weltruf, vor allem als Bach-Spezialist (Evangelist etc.) dürfte er in der Gegenwart unerreicht sein. Die großen Schubert-Zyklen zählen auch zu den Meilensteinen seiner Weltkarriere. In Schwarzenberg sang Mark Padmore, ein Meister der dezenten Töne mit perfekter Textbehandlung und Versenkung in das Werk, Lieder von Haydn, Mozart, Beethoven und die eben erst mit Piotr Beczala gehörte „Dichterliebe“ von Schumann. Sehr interessant klangen die drei ernsten Haydn-Lieder (hier kaum einmal zu hören) etwa nach Shakespeare („She Never Told her Love“) oder Hunter („The Spirit´s Song“); Mozart war mit dem zärtlich gesungenen „Veilchen“ (nach Goethe) und der romantisch-achwärmerischen „Abendempfindung an Laura“ mit Todesahnungen (nach Campe) präsent. Beethovens populäre, sehnsuchtsvolle „Adelaide“ (nach Matthisson) oder das kokette „Selbstgespräch“ eines frisch Verliebten (nach Gleim) machte Padmore zu Perlen der Interpretationskunst. Und dann nach der Pause die künstlerisch gewichtige „Dichterliebe“, op. 48, von Robert Schumann nach den Gedichten von Heinrich Heine. Padmores kongenialer Mitgestalter am Hammerklavier war der in den letzten Jahren weltbekannt gewordene südafrikanische Pianist Kristian Bezuidenhout (Debüt). Mit sehr ökonomisch eingesetzter, edel klangvoller Stimme (welch Wohllaut besitzen die Vokale!), die das Dichterwort und die Schumann-Klänge symbiotisch wirken ließ, widmete sich das Künstlerduo sensibel den lyrischen („Wenn ich in deine Augen seh´ , „Aus alten Märchen winkt es“…), aber auch düster-dramatischen Stimmungen („Ich grolle nicht“, „Die alten, bösen Lieder“) des hochromantischen Zyklus..

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