Maestro András und seine musikalische „Luxus-Barca“

Schwarzenberg. (sch) Die Schubertiade hat ihn (nach einigen Gewitterwolken vor Jahren) gottlob schon lange wieder, und das bedeutet bei jedem seiner Besuche als Pianist in Schwarzenberg Schubert-Vergnügen pur auf höchstem Niveau. Die Rede ist von Maestro András Schiff, dem weltberühmten ungarischen Pianisten und Dirigenten, der kürzlich mit seinem von ihm gegründeten Orchester „Cappella Andrea Barca“ (vor rund 15 Jahren für die Salzburger Mozartwoche geschaffen) in Schwarzenberg debütierte. Zwei Schubert-Symphonien, die erste und die vierte standen auf dem Programm, und sie umrahmten das populäre Klavierquintett, A-Dur, D 667, „Forellenquintett“ mit fünf Spitzenmusikern. Die „Cappella Andrea Barca“, die selbstredend den Namen ihres Schöpfers bedeutet, besteht aus rund vierzig „handverlesenen“ Instrumentalsolisten der obersten „Liga“ (unter ihnen auch die Vorarlberger Geigerin und Konse-Dozentin Regina Florey), sie sind an kein Orchester fix gebunden. Im Lauf der Jahre hat sie András Schiff aber als Dirigent zu einem international geschätzten Klangkörper von berückender Klangfülle und Homogenität zusammengeschweißt, sowohl kammermusikalisch als auch in großer Besetzung bei den Schubert-Symphonien.

1., 4. Symphonie, „Forellenquintett“

Den Anfang des reizvollen Schubert-Abends machte seine erste Symphonie in D-Dur, D 82. Mastro András Schiff dirigierte auswendig und ohne Taktstock, was in den bisweilen etwas fahrigen Bewegungen an die legendäre Furtwängler-Eigenart erinnerte. Gewiss aber war Schiff ein „Schüler“ von seinem berühmten Landsmann Sándor Végh, der mir einmal sagte: „Ich mache nicht mit den Händen, sondern mit dem Herzen Musik:“ Schiffs „Cappella Andrea Barca“ war mit ihrem Meister jedenfalls ein musikalisches Herz und eine Seele und ließ die jugendliche Lebenslust in Schuberts Erster (1813) begeisternd aufblühen. Auf die markante Hauptthematik des ersten Satzes folgte ein wunderbar idyllisches Andante, dann en herzhaftes Menuett mit Trio (in der Nachfolge von Mozart), und das finale Allegro vivace eilte leichtfüßig-spritzig à la Haydn dahin. Etwas ungewöhnlich, aber hoch willkommen schloss sich an Schuberts erste Symphonie das populäre „Forellenquintett“in A-Dur, D 667, an. Fünf Spitzenmusiker (teils aus dem Orchester wie Konzertmeister Erich Höbarth, Bratschist Hariolf Schlichtig oder Kontrabassist Christian Sutter; neben Christoph Richter; Violoncello, und am Steinway András Schiff) spielten das beliebte kammermusikalische Meisterwerk Schuberts mit traumschönen Klängen und einer Innigkeit, die wahrlich aus heißem Herzen für Schubert kam: Höbarths silbriger Geigenton, die samtenen Kantilenen der tiefen Streicher und vor allem die Meisterhände Schiffs, welche die Forellen-Passagen in herrlichem Sonnenlicht glitzern ließen … Schubert soll einmal gesagt haben, es gebe keine „lustige“ Musik. Ja, die dunklen, düsteren Seiten des Lebens, das Fehlen von Glück – oft sind solche Gefühle in seinem musikalischen Kosmos transparent: Die vierte Symphonie in c-Moll, D 417, die „Tragische“ (1816), folgte auf das fröhliche Plätschern. In der Tat, Schiff und die Seinen schufen mit der Vierten Moll-Visionen, welche geradezu aufrüttelten, ganz im Banne Beethovens entstanden, doch nicht mit dessen heroischem Pathos, sondern inwendig, mit Wehmut und Resignation. Der zweite Satz besitzt ein markantes Wechselspiel von Streichern und Bläsern, das Menuett zeigt eine sehr freizügige Harmonik mit chromatischen Wendungen. Im Schlusssatz verlässt Schubert die Moll-Töne, die Welt hellt sich auf und strahlt fast wie in südlichem Brio.

Encore mit „Rosamunde“

Nach dem Schlussjubel für die meisterhaften Interpreten auf dem musikalischen „Luxus-Schiff“ von Maestro Andrea beschenkten die Schubert-Jünger auf der Bühne des längst ausverkauften Angelika-Kauffmann-Saales das begeisterte Publikum noch mit der delikat, aber nie süßlich musizierten „Rosamunde“-Ballettmusik, die Schiff auch mit ein paar ungewöhnlich dramatischen Farbtupfen versah.

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