Höferspitze-Projekt in der Zielgeraden

„Technischer Lawinenschutz“ für Schröcken und Neßlegg wird heuer abgeschlossen.

Schröcken. (stp) „Mit einem umfassenden Flächenwirtschaftlichen Projekt hat die Wildbach- und Lawinenverbauung auf die Fast-Katastrophe vor einigen Jahren reagiert, als eine mächtige Lawine von der Flanke der Höferspitze in Schröcken große Schäden an Gebäuden und Wald anrichtete. Dass es damals keine Toten und Verletzten gab, lag an dem glücklichen Umstand, dass sich zum Zeitpunkt der Zerstörung keine Personen in den von der Lawine betroffenen Räumen aufhielten“, zieht Gebietsbauleiter Dipl.-Ing. Gerhard Prenner gegenüber der VN-Heimat Bilanz über die seither vorgenommenen Sicherungsmaßnahmen.

8,3 Millionen Euro verbaut

„Wir haben seither 8,3 Millionen Euro verbaut, das gesamte Projekt ist mit 9,1 Millionen Euro veranschlagt. Es geht somit bei den technischen Verbauungen in die Zielgerade. Wir werden noch etwa drei Monate benötigen, um im kommenden Sommer die letzten rund 150 Meter Stahlschneebrücken zu installieren, dann stehen noch etwa 15 Jahre forstliche Betreuung an“, so Prenner. Vor mehr als zehn Jahren – Anfang Februar 2003 – hat die sogenannte Schlösslelawine die Dinge entscheidend beschleunigt. „Wir wussten, dass es hier großes Gefahrenpotenzial gibt und das Projekt war auch bereits geplant, doch die Ereignisse unterstrichen die Dringlichkeit zum raschen Handeln“, so Prenner zum Baubeginn schon im Sommer 2003, nur wenige Monate nach dem Lawinenabgang.

Brennpunkt

Schröcken ist seit vielen Jahrzehnten ein „Brennpunkt“ der Wildbach- und Lawinenverbauung. Der legendäre Landesforstinspektor Hofrat Dipl.-Ing. Josef Henrich, dessen Todestag sich im Mai zum 71. Mal jährt, hat hier schon vor rund 100 Jahren begonnen, Pilotprojekte zu initiieren. Auch auf höchst unkonventionelle Art und Weise, denn Henrich war nicht nur Forstinspektor, sondern in Personalunion auch Chef der Wildbach- und Lawinenverbauung. Zudem hat er als Autor mit dem Roman „Wenn der Wald stirbt“ einen bis heute gültigen Denkanstoß zur Lebenswichtigkeit von Schutzwald gegeben. In diesem Roman wird am Beispiel der einst eigenständigen Gemeinde Hochkrumbach geschildert, wie der Verlust des Waldes unweigerlich zum Niedergang eines blühenden Dorfes führt. Nach einem Waldbrand war Hochkrumbach unbewohnbar und wurde entsiedelt.

Seit 60 Jahren Schwerpunkt

Schröcken ist bis heute ein Schwerpunkt der „Wildbach“ geblieben. Mit der vor 60 Jahren eröffneten Tannbergstraße von Schröcken bis Hochkrumbach war auch der Lawinenschutz unabdingbar. Die Verbauung des Bliesehangs, die vor mehr als einem halben Jahrhundert begonnen und mit der Neutrassierung der Passstraße in den 80er- Jahren erweitert wurde, ist eines der größten Projekte, die von der „Wildbach“ in Vorarlberg je umgesetzt wurden.

Eindrucksvolle Verbauung

Ähnliche Dimensionen hat das nun laufende Projekt an der Höferspitze, wie Prenner im Gespräch mit den VN erläutert. „Wir haben bisher rund 5800 Laufmeter Stahlschneebrücken und rund 300 Laufmeter Verwehungsverbauung installiert. Offen sind an technischen Verbauungen noch rund 150 Laufmeter Stahlschneebrücken. Diese Arbeiten sollten – sobald wir im Frühjahr mit den Arbeiten fortsetzen können – in etwa drei Monaten erledigt sein. Die weitere forstliche Betreuung des Projekts wird rund 15 Jahre in Anspruch nehmen.“

Flankierende Maßnahmen

Im Zuge der Schutzmaßnahmen „waren für das Flächenwirtschaftliche Projekt neben den angeführten technischen Maßnahmen auch umfangreiche forstliche Tätigkeiten und Erschließungsmaßnahmen erforderlich“, listet Prenner auf

» 3300 m Wegebau

» 3400 Festmeter Holznutzungen

» 13 Hektar Aufforstungen

» 230 Festmeter Querfällungen

» 4 Hektar Durchforstungen

» 27 Hektar Kulturpflegearbeiten.

Schröckener Initiativen

Neben den Leistungen der Wildbach- und Lawinenverbauung wird hier auch auf privater und genossenschaftlicher Basis in Sicherheit investiert. Beispielhaft dafür ist die Agrargemeinschaft „Sonnenberger Wald“, die für ihr Engagement vor einigen Jahren mit einem Staatspreis ausgezeichnet wurde. Fast 50 Mitglieder sind in dieser Agrargemeinschaft für 90 Hektar Wald zuständig, den sie nachhaltig und vorbildlich bewirtschaften.

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