BUS:STOP – Internationale Architekten entwarfen Bregenzerwälder Bushäuschen

Bregenz, Krumbach – In der Vorarlberger Gemeinde Krumbach entsteht derzeit ein außergewöhnliches Architekturprojekt. Auf Initiative des Vereins “kultur krumbach” gestalteten sieben internationale Baukünstler in Kooperation mit lokalen Architekten und Handwerkern Bushaltestellenhäuschen, darunter der russische Architekt Alexander Brodsky, der Japaner Sou Fujimoto und Pritzker-Preisträger Wang Shu.

Erstes Original-Bushüsle präsentiert

Kuratiert wird BUS:STOP von Dietmar Steiner, Direktor des Architekturzentrum Wien (Az W). Am Donnerstag wurde im Kunsthaus Bregenz (KUB) das erste realisierte BUS:STOP-Projekt vorgestellt, es stammt vom Chilenen Smiljan Radic.

Glaskonstruktion zitiert Tradition

Dem Betrachter bietet sich eine reduzierte Glaskonstruktion, nichts wird später den Blick auf die Bregenzerwälder Landschaft verstellen. Mit Augenzwinkern – außen ist ein Vogelhäuschen angebracht – orientiert sich Radic an der lokalen Baukultur. Er zitiert die traditionelle Wälderstube durch Eichenstühle, die geringe Raumhöhe und die Kassetten-Decke, transferiert das aber nach draußen und setzt die Wartenden der Außenwelt aus. Kennengelernt hat der Baukünstler die heimische Wohnkultur bei einem dreitägigen “study-trip”, bei dem den Gästen die Region, ihre Architektur und ihre Handwerker vorgestellt wurden.

Von der Idee zum Entwurf

Die Idee dazu entstand Anfang 2013. Steiner war zunächst “skeptisch”. Schließlich war der Anspruch, dass die Arbeit der Architekten lediglich mit einem Bregenzerwald-Urlaub vergütet und das Projekt durch Geld- und Sachsponsoren finanziert werden sollte. Im Frühjahr lud Steiner sieben Architekten ein, Entwürfe einzureichen. “Es sollten Architekten sein, die in der Fachwelt einen guten Ruf haben, keine Stararchitekten mit riesigen Büros. Leute, die selbst arbeiten und ein skulpturales Interesse mitbringen”, so Steiner. Zu seiner Überraschung sagten alle Angefragten zu.

Neben Radic, Brodsky und Wang Shu beteiligten sich das belgische Büro dvvt mit Jan de Vylder, Inge Vinck und Jo Taillieu, das aus Spanien stammende Büro Ensamble Studio mit Anton Garcia-Abril und Debora Mesa, Sou Fujimoto, Gestalter des Pavillons der Serpentine Gallery in London, und das skandinavische Büro Rintala Eggertsson Architects.

Wenige Bedingungen, viel künstlerische Freiheit

Bei ihrem Entwurf ließ man den Baukünstlern alle Freiheiten, Bedingungen waren lediglich ein Bezug zur Region, widerstandsfähiges Material sowie Funktionalität.

“Ich dachte, die hochverfeinerte Vorarlberger Baukultur würde etwas ‘Schmutz’ von außen vertragen. Aber alle waren so fasziniert davon, dass sie alle darauf reagierten”, so Steiner. Rintala Eggertsson reichten einen janusköpfigen mit Holzschindeln bedeckten Entwurf ein, auf der einen Seite Wartehäuschen, auf der anderen Tribüne für den Tennisplatz. Das Ensamble Studio zitierte in seiner Arbeit die Holzstapel in den Trockenlagern der Holzbauer. Wang Shus BUS:STOP erinnert an eine Camera Obscura, die zum Genuss der Landschaft einlädt.

Brodskys millimetergenauer Entwurf – “er bindet sonst ein paar Baumstämme mit Kabelbindern zusammen” (Steiner) – erinnert an einen hölzernen Jagdstand oder Wachturm. Falls es mal länger dauern sollte, stehen Bank und Tisch zur Verfügung. Die wohl größte statische Herausforderung bedeutet Sou Fujimotos Beitrag. Er besteht aus meterhohen Holz- und Stahlstangen, darin eingewoben eine Stiege mit Ausblicks-Plattformen. Einziges Zugeständnis an die Funktionalität ist eine Sitzbank.

Aufstellung für März 2014 geplant

Bei ihren Bregenzerwald-Besuchen zwischen Mai und Juni 2013 wurden die Gäste von lokalen Partnerarchitekten betreut, die für die Vorarlberger Architekturszene stehen, etwa Helmut Dietrich, Carlo Baumschlager, Hermann Kaufmann oder Aga Khan Award-Preisträger Bernardo Bader, der sich vom Austausch mit Smiljan Radic beeindruckt zeigte. Die lokalen Partner prüften die Machbarkeit der BUS:STOPs vor Ort und besprachen mit den Handwerkern die Umsetzung. Über den Winter sollen die BUS:STOPs gebaut werden, die Aufstellung ist für März 2014 geplant.

Wie BUS:STOP bei der Bevölkerung ankommen wird, ist noch offen. “Es gibt sicher Diskussionen im Dorf, aber wir hoffen, dass wir das überleben”, so Bürgermeister Arnold Hirschbühl. Mit dem Projekt wolle man seitens der klimabewussten Gemeinde ausdrücken, dass man den gut ausgebauten Öffi-Verkehr wertschätze. Schon die Bushaltestelle im Ortszentrum ließ man von lokalen Architekten gestalten.

Im Rahmen des Projekts entsteht eine filmische und eine fotografische Dokumentation. Zudem kuratiert Verena Konrad, Leiterin des Vorarlberger Architektur Institut (VAI), in Zusammenarbeit mit Steiner eine Ausstellung im Frühjahr 2014. In der Folge wird die Schau dann im Schweizerischen Architekturmuseum (S AM) in Basel und im Az W in Wien gezeigt.

(APA/ red)

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