“Gas und Öl haben keine Zukunft”

Riefensberg – Der Elektrotechniker Thomas Fink plant eine Kleinwindkraftanlage in Riefensberg. Seit vier Jahren kämpft er gegen bürokratische Windmühlen. Eine Entscheidung steht bald bevor.Rund 19 Meter hoch ist der Turm inklusive Rotor geplant, den Fink auf dem Grundstück seiner Eltern errichten will. Die Windkraftanlage soll 5,5 Kilowatt Leistung generieren (jährlich rund 3000 kWh) und zusammen mit einer bereits vorhandenen Photovoltaik-Anlage sein eigenes sowie das Haus seiner Eltern speisen. Kostenpunkt: rund 25.000 Euro. „Am meisten Effizienz hätte die Anlage im Winter und würde so für einen Ausgleich zur Photovoltaik im Sommer sorgen”, erklärt Thomas Fink. An sich eine gute Idee könnte man meinen. Dennoch zieht sich das Vorhaben bereits seit vier Jahren.

Störung des Landschaftsbildes

Immer wieder wurde das Projekt von den Behörden abgelehnt. Schallschutzgutachten, Umweltverträglichkeitsprüfung, elektrotechnische Gutachten. Fink: „Was den Schall anbelangt, gibt es keine Probleme. Auch besteht keine Gefahr für Flora und Fauna – im Gegenteil: Es sterben jährlich bis zu 980 Millionen Vögel bei Kollisionen mit Gebäuden. Eine astronomische Zahl im Vergleich zu den rund 40.000 Vögeln, die durch Windkraftwerke ums Leben kommen. Das größte Problem ist aber die Höhe des Turms. Die Nabe des Rotors befindet sich in 15 Metern Höhe. Ich habe ein Modell gebaut und mehrere Fotos aus unterschiedlichen Entfernungen geschossen und diese ebenfalls beim Land eingereicht.” Das Modell ließ er anschließend fast ein halbes Jahr stehen. „Den meisten Menschen im Ort ist es nicht einmal aufgefallen”, erzählt der Techniker und sagt weiter: „Handymasten und Hochspannungsleitungen sind auch nicht schön. Dennoch stehen sie überall herum.”

Projekt mit großer Wirkung

In etwa anderthalb Monaten erwartet Fink nun die endgültige Entscheidung, ob er seine Anlage errichten darf. Nach all den Behördengängen sieht es für eine Umsetzung ganz gut aus. Dennoch – in trockenen Tüchern ist das Ganze noch nicht: Derzeit werden die letzten Auflagen ausgearbeitet, die Gemeindevertretung von Riefensberg muss ebenfalls noch grünes Licht geben. Sollte das der Fall sein, könnte die Kleinwindkraftanlage innerhalb eines Monats aufgestellt werden. Überschüssiger Strom könnte sogar in das Netz der VKW eingespeist werden. Hier war Fink mit seiner Idee ebenfalls schon vorstellig, jedoch bekam er keine klare Antwort. Fink: „Es hat während der gesamten Planungszeit niemand klar ‚Nein’ gesagt – es war immer ein Jein. Alle versuchen, sich aus dem Thema herauszuwinden. Jedoch fand ich Unterstützung bei der ARGE Erneuerbare Energien und den E5-Gemeinden, die sich den Ausgang des Verfahrens ganz genau anschauen. Schließlich bin ich der erste, der alle Amtswege beschritten und alle benötigten Informationen eingeholt hat. Bekomme ich das OK, dürfte das maßgebliche Auswirkungen haben und die Tür für weitere Windkraftprojekte im Land öffnen. An dieser Stelle möchte ich allen meinen Dank aussprechen, die mich unterstützt haben.”

Umdenken gefordert

Der Riefensberger fordert ein Um­­­denken in der Energiefrage – sowohl auf politischer, als auch auf gesellschaftlicher Ebene: „Gas und Öl haben keine Zukunft. Es braucht eine nachhaltige Energieversorgung. Mir fehlen klare politische Entscheidungen sowie Umsetzungen von Projekten im eigenen Land. Außerdem braucht es auch mehr Akzeptanz für alternative Energieformen. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass sich in den nächsten Jahren vieles ändert. In zehn Jahren stehen uns völlig neue Technologien zur Verfügung, die die Energiefrage in eine neue Richtung lenken werden.”

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(WANN & WO)

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