Zwei Vorarlberger OP-Teams auf dem Weg nach Madagaskar

Gerade im Flugzeug befinden sich für den vierten Hilfseinsatz Anästhesisten, plastische Chirurgen und Pflegepersonal der Vorarlberger Landeskrankenhäuser. Einmal pro Jahr reisen sie ehrenamtlich und in ihrer Freizeit nach Madagaskar um den Menschen dort wieder mehr Lebensqualität zu schenken.

Schatten im Paradies

Madagaskar – aufstrebendes Reiseziel für Naturliebhaber und Ökotouristen. Und eines der ärmsten Länder der Welt. Die Menschen, die dort leben, haben nur das Nötigste – und oft auch nicht einmal das. Entsprechend den ärmlichen Lebensverhältnissen der Menschen ist auch die Infrastruktur mehr als bescheiden. So wird etwa noch am offenen Feuer gekocht, und häufig verbrennen sich insbesondere Kinder an den zahlreichen Feuerstellen. „Großflächige Brandwunden, aber auch andere böse Verletzungen und Krankheiten sind an der Tagesordnung”, erklärt Dr. Ingo Plötzeneder, plastischer Chirurg aus dem LKH Feldkirch und Mitglied des Vorarlberger Vereins „Smile 4 Madagaskar”.

Hilfe zur Selbsthilfe

Medizinische Behandlungen und vor allem Operationen sind teuer. Auf Madagaskar gibt es jedoch keine Krankenversicherung. Daher können es sich nur wenige leisten, sich professionell versorgen zu lassen. Aber auch das Ausbildungsniveau madagassischer Ärzte lässt spezielle Eingriffe vielfach erst gar nicht zu. Ein Team rund um Dr. Plötzeneder hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, madagassische Ärzte zu unterstützen und Patienten, denen bislang nicht geholfen werden konnte, zu behandeln.

Hilfe zur Selbsthilfe

„Das Wichtigste an unserem Einsatz ist die Hilfe zur Selbsthilfe, das heißt der Wissenstransfer von europäischen Operationsmethoden. Die Ärzte vor Ort haben beispielsweise nie gelernt, wie Hauttransplantationen – essentiell für die Wiederherstellung nach Verbrennungen – durchgeführt werden” so Plötzeneder. „Und genau hier setzen wir an. Wir bringen keine teuren Geräte, die später nicht gewartet werden können, sondern wir versuchen, mit vorhandenem Material zu arbeiten und den dortigen Ärzten zu zeigen, wie sie auch ohne unsere Hilfe den Menschen vor Ort effektiver helfen können.”

Gelebte Menschlichkeit

Was 1998 mit einem Urlaubsbesuch von Dr. Plötzeneder in Madagaskar anfing, ist heute die gelebte Bereitschaft den hilfsbedürftigen Menschen vor Ort wieder Lebensqualität zu ermöglichen. „Das bedeutet, dass manche wieder ihre Arme bewegen, ihre Augenlider wieder schließen, mit den Händen wieder greifen können und nicht mehr sichtbar verunstaltet sind”, beschreibt Plötzeneder. Nach einer Vorbereitungszeit von zwei Jahren konnte 2010 erstmals ein kleines Team nach Madagaskar reisen.

Hilfseinsatz in zwei Städten

Drei Hilfseinsätze später und vollgepackt mit Erfahrungen aus über 200 durchgeführten Operationen wird dieses Jahr das Team um Dr. Plötzeneder von einem zweiten Team, ebenfalls aus den Vorarlberger Landeskrankenhäusern, unterstützt. „Bisher operierten wir im Spital von Tulear, mit dem zusätzlichen Team können wir nun auch rund 1.000 Kilometer weiter nördlich, im Spital von Tamatave, den Menschen helfen und das medizinische Personal vor Ort schulen.”, freut sich Dr. Plötzeneder.

Facts:

Hilfseinsatz: 04. September – 22. September 2013 in Tulear und Tamatave (Madagaskar)

Vorwiegend durchgeführte OP´s: Wiederherstellungschirurgie nach Verbrennungen, Entfernung von Gesichtstumoren, angeborenen Fehlbildungen und Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten.

Smile4:

Der Vorarlberger Verein „smile4″ hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich für Menschen und Natur in Madagaskar zu engagieren. Im Projekt „smile4 nature” geht es um den Erhalt von ursprünglichen Lebensräumen und das Projekt „smile4 health” stellt die Gesundheit der Menschen in den Mittelpunkt. Durch operative Eingriffe, die bei uns zur medizinischen Grundversorgung gehören, wird einzelnen Menschen für den Rest ihres Lebens geholfen – und zwar nicht über große Organisationen, sondern durch Vorarlberger, die sich vor Ort engagieren.

Mehr Infos im Internet: www.smile4.at

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