Simmel-Kapelle „blitzgeschädigt“

Theodul-Bruderschaft bittet um Mithilfe bei der Sanierung des bekannten Kirchleins.

Warth. (stp) „Je mehr wir aufräumen und begutachten, umso mehr Schäden entdecken wir. Der Blitz, der am 3. August einschlug, hat die Kapelle schwer beschädigt. Und das ausgerechnet in der Phase einer umfassenden Renovierung, die bisher rund 70.000 Euro gekostet hat. Mindestens den gleichen Betrag müssen wir jetzt noch einmal aufwenden, wir fangen praktisch von vorne an“, umreißt Thomas Walch von der Theodul-Bruderschaft die Situation um das bekannte Kirchlein auf dem Simmel am Hochtannbergpass.

Positiv nach vorne schauen

Resignation lässt Walch, der vor drei Jahren – im August 2010 – mit Oskar Jäger und Olympiasieger Hubert Strolz die Theodul-Bruderschaft ins Leben gerufen hat, erst gar nicht aufkommen. Er kann dem verheerenden Blitzschlag auch Positives abgewinnen. „Nicht auszudenken, wenn die Jugendgruppe, die sich zu einer Andacht in der Kapelle versammeln wollte, zu diesem Zeitpunkt tatsächlich oben gewesen wäre. Es war ein glücklicher Zufall, dass der Schlüssel zur Kirchentür nicht gefunden wurde.“ „Wir sind vor drei Jahren mit dem Ziel zusammengekommen, für den Erhalt und die Pflege alter Kulturgüter am Tannberg zu arbeiten. Inzwischen hat die Bruderschaft rund 140 Mitglieder – und vielleicht bringt uns diese ungewollte Publicity neue Mitstreiter“, hofft der Warther Hotelier.

Ein Jahrhundertereignis

Dabei war das Gewitter, aus dessen Verlauf sich der verheerende Blitzschlag entwickelte, „eigentlich gar nicht so dramatisch. Da haben wir hier schon ganz andere Unwetter erlebt. Aber so ein Blitz ist halt unberechenbar“, spielt Walch auf die Geschichte des Kirchleins an. Bei einem Lokalaugenschein erläutert Walch den ganzen Umfang des Schadens. Auch die erst im Vorjahr installierte elektrische Beleuchtung ist nur noch ein teilweise verschmorter Blechkasten. Kirchenfenster wurden durch die Wucht aus dem Rahmen gerissen, von einem Fenster, das wohl mitten im Zentrum der Naturgewalt war, „finden sich nur noch Glassplitter, von den Bleieinfassungen keine Spur, sie dürften wohl in der enormen Hitze verdampft sein“, mutmaßt Walch.

Hochkrumbacher Geschichte

Hochkrumbach war über Jahrhunderte bedeutender als Warth. Auch die erste Urkunde nennt Hochkrumbach früher als Warth. Die Bedeutung der Walsersiedlung auf der Passhöhe wird auch dadurch unterstrichen, dass hier einige Zeit das gemeinsame Gericht für Lech, Warth, Schröcken und das Kleinwalsertal angesiedelt war. Die erste Kapelle auf dem Simmel wurde um 1550 gebaut, 1681/82 die Pfarrkirche zum hl. Jakobus, denn ab 1687 war Hochkrumbach eine eigene Pfarre. Ende des 18. Jahrhunderts berichtete die Chronik davon, dass die Leute verhältnismäßig wohlhabend waren. Die Wende kam im Zuge der Napoleonischen Kriege, als französische Truppen einquartiert und verpflegt werden mussten. Im Anschluss an die Kriegsereignisse kam es zu wirtschaftlichen Problemen und einer Hungersnot, die dazu führte, dass 1854 der letzte Kurat seine Pfarre verlassen musste. Der Überlieferung nach war er gezwungen, Kirchenbänke zu verheizen, um nicht zu erfrieren. Die Aufgabe der Kirche war der Anfang vom Niedergang Hochkrumbachs. 1884 wurde die Ortschaft Warth angeschlossen, bis 1924 gab es den Doppelnamen Warth-Hochkrumbach, ehe der Name ganz gestrichen wurde. Erst der Tourismus brachte eine Trendwende.

Immer ein Anliegen

Im Gegensatz zu den Häusern, die fast zur Gänze verschwanden, war das Gotteshaus auf dem Simmel den Walsern immer ein Herzensanliegen. So wurde es 1910 saniert, als ein Schneesturm in der Nacht vom 18. auf 19. Jänner den Turm einfach herunterriss. Dabei dürften auch Dokumente, die in der Turmkugel verwahrt waren, in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Aus den Fragmenten war ersichtlich, dass der erste Seelsorger 1681 hier eingezogen ist und die Pfarrei ab 1854 verwaist war und ab 1867 zu Warth gehörte. Bei einer weiteren Renovierung im Jahre 1967 wurde die alte Schrift nicht mehr in die Turmkugel gegeben, sie wird seither im Pfarrarchiv von Warth aufbewahrt. Als die Turmkugel jetzt wieder geöffnet wurde, fand sich aber eine Schrift aus dem Jahre 1910 sowie ein Bericht über die Renovierung 1967. Auch ein kleines Kreuz, eine Medaille und eine kleine Madonna befanden sich in der Kugel.

Glocke steht in Lech

Der stark beschädigte Turm wurde mit einem Hubschrauber vom Kirchendach geholt und wird derzeit erneuert und soll noch im August wieder aufgesetzt werden. Die Glocke, 1949 vom damaligen Alpbesitzer Oskar Jäger, Großvater des heutigen Jägeralp-Hoteliers Oskar Jäger, gestiftet, befindet sich derzeit in Lech, wo sie um Spenden für die Kapellenrenovierung „wirbt“.

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