Vom positiven Miteinander in Bezau

In Bezau wohnen 36 Nationen, das ist nicht nur Grund für ein Integrationsfest mit Ulrich Gaul Gabriel am 28. August, das ist auch für das gesellschaftliche Zusammenleben in Bezau eine Besonderheit.

VN-Heimat: Herr Bürgermeister, wie kommt eine Wäldergemeinde zu einer solchen Vielzahl von Nationen?
Bgm. Georg Fröwis: Ganz einfach, unser ehemaliges Altersheim Vinzenzheim wurde von der Caritas bereits 2004 als Flüchtlingsheim angemietet und besteht nun bereits seit knapp 10 Jahren. Trotz anfänglicher Skepsis hat sich alles gut entwickelt. Beim Hochwasser 2005 arbeiteten die hier untergebrachten Personen sehr fest mit. Können viele kein Wort Deutsch wenn sie ankommen, erlernen sie die Sprache sehr schnell, finden hier Arbeit und gründen sogar neue Familien.

VN-Heimat: Bezau ist für viele weitere Gäste temporäres Daheim?
Bgm. Georg Fröwis: Dank unserer exzellenten Hotellerie und Gastronomie erfreut sich Bezau großen touristischen Interesses. In Kombination mit der neuen Seilbahn und der Museumsbahn haben wir viel zu bieten und sind sehr gut aufgestellt. 160.000 Fahrgäste bei der Seilbahn und 50.000 Fahrgäste bei der Museumsbahn sind eine tolle Bilanz für unsere 2000-Seelen-Gemeinde!

VN-Heimat: Worauf setzt die Wirtschaftspolitik der Gemeinde am meisten?
Bgm. Georg Fröwis: Wir setzen gleichmäßig verteilt auf Landwirtschaft,Tourismus, Handel und Dienstleistung. 50 Landwirte, davon sind die Hälfte noch Vollerwerbsbauern, sorgen für die Bestellung der Flächen, 800 Arbeitsplätze sind bei den Unternehmen im Dorf selbst vorhanden. 25 Fachgeschäfts sorgen für ein interessantes Warenangebot, das man in der ganzen Region schätzt. Und unsere Handwerksbetriebe sind krisenresistent und reagieren flexibel auf veränderte Gegebenheiten. Unsere Kommunalsteuereinnahmen sind konstant, die Mitarbeiterzahl konnte selbst in den schwierigen Jahren gehalten werden – wir schätzen es sehr, in einer so glücklichen Lage zu sein!

VN-Heimat: Dazu gehört auch, dass Bezau ein Bildungsstandort ist?
Bgm. Georg Fröwis: Neben der Volks- und der ältesten Hauptschule des Bregenzerwaldes die demnächst als Mittelschule geführt wird und dem Mittelschulsprengel Bezau, Reuthe, Bizau, Mellau, Bersbuch angehört, steht in Bezau auch die Polytechnische Schule für den ganzen Mittel- und Hinterwald mit Schülern von Schwarzenberg bis Warth zur Verfügung. Und unsere Bundesschulen – die Wirtschaftsfachschule, die Handelsschule und Handelsakademie, die Hotelfachschule und höhere Lehranstalt für Tourismus mit Matura – machen uns zu einem sehr starken Schulstandort. Wir verzeichnen zwischen 450 bis zu 1000 Schüler im Dorf, die für Belebung sorgen. 20 % der Schülerinnen und Schüler kommen vom Rheintal herein – das spricht für die Qualität unserer Ausbildung.

VN-Heimat: Welches sind anstehende größere Investitionen?
Bgm. Georg Fröwis: Das ist zweifelsohne die Großbaustelle für unser Sicherheitszentrum mit Feuerwehr, Bergrettung und Polizei. Hier werden alle Blaulichtorganisationen unter einem Dach vereint, eine Zentrumsgarage mit 50 Plätzen und oberirdischen 20 Parkplätzen realisiert. Das Investitionsvolumen beträgt fünf Millionen Euro. Weitere Ausgabeposten waren der Hochwasserschutz im Bereich Grebenbach und Bregenzerach, die allerdings fast fertiggestellt sind. Beim Bezauerbach wird noch ein Abschnitt von ca. 500 Metern Länge ausgebaut. Hier sind wir derzeit in der Planungsphase.

VN-Heimat: Ausblick: wo geht es hin für Bezau?
Bgm. Georg Fröwis: Wir wollen den hohen Standard beibehalten, unsere Stellung als Schul- und Wirtschaftsstandort soll selbstverständlich gehalten werden. Gemeinsam mit Unternehmern sind wir dabei, ein Gemeindeentwicklungskonzept zu entwickeln. Ein geordnetes Flächenmanagement und die Nutzung alter Bausubstanz und leerstehender Flächen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Wir sind bestrebt, im Zentrum die Geschäftsflächen zu beleben und zu erhalten. Bauten auf der grünen Wiese sollen vermieden werden. Unser Zentrum muss stark bleiben – wir haben derzeit nur einige wenige, kleine leerstehende Flächen die es wieder zu befüllen gilt. Dass das Postamt geschlossen wird und trotz Pleite Dayli noch als Postpartner im Gespräch ist, ist für mich allerdings nicht nachvollziehbar. Ein weiteres Zukunftsthema ist die Wohnraumbeschaffung für junge Bezauerinnen und Bezauer. Neben der Bereitstellung von erschwingdlichen Bauflächen sind hier auch Wohngemeinschaften und verdichtete Bauweisen zukunftsträchtige Szenarien.

VN-Heimat: Danke für das Gespräch!

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