Schlauchwehranlage sorgt für Sicherheit

An der Wasserfassung in Bezau wurde ein sogenannter Opferdamm durch eine moderne Schlauchwehranlage ersetzt. (Im Bild: Günther Meusburger, Polier der ausführenden Firma Oberhauser & Schedler)
Bezau, Andelsbuch. Das Wehr Bezau dient dem Wassereinzug an der Bregenzerach bei Flusskilometer 35,25 und der weiteren Überleitung zum Kraftwerk Andelsbuch der Vorarlberger Kraftwerke AG. Die entnommene Wassermenge variiert je nach Wasserführung in der Bregenzerach und beträgt bis 29 Kubikmeter in der Sekunde. Das extreme Hochwasserereignis im August 2005 zeigte, dass der Flussabschnitt im Bereich des Wehres den Ansprüchen an die Hochwassersicherheit nicht genügte. Aus diesem Grund wurde flussaufwärts des Wehres als vorübergehende Sofortmaßnahme ein sogenannter Opferdamm errichtet. Zeitgleich wurden mittels eines physikalischen Modellversuchs an der Universität Innsbruck umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, deren Ziel es war, das komplexe System von Abfluss und Geschiebeführung im Bereich des Wehres zu erfassen und eine nachhaltige Lösung zur Gewährleistung der Hochwassersicherheit zu finden.

Opferdamm in Kombination mit einem Schlauchwehr

Wer sich an dieser Stelle fragt, was ist eine Schlauchwehranlage und was ist ein Opferdamm, dem sei nach gründlicher Recherche folgendes gesagt. Der erwähnte Opferdamm begann bei Abflüssen mit mehr als 250 Kubikmeter in der Sekunde, dies entspricht ca. einem 30-jährigen Hochwasser, an einer Sollbruchstelle zu erodieren und gab so den Querschnitt eines Entlastungsgerinnes, der so genannten Flutmulde, frei. Unterhalb der Wasserfassung wurde das über die Flutmulde umgeleitete Wasser wieder in das Bachbett der Bregenzerache eingeleitet. Auf diese Weise konnte bei Extremereignissen der Wasserspiegel flussaufwärts gesenkt werden. Probleme bereiteten weiterhin Sohlauflandungen im Bereich der Straßen- und Eisenbahnbrücke, wodurch bei extremen Hochwasserereignissen das notwendige Freibord unterhalb der Brücken nicht eingehalten werden konnte.

Beweglicher Wehrverschluss

Regelmäßige Baggerungen zur Herstellung der erforderlichen Sohllagen waren die Folge. Durch die Installation eines beweglichen Wehrverschlusses in einem Teilbereich des Opferdammes kann nun das Geschiebe in der Bregenzerach auch bei verhältnismäßig geringen Abflüssen weitergeleitet werden. Anlandungen im Bereich der Brücken werden somit weitgehend verhindert. An das Schlauchwehr schließt weiterhin ein Opferdamm an, welcher bei Extremereignissen ab ca. 300 m³/s den vollen Abflussquerschnitt der Flutmulde freigibt. Im Zuge der Errichtung des Schlauchwehres wurden ebenso umfangreiche flussbauliche Maßnahmen zur Erhöhung der Hochwassersicherheit im Bereich der Wasserfassung Bezau getätigt.

Schlauch aus Kunststoff

Die Schlauchwehranlage besteht aus einem Schlauch aus Kunststoffgewebe, welcher mittels Metallprofilen auf einen Wehrrücken geklemmt wurde. Durch ein Füllmedium (Wasser oder Luft) wird im Schlauch ein höherer Druck erzeugt, als jener Druck, welcher durch das am Schlauch anstehende Wasser entsteht. Folglich richtet sich der Schlauch auf und dient als Verschlussorgan. Beim Projekt in Bezau wurde Wasser als Füllmedium verwendet. Dieses habe gegenüber Luft den Vorteil, so Projektleiter Florian Sollerer, dass das wassergefüllte Schlauchwehr schwingungsunempflindlicher sei und kontrollierter abgesenkt werden könne. Die Bauzeit betrug exakt ein halbes Jahr, die Arbeiten wurden am 7. Jänner 2013 begonnen, im Juni 2013 beendet. Der Marktgemeinde Bezau entstehen keine Kosten, diese werden zur Gänze von den VKW getragen.

Die wesentlichen Vorteile eines Schlauchwehrsystems gegenüber herkömmlichen Wehrverschlüssen:

• Flexibler Wehrkörper ohne Behinderung für Treibgut und Eis
• Stufenlose und stabile Regulierbarkeit des Wasserspiegels
• Sichere, selbsttätig wirkende Hochwasserentlastung
• Keine Korrosionsgefahr durch Verzicht auf mechanische Wehrteile
• Umweltfreundlicher Betrieb ohne Schmiermittel
• Geringe Betriebskosten durch minimalen Fremd-Energieeinsatz

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