Die Wäldertracht mit Stolz tragen

file64vs8k1r51jraivgnxb.jpgWäldertracht. (ajk) Erstaunlich groß war das Interesse an einem Abend zum Thema „Die Wäldertracht mit Stolz tragen“. Der Frauenbund Bizau hatte dazu in die „Taube“ geladen und Juppen-Fachfrau Resi Bals aus Hittisau informierte.

„Es waren 40 Frauen da, die jüngsten etwa 20 aber auch 70-jährige, die sicher wissen, wie man unsere Tracht richtig trägt.“ Veronika Österle, Schriftführerin des Frauenbundes, zeigte sich erfreut über das große Interesse. Anlass für die Einladung waren Beispiele von Frauen, die offenbar die Regeln nicht genau kannten, die es beim Tragen der Tracht zu beachten gilt. Dabei ist heute alles erheblich lockerer als noch vor wenigen Jahrzehnten. Denn ohne ausreichend lange Haare für einen Zopf musste eine Frau früher nicht daran denken, öffentlich in einer Juppe aufzutreten. Bei Trachtenvereinen wachte man besonders streng über diesen ehernen Grundsatz.

Regeln und Tipps

Nachdem dieses strenge Reglement beinahe zum völligen Verschwinden der Wäldertracht aus der Öffentlichkeit geführt hatte, ist die Haartracht heute nicht mehr entscheidend. Obwohl: Natürlich ist es undenkbar, die Haare unter der Kopfbedeckung lang zu tragen – der Nacken gehört freigelassen. Informationen über Geschichte und Herstellung der Juppe wurden in der „Taube“ ebenso besprochen wie Tipps, wie etwa der Schal, das breite Tuch mit Fransen, richtig zu tragen sei.

Lôôd und Brämôkappô

Im „Lôôd“, also in einem Trauerfall, ziert nur eine ganz einfache, schlichte Schnalle den Gürtel, besser natürlich „Göartl“. Kaum mehr zu sehen ist hingegen die „Schtuchô“, das weiße Trauertuch über Kopf und Schultern. Veronika Österle: „Die Schtuchô kann kaum eine Frau allein richtig anlegen. Ganz selten sieht man das noch an Jahrtagen oder an Allerseelen.“

Und die „Brämôkappô“ aus Seehund- oder Biberfell galt einst als „Ranscharkappô“, war also nur für den Ausgang in einer anderen Gemeinde gedacht. Spitzkappe und Strohhut, der schwarze „Schëahuod“ hingegen sind als Kopfbedeckung noch öfter zu sehen.

„Wäh“ sein

Will eine Wälderin bei einem Anlass gut aussehen, also „wäh“ beieinander sein, dann ist die Juppe mit Mieder, Vortuch, Bändeln und den passenden Ärmeln der richtige Griff. „Auch ältere Frauen sehen darin stets besser aus als in einem Kostüm“, gibt Österle die weit verbreitete Meinung wieder. Was aber gar nicht geht, das ist die Verwendung von Bestandteilen der Tracht zu moderner Kleidung oder gar für Nicht-Wälderinnen als Kostüm auf einem Ball. Da sind die Regeln nach wie vor streng.

Aus für „Jungfrauenfahne“

Das gilt auch für die Kopfbedeckung der ledigen Frauen, das „Schappalë“ aus Goldfaden und Pailletten. „Das könnte auch eine ältere Frau tragen, wenn sie Jungfrau ist“, weiß Österle. Das mit den Jungfrauen ist aber halt so eine Sache, auch im Bregenzerwald. Vor Jahren gab es in Bizau neben anderen Fahnen auch die der Jungfrauenkongregation. Dahinter versammelten sich beim Bittgang und bei anderen Prozessionen eben die Jungfrauen. Bis eines Tages der Fahnenträger mit seiner Fahne allein dastand. Es wollte sich keines der erwachsen werdenden Mädchen schwach anreden lassen, lieber ging man während der Prozession neben der Mutter. So wurde die Jungfrauenfahne eben eingemottet. Aber das prachtvolle „Schappalë“, das tragen manche junge Frauen auch heute noch mit Stolz.

Und wie hält es Veronika Österle selbst mit der Wäldertracht? „Ich habe natürlich eine daheim“, lacht sie. „Getragen habe ich sie leider noch nie. Ich pass halt nach den Kindern nicht mehr hinein.“

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Kommentare zu diesem Artikel

  • War ganz fasziniert von der Sendung im ORF; mich würde interessieren, wo und wann man diese wunderschönen Trachten zu sehen bekommt - bei welchen öffentlichen Festen etc. (vielleicht hab’ ich zu wenig ausgepasst); mfG F. David