Wälder Museumsbahn im Umbruch

Neue Vereinsform in Diskussion – Pionier Hans Meusburger plant Rückzug in verdiente Pension.

Bezau. (stp) Pfingsten ist traditionell der Start für die Saison der Bregenzerwälder Museumsbahn, ein europaweites Vorzeigeprojekt. Mit den ersten fahrplanmäßigen Fahrten trat das Bähnle aber auch – symbolisch – die Fahrt in eine neue Ära an, denn ab kommender Saison soll dieses Projekt, das Obmann Hans Meusburger mit seinem Vorgänger, dem damaligen Bürgermeister Erich Schäffler vor mehr als 25 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes „auf Schiene“ gebracht hat, neue Strukturen bekommen.

Ehrenamtliche überfordert

Im Sommer feiert Meusburger seinen 80. Geburtstag, dann möchte er die Führung des Vereins in jüngere Hände legen und auch seine Aktivitäten reduzieren. Mit ihm möchte sich auch sein langjähriger Mitstreiter Jakob Bobleter in die zweite Reihe zurücknehmen. Die Nachfolgefrage führte zu einer Grundsatzdiskussion. Mit dem Ergebnis, dass sich der Verein durch seinen sensationellen Erfolg selbst in eine Lage versetzt hat, in der Ehrenamtliche mehr und mehr überfordert sind. „Die Museumsbahn ist eine Attraktion, aus dem touristischen Angebot nicht wegzudenken“, betont Tourismusobmann Bgm. Helmut Blank, der auch dem Vorstand des Bähnlevereins angehört. Und Blank macht im VN-Gespräch auch deutlich, dass „jetzt dringender Handlungsbedarf besteht, im wahrsten Sinne des Wortes, Weichen für die Zukunft zu stellen“.

Neuer Waggon

Eigentlich wäre Meusburgers Rücktritt schon im Rahmen der Jahreshauptversammlung im März auf der Tagesordnung gestanden, aber zwei Gründe haben ihn bewogen, noch ein Jahr anzuhängen. Zum einen möchte er den neuen Waggon, an dem er seit Silvester arbeitet, noch fertigstellen und zum anderen in der Arbeitsgruppe, die eine Lösung für die künftige Vereinsstruktur erarbeiten will, noch mitarbeiten. Stichwort mitarbeiten: Meusburger hat in den vergangenen mehr als 20 Jahren den Großteil des „Fuhrparks“ buchstäblich eigenhändig erarbeitet. „Die neue ,Wälderschenke ist mein achtes Projekt, zuletzt habe ich den Waggon für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen gebaut, aber wenn die neue Schenke in Betrieb genommen werden kann, dann ist endgültig Schluss.“ Seit Silvester 2011 habe ich praktisch jeden Werktag – einschließlich Samstage und manchmal auch am Sonntag – gearbeitet, da kannst du dir selbst ausrechnen, wie viele Stunden ich seither dran war, ich schreib mir das nicht mehr auf.“ Die Rechnung ist einfach – bis zur Inbetriebnahme des Fahrzeugs werden es weit über 1000 freiwillige Arbeitsstunden sein, die er in sein „Abschiedsgeschenk“ investiert hat.

Richtige Balance finden

„Wir sind seit Längerem im Gespräch“, so Blank, der betont, dass „es uns sehr wichtig ist, die Ehrenamtlichkeit zu erhalten. Wir möchten vermeiden, dass alle jene, die zum Teil seit Beginn des Bähnlevereins dabei sind und den Erfolg der Museumsbahn mitgetragen haben, jetzt das Gefühl bekommen, nicht mehr gebraucht zu werden. Ganz im Gegenteil: Wir bauen auf diese Ehrenamtlichkeit, wollen sie sicherstellen und professionell begleiten, den Idealisten im Hintergrund Arbeit und Verantwortung abnehmen. Hier die richtige Balance zwischen unverzichtbarem Ehrenamt und notwendiger professioneller Unterstützung zu finden, ist unsere Herausforderung in den kommenden Monaten.“

Geheimnis des Erfolgs

Warum den Verantwortlichen die Ehrenamtlichkeit so wichtig ist? „Sie war und ist das Geheimnis des Erfolgs der Museumsbahn. Ohne diese Idealisten, die immens viel Zeit und Geld in ihre Idee, von der sie von Anfang an überzeugt waren, investierten, stünde das Museumsbähnle heute nicht so da. Wahrscheinlich gäbe es sie überhaupt nicht mehr“, so Blank, für den die Ehrenamtlichkeit auch in Zukunft die „Seele des Museumsbähnles“ sein soll.

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